Den Handballern des HSV gelang mit einem 31:26-Erfolg gegen den TV Großwallstadt der elfte Bundesligasieg in Folge. Die Hamburger verbesserten sich in der Tabelle wieder auf den zweiten Platz hinter dem THW Kiel.

Es war ein Kraftakt. Doch die Handballer des HSV Hamburg bewiesen Moral gegen den Tabellenelften TV Großwallstadt und erkämpften sich nach mühsamer erster Hälfte einen am Ende souveränen 31:26-(16:12)-Sieg. "Das war ein hartes Stück Arbeit, wir haben uns das zeitweise schwerer als nötig gemacht", meinte HSV-Trainer Martin Schwalb.

Das Spiel hatte mit einer Schweigeminute für Junioren-Nationalspieler Sebastian Faißt vom Bundesliga TSV Dormagen begonnen. Der 21-Jährige war am vergangenen Mittwoch bei einem Junioren-Länderspiel tot zusammengebrochen. Ursache war ein Herzversagen. Faißt galt als eines der größten Talente des deutschen Handballs.

Der HSV hatte gerade in der ersten Halbzeit Mühe, ins Spiel zu finden. Die Mannschaft begann nervös, beklagte unnötige Ballverluste und musste sich in der Anfangsphase jeden Treffer hart erarbeiten. Dem TV Großwallstadt hingegen gelangen in den ersten zehn Minuten einfache Tore gegen eine zunächst schwache HSV-Abwehr. Nach 13:56 Minuten und einem Spielstand von 8:6 für die Großwallstädter reichte es Schwalb schließlich. Sichtlich erregt zückte er die grüne Time-out-Karte und wies seine Mannen zurecht. Die Deckung wurde neu formiert: Für Bertrand Gille spielte fortan Matthias Flohr. Für weiteren Unmut beim HSV-Trainer sorgte die Leistung des Schiedsrichtergespanns Biaesch/Sattler, mit dessen Entscheidungen sich die Hamburger nicht immer einverstanden zeigten.

Lautstark angefeuert von den 9745 Fans in der Color-Line-Arena kämpfte sich der HSV mühsam in die Partie hinein. Zwei aufeinanderfolgende Tempogegenstöße des erneut engagiert aufspielenden Stefan Schröder sicherten dem HSV in der 23. Minute erstmals einen Dreitorevorsprung. Mit 16:12 konnten die Hamburger angesichts der bewiesenen Moral im Spiel zufrieden in die Halbzeitpause gehen.

In der zweiten Hälfte konnte der HSV seinen Vorsprung trotz dreier Zeitstrafen gegen Dimitri Torgowanow und den erneut eingewechselten Bertrand Gille (2) behaupten. Der TV Großwallstadt verkürzte den Rückstand in der 41. Minute zwar noch einmal auf zwei Tore, brachte die jetzt aggressiver auftretenden Hamburger allerdings in keiner Phase des Spiels mehr ernsthaft in Bedrängnis.

Bis zur 51. Minute sorgten dann sieben Treffer (davon drei Siebenmeter) des nach der Pause eingewechselten Hans Lindberg sowie ein Tor Torgowanows sogar für einen zwischenzeitlichen Siebentorevorsprung (29:22). Am Ende siegte der HSV dank einer kämpferischen Leistung 31:26. Fans und Spieler feierten. Mit dem Sieg gegen Großwallstadt ist der HSV der Vizemeisterschaft wieder einen Schritt näher gekommen.

Größtes Thema in der Color-Line-Arena waren am Sonnabendnachmittag jedoch die Bestechungsvorwürfe gegen den THW Kiel, am nächsten Sonnabend Gast in Hamburg. "Wenn die Anschuldigungen zutreffen, droht nicht nur der THW Kiel, sondern der gesamte deutsche Handball Schaden zu nehmen", fürchtet HSV-Geschäftsführer Peter Krebs. Eine schnelle Aufklärung sei jetzt erforderlich. Da sich die inkriminierten Vorfälle auf die Europapokal-Wettbewerbe beziehen, drohen den Kielern wahrscheinlich nur internationale Sanktionen.

Ausgangspunkt der Affäre war nach einem Bericht des "Spiegel" im Sommer 2007 ein Männerabend auf der Finca von HSV-Handball-Präsident Andreas Rudolph auf Mallorca. Dort soll Kiels Managers Uwe Schwenker vor Zeugen gesagt haben: "Willst du die Champions League gewinnen, musst du einen Deal mit den Schiedsrichtern machen." Wie wichtig das ist, mussten die Kieler ein Jahr später im Champions-Legaue-Finale gegen Ciudad Real erfahren. Der THW hatte das Hinspiel in Spanien mit zwei Toren Vorsprung gewonnen, doch am Tag des Rückspiels in der Ostseehalle wusste Kiels Trainer Zvonimir Serdarusic bereits, dass die Titelverteidigung misslingen werde. "Sie haben das Geld nicht genommen", soll er laut "Spiegel" seinem Manager Schwenker vor dem Anpfiff gesagt haben. Kiel verlor klar, Ciudad Real gewann die Champions League 2008.

Der THW Kiel bestreitet weiter alle Vorwürfe. In einer Erklärung des Klubs heißt es: "Die Veröffentlichungen auf der Internet-Seite "Spiegel-Online" vom heutigen Tage enthalten erneut bösartige Gerüchte über den THW Kiel, ohne dass hierfür eine tatsächliche Basis vorhanden wäre. Richtig ist, dass weder Uwe Schwenker noch der THW Kiel jemals Schiedsrichter bestochen haben oder an Schiedsrichterbestechungen beteiligt waren. Demgegenüber ist es falsch und frei erfunden, dass Uwe Schwenker gegenüber einem Gesellschafter der Rhein-Neckar Löwen Bestechungen bestätigt haben soll. Er hat lediglich in einem Gespräch mit Jesper Nielsen, an dem auch der THW-Gesellschafter Dr. Hubertus Grote teilgenommen hat, bestätigt, von den Gerüchten gehört zu haben und diese in gleichem Zusammenhang zurückgewiesen."

Statistik: Tore: HSV Hamburg: Lindberg 12 (8 Siebenmeter), Schröder 5, Hens 5, Jansen 3, Torgowanow 2, Lackovic 2, G. Gille 2; TV Großwallstadt: Kunz 8 (5), M. Müller 5, Tiedtke 4, Larsson 2, O. Köhrmann 2, Kneer 2, Spatz 1, Schmeißer 1, Zdrahala 1. Schiedsrichter: Biaesch/Sattler (Bad Soden/Oberursel). Zuschauer: 9745. Zeitstrafen: 3; 3.