Damit konnten die vier Fans von 1860 München nun wirklich nicht rechnen. Als das Quartett gestern Nachmittag an der Kollaustraße vorbeischaute, um...

Hamburg. Damit konnten die vier Fans von 1860 München nun wirklich nicht rechnen. Als das Quartett gestern Nachmittag an der Kollaustraße vorbeischaute, um sich das Training des FC St. Pauli anzugucken, musste es wenig später enttäuscht von dannen ziehen. Durch einen Mitarbeiter der Geschäftsstelle hatten sie erfahren, dass das Training des Kiezklubs kurzerhand an den Brummerskamp nach Eidelstedt verlegt wurde. "Da sind wir die 800 Kilometer umsonst gefahren", grantelte einer der Löwenfans, wohlwissend, dass der eigentliche Grund der Reise das heutige Pokalspiel seines Teams gegen den HSV war.

Ein ähnlich schlechtes Timing wie die vier Bajuwaren hatten zuletzt auch immer wieder die Profis des FC St. Pauli, die sich während der 90 Spielminuten vornehmlich mit der Defensivarbeit beschäftigen sollen: eben immer einen Tick zu spät. Die Konsequenz der momentanen Schlafmützigkeit der Abwehr kann in den Resultaten der drei Tests während der Winterpause abgelesen werden: 2:4, 3:3 und 0:3. Damit kassierten die Hamburger in nur drei Partien bereits zehn Gegentore, was Trainer Holger Stanislawski kurz vor dem Rückrundenstart in Osnabrück (Fr., 18 Uhr/Premiere) zu einer schmerzhaften Erkenntnis verhilft: "Es ist zu einfach, gegen uns Tore zu schießen."

Und so simpel die Feststellung klingen mag, so schwierig dürfte die Suche nach einer Erklärung sein. Einer der Hauptgründe trainierte im Gegensatz zu seinen Kollegen gestern sehr wohl an der Kollaustraße. Marcel Eger, der in der Hinrunde ein sehr ordentliches Duo in der Innenverteidigung mit Ralph Gunesch gebildet hatte, konnte aufgrund seiner Probleme an der Achillessehne erneut nur ein paar Runden drehen. Wie schon in den Tests wird Stanislawski den Abwehrmann, der wohl in Kürze seinen im Sommer auslaufenden Vertrag verlängern wird, auch in Osnabrück schmerzlichst vermissen. Dort soll ihn der genesene Fabio Morena, der allerdings nach vier Monaten Pause noch nicht ganz wieder der Alte ist, erneut vertreten.

Viel zu häufig wie der Alte wirkte zuletzt Linksverteidiger Benjamin Weigelt, der keine gute Hinrunde gespielt hatte und auch im Test gegen Wolfsburg den angeschlagenen Jan-Philipp Kalla mehr schlecht als recht vertrat. Und da selbst die sonst so konstant guten Gunesch und Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach noch nicht ihre Form gefunden haben, könnte Stanislawski entscheiden, die strauchelnde Viererkette durch einen zusätzlichen Defensivmann im Mittelfeld zu unterstützen. Nutznießer könnte Marc Gouiffe a Goufan sein, der neben Fabian Boll als einziger Mittelfeldabräumer das Hauptkriterium für eine Nominierung erfüllt: er ist gesund. Wollen sich die Löwenfans vor dem heutigen Spiel ihres Teams davon überzeugen, dann sollten sie um 9.30 Uhr beim Training vorbeigucken - aber bitte am Brummerskamp.