Weil der Kroate Ivica Olic gesperrt fehlt, kommt der frühere Münchner Paolo Guerrero von der Ersatzbank und soll im Zusammenspiel mit Mladen Petric für die nötigen Tore gegen den Rekordmeister sorgen. Bilder vom HSV.

Hamburg. Er war bislang der Lukas Podolski des HSV. War. Als Stürmer Nummer drei, der meistens zusehen musste, wenn zwei andere Kollegen stürmten. Heute Abend aber soll Paolo Guerrero gegen den Rekordmeister aus München für die nötigen Siegtore der Hamburger sorgen, denn der Peruaner greift an der Seite von Mladen Petric von Beginn das Bayern-Tor an. So hofft er jedenfalls: "Ich war natürlich unzufrieden, keiner mag auf der Bank sitzen, auch ich nicht. Ich denke aber, dass ich gegen die Bayern stürmen darf." Guerrero - der HSV-Held, der von der Ersatzbank kommt?

Als eine echte Chance will Paolo Guerrero seinen heutigen Einsatz aber nicht verstanden wissen. Er weiß, dass er nur ein Ersatzmann für den gesperrten Ivica Olic ist: "Das ist keine Chance. Ich spiele, weil ich spielen muss." Mehr nicht. Immerhin hat sich der selbstbewusste 25-jährige HSV-Stürmer nie so laut und wehleidig beklagt wie Podolski in München. Und Guerrero verspricht: "Unsere gesamte Mannschaft arbeitet im Moment so gut zusammen, dass wir zwangsläufig gute Torchancen haben. Und ich werde diese Chancen auch reinmachen."

Trainer Martin Jol hatte Guerrero zwar immer wieder sehr gelobt, aber dennoch das (torgefährlichere) HSV-Sturm-Duo Olic/Petric bevorzugt. Und Guerrero machte dabei stets gute Miene zum für ihn bösen Spiel. Er maulte nicht, er beklagte sich nie öffentlich, er drohte nie mit einem Vereinswechsel. Absolut vorbildlich. Und zum Wohle für die Mannschaft, die so nicht durch ständige Beschwerden und öffentliche Nörgeleien beeinträchtigt wurde.


HSV: Vor dem Bayern-Spiel


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"Spiele gegen den FC Bayern sind immer eine Freude, wir freuen uns alle sehr darauf und sind alle sehr heiß - wir wollen mit einem Sieg Tabellenführer werden", sagt Jose Paolo Gonzales Guerrero, der von 2002 bis 2006 für die Münchner stürmte, bevor er zum HSV wechselte. Im Hinspiel, am 15. August 2008, traf er beim 2:2 einmal (das zweite Tor erzielte Piotr Trochowski per Strafstoß). Guerreros heutiger Sturmpartner spielte zu dieser Zeit noch für Borussia Dortmund: Mladen Petric. Der Kroate kam erst während der schon angelaufenen Saison nach Hamburg und trifft damit heute zum ersten Mal im HSV-Trikot auf die Bayern.

"Wir spielen heute gegen die herausragende Mannschaft der Liga, die Münchner haben den besten und breitesten Kader", sagt Petric, der aber kampfeslustig und optimistisch zugleich anfügt: "Wir können auch ohne Ivica Olic gegen die Münchner siegen, denn Paolo Guerrero ist genau so imstande, Tore zu schießen."

Kurios: Bei sieben von 17 Bundesliga-Spielen standen Petric und Guerrero zwar gemeinsam auf dem Platz, nie aber waren sie dabei bis zum Schlusspfiff gemeinsam auf dem Rasen. Das verhinderten jeweils Ein- und Auswechslungen. Deshalb beträgt die gemeinsame Spielzeit des heutigen HSV-Sturm-Duos auch nur 324 Minuten, wobei beide nur jeweils einmal ins gegnerische Tor trafen.

Für Mladen Petric, der acht der bisherigen 26 HSV-Tore in der Liga erzielen konnte, ist das heutige Spiel gegen den FC Bayern nichts Besonderes: "Ein Spiel wie jedes andere, ich habe deswegen keine schlaflose Nacht. Natürlich hat Bayern einen großen Namen, natürlich sind die Bayern besser als alle anderen, aber wir müssen in jedem Spiel alles abrufen."

Das wird auch heute geschehen, aber ob es dann reicht für einen HSV-Sieg? Petric gibt sich gelassen: "Selbst wenn nicht, wäre die Meisterschaft noch lange nicht entschieden. Dann stehen ja immerhin noch 16 weitere Begegnungen auf dem Plan, davon sollten wir uns also nicht verrückt machen lassen."

Dass der HSV nach den heutigen 90 Minuten Tabellenführer sein könnte, lässt Mladen Petric auch ganz kalt: "Das hatten wir zu Beginn der Saison doch auch schon einige Male. Und was hat es uns gebracht? Nichts. Wichtig ist, was am Saisonende ist."