Nur der 1. FC Köln ist noch bunter - Teammanager Marinus Bester und Jürgen Ahlert haben alle Hände voll zu tun, die unterschiedlichen Bedürfnisse der “Multikulti-Mannschaft“ zu befriedigen. Die Bilder der besten 15 HSV-Ausländer.

Hamburg. Selten wurde in der Kabine der HSV-Profis so viel gelacht wie in den vergangenen Tagen. Grund für die gute Stimmung ist dabei gar nicht mal der Sieg zum Rückrundenstart gegen Bayern München, sondern vielmehr das babylonische Fußball-Sprachgewirr, das seit dem Wochenende in den Katakomben der Nordbank-Arena Einzug gehalten hat. Gleich fünf neue Profis aus fünf verschiedenen Ländern wurden im Endspurt der Transferfrist verpflichtet. "Jeder spricht hier eine andere Sprache. Teilweise müssen wir uns über die verschiedenen Begriffe regelrecht kaputtlachen", berichtet Außenverteidiger Jerome Boateng, der als Deutsch-Ghanaer von Haus aus Erfahrungen mit verschiedenen Kulturen gemacht hat.

Mit den Verpflichtungen von Michael Gravgaard (Dänemark), Khalid Sinouh (Holland-Marokkaner), Mickael Tavares (Frankreich/Kapverden), Tomas Rincon (Venezuela) und Albert Streit (Deutschland) hat der HSV nicht nur in der Bundesliga sondern auch in der "Multikulti"-Statistik einen Spitzenplatz eingenommen (siehe Tabelle). Nur der 1. FC Köln hat mehr Nationen unter Vertrag.

Direkt von der Nationenvielfalt betroffen ist ausgerechnet Ur-Hamburger Marinus Bester. Der Teammanager des HSV ist im Dauereinsatz, pendelt zwischen Elysee-Hotel, Nordbank-Arena, dem Autohaus an der Kollaustraße und der Praxis von Teamarzt Dr. Oliver Dierk. Denn nachdem Sportchef Dietmar Beiersdorfer nach dem Ende der Transferfrist endlich mal wieder durchpusten kann, beginnt für Bester die eigentliche Arbeit so richtig erst jetzt. Bester ist gemeinsam mit Jürgen Ahlert dafür verantwortlich, dass sich die neuen HSV-Profis wohlfühlen und schnell in Deutschland integrieren. "Fünf Neue auf einmal sind gewöhnungsbedürftig, aber auch das schaffen wir", sagt Bester, der mit Ahlert dafür zu sorgen hat, dass die HSV-Ausländer Deutsch lernen, ein Dienstfahrzeug bekommen, vom Teamarzt durchgecheckt werden und zeitnah eine Wohnung finden.

Und so sehr sich Bester und Ahlert bemühen, sind den beiden auch Grenzen gesetzt. Der Brasilianer Thiago Neves, der sogar auf Dolmetscher Dennis Pauschinger zurückgreifen konnte, ließ sich nur schwer ins Mannschaftsgefüge integrieren, wurde schließlich wieder zurück in die Heimat geschickt. Die Gefahr, dass durch immer mehr Nationen auch größeres Konfliktpotenzial entstehen könnte, sieht Beiersdorfer trotzdem nicht: "Mit der Integration sollte es keine Probleme geben. Und wenn es doch nicht harmoniert, dann können wir im Sommer reagieren." Fußballglobalisierung im 21. Jahrhundert.

Wer Bester über die unterschiedlichen Bedürfnisse der Profis aus den unterschiedlichen Ländern befragt, muss Zeit zum Zuhören mitbringen. Gerne erzählt der Ex-Profi beispielsweise, wie ihn der nigerianische Stürmer Macauley Chrisantus verzweifelt vom Flughafen angerufen hat, weil er Probleme hatte, 320 (!) Kilogramm Gepäck einzuchecken. Und auch an einen Anruf des früheren Hamburgers Emile Mpenza erinnert sich Bester bestens. Der Belgier war irritiert, nachdem die Öl-Kontrollleuchte seines Porsche Cayennes aufleuchtete. Mpenzas Problem: Er fand an seiner Luxuskarosse keine Öffnung zum Nachfüllen.

Während Bester und Ahlert also für alle Bereiche des Lebens die passende Antwort suchen, muss Trainer Martin Jol darauf achten, dass das Vielvölkergemisch auch auf dem Platz funktioniert. "Das hat auch was mit Management zu tun. Die Gemeinschaft ist bei uns das Wichtigste, auch wenn es nicht immer einfach ist", sagt der Niederländer, der Deutsch als Amtsprache angeordnet hat. So haben einige Spieler sogar einen Deutschpassus in ihrem Vertrag stehen. Boateng sollte sich also gar nicht erst an die spaßige Sprachenvielfalt in der Kabine gewöhnen.