Unter den 20 größten deutschen Vereinen finden sich fast nur Fußball-Bundesligisten. Doch die Zahlen täuschen. Die Profiklubs mit ihren Supportern...

Unter den 20 größten deutschen Vereinen finden sich fast nur Fußball-Bundesligisten. Doch die Zahlen täuschen. Die Profiklubs mit ihren Supportern sind im engeren Sinn keine Vereine. Ihnen fehlt ein wesentliches Attribut: Die sportliche Aktivität. Und die wenigsten übernehmen im Verein ehrenamtliche Aufgaben. Supporter sind Zuschauer, nehmen eine Dienstleistung in Kauf: Günstige Eintrittspreise und Fahrten, schnelle Informationen, preiswerte Fanartikel. Unter der Gemeinsamkeit herrschen viele Interessen: Hardcorefans wollen die Vereinsseele sein, Fußballenthusiasten Hintergründe erfahren, Neugierige Termine wissen, auswärts Arbeitende Heimatluft spüren. Fußballvereine ermöglichen Identität - in anonymen Arbeitswelten und globaler Mobilität wichtiger denn je.

All das kulminiert im wöchentlichen Fußballtheater, wo Zuschauer die leidenschaftliche Kulisse bilden. Stadionarchitektur suggeriert die große Einheit, Offenheit des Spielausgangs erhöht Spannung, Zuschauermassen erhöhen Gefühlsansteckung. Fußball ist Dramatik pur und ohne Drehbuch: In Minuten stürzt Zidan vom Erretter in den Abgrund. Das Schauspielhaus gerät dagegen zur Ausnüchterungszelle. Die bunte Schar der Supporter hat nur begrenzte Gestaltungskraft. Sie bilden keine vereinte Gemeinsamkeit, sondern deren Projektion. Sie wird mit Gesängen, Schals, Trikots und Fahnen bedient. Und gut inszeniertem, möglichst erfolgreichem Fußball. Wer den organisiert, egal mit wem und woher, hat den Großteil der Supporter zufriedengestellt.

Dr. Schulke ist Professor an der Macromedia-Hochschule für Medien und Kommunikation