Der Hamburger besiegt den Italiener Cipolla, trifft in der dritten Runde am Sonnabend jedoch auf den spanischen Weltranglistenersten Rafael Nadal.

Melbourne. Debakel "Down Under": Von 20 deutschen Tennisprofis zum Auftakt der Australian Open steht nach vier Tagen nur noch der Name von "Oldie" Thomas Haas in den Teilnehmerlisten. Ausgerechnet der 30 Jahre alte Langzeitverletzte, dessen Einsatz beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres bis zuletzt unsicher war und der ohne jede Matchpraxis nach Melbourne reiste, schaffte als einziger den Sprung in die dritte Runde. Dort trifft Haas morgen allerdings auf den Weltranglistenersten, French-Open-, Wimbledon- und Olympiasieger Rafael Nadal aus Spanien.

"Ich werde versuchen, Nadal das Leben so schwer wie möglich zu machen", sagte Haas gestern nach seinem lockeren 6:1, 6:2, 6:1-Erfolg in nur 98 Minuten gegen den italienischen Qualifikanten Flavio Cipolla. Zu diesem Zeitpunkt hatte Andreas Beck (Ravensburg) im Melbourne Park bereits gegen den Österreicher Jürgen Melzer verloren; wenig später verabschiedeten sich in schöner Regelmäßigkeit Tatjana Malek (Bad Saulgau), Michael Berrer (Stuttgart) und auch Hoffnungsträgerin Sabine Lisicki (Berlin). Am späten Abend erwischte es auch die erste große Favoritin. Wimbledon-Siegerin Venus Williams (USA) verlor gegen die Australian-Open-Debütantin Carla Suarez-Navarro aus Spanien 6:2, 3:6, 5:7. "Ich weiß nicht, wie ich das gemacht habe. Ich habe bloß gespielt", sagte die Spanierin. Im dritten Satz lag sie schon 2:5 zurück und wehrte einen Matchball ab.

Im öffentlich-rechtlichen Frühstücksfernsehen in Deutschland wurde der überforderte Italiener Cipolla als "seltenes Exemplar" präsentiert, das gegen einen Deutschen verliere. Ob Rainer Schüttler, Philipp Kohlschreiber oder Anna-Lena Grönefeld - für 19 Akteure aus dem Aufgebot des Deutschen Tennis Bundes (DTB) war Australien keine Reise wert. "Natürlich bin ich enttäuscht, aber es war trotzdem knapp", sagte Lisicki nach dem 3:6, 4:6 gegen die Australierin Samantha Stosur auf dem voll besetzten Center Court.

Im vergangenen Jahr hatte sie hier noch die dritte Runde erreicht und verkündet, sie wolle die Nummer eins der Welt werden. Nun saß sie im Interviewraum für die "Kleinen" und sagte: "Es hat trotzdem Spaß gemacht. Das wird nicht mein letztes Match gewesen sein." Berrer verlor gegen den Tschechen Radek Stepanek 3:6, 2:6, 7:6 (7:3), 5:7 und sagte: "Ich bin gar nicht so arg niedergeschlagen. Ich habe nicht schlecht gespielt und ziehe daraus Positives." Unvergessen blieb der bizarre Auftritt Kohlschreibers am Tag zuvor, der nach seiner Fünf-Satz-Pleite gegen den Franzosen Fabrice Santoro seinen Gegner beleidigte, das Grand-Slam-System kritisierte, und damit Kopfschütteln bei den Zuhörern auslöste.

Bleibt also nur noch der nimmermüde Haas als Hoffnungsschimmer. "Ich freue mich darauf, jetzt gegen die Nummer eins zu spielen", sagte der dreimalige Australian-Open-Halbfinalist (2007, 2002, 1999). "Ich habe nichts zu verlieren, werde alles geben und hoffe, dass ich auch gegen ihn eine Chance habe." Dreimal standen sich Haas und der Linkshänder aus Mallorca bereits gegenüber. Dabei ging Haas noch nie als Sieger vom Platz, er gewann nicht mal einen Satz gegen Nadal. Trotzdem sagte der 22 Jahre alte Spanier: "Das wird mein erster großer Gegner. Es ist sehr gefährlich gegen ihn."

Die Schulter und der zuletzt lädierte Ellbogen bereiten Haas keine Probleme. In den ersten Runden konnte er Kräfte sparen und geht ohne Furcht in das Duell mit dem viermaligen French-Open-Champion. "Vor zehn Jahren stand ich zum ersten Mal auf dem Center Court. Es macht mich stolz, dass ich jetzt gegen die neue Generation ran darf", sagte Haas. Und außerdem: "Ich spiele lieber jetzt gegen ihn als in der dritten Runde der French Open."