Deutschland hat ein starkes Spiel gemacht, hat Russland zeitweise stark unter Druck gesetzt. Am Ende entscheiden zwei Fehler.

Köln. Das Wunder blieb aus, doch die deutschen Eishockey-Helden träumen weiter von der ersten WM-Medaille seit 57 Jahren. In einem mitreißenden Halbfinale verlor die Mannschaft von Bundestrainer Uwe Krupp erst in der Schlussphase mit 1:2 (1:0, 0:1, 0:1) gegen Rekordweltmeister Russland und spielt am Sonntag (16.15 Uhr) gegen Schweden um Bronze.

„Die Mannschaft hat eines ihrer bislang besten Spiele geliefert. Wir hatten die Chance auf den zweiten und dritten Treffer. Die Russen aber machen das Tor. Das ist der Unterschied“, sagte Bundestrainer Uwe Krupp. Vancouver-Legionär Christian Ehrhoff war der Frust Enttäuschung anzumerken. „Ich bin enttäuscht. Es ist schwer, Worte zu finden. Wir waren nahe dran, aber es reichte nicht. Die Russen haben unsere Fehler ausgenutzt. Gegen Schweden werden wir nochmal alles geben, wir wollen eine Medaille“, sagte Ehrhoff.

Bis zur 32. Minute führte die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) durch ein Tor ihres Kapitäns Marcel Goc (16. ) und hatte die größte Sensation in der Eishockey-Geschichte vor Augen. Doch Jewgeni Malkin glich für das Starensemble um Alexander Owetschkin aus, Pawel Dazjuk 110 Sekunden vor Schluss schoss doch noch den 27. WM-Sieg in Folge für die Sbornaja heraus.

Vor 18.734 begeisterten Zuschauern in der ausverkauften Kölner Arena stand am Ende zwar die 37. Niederlage im 37. WM-Duell mit dem übermächtigen Titelfavoriten. Doch das Krupp-Team schloss nahtlos an die grandiosen Leistungen der vergangenen Tage an und sammelte weitere Sympathien. Während die DEB-Auswahl im kleinen Finale um die erste WM-Medaille seit Silber 1953 spielt, haben die Russen im Endspiel am Sonntag (20.30 Uhr/live bei Sport1) gegen Tschechien den Titel-Hattrick im Visier.

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Zwei Tage nach dem 1:0 gegen die Schweiz und dem historischen Halbfinaleinzug wuchs die deutsche Mannschaft noch einmal über sich hinaus. Mit großem Kampf hatte die DEB-Auswahl den Titelverteidiger am Rande einer Niederlage.

Torhüter Rob Zepp, der für den bislang überragenden Dennis Endras zwischen den Pfosten stand, hatte zunächst viel Arbeit. Der Berliner, der schon beim 0:1 gegen Finnland in der Vorrunde überzeugt hatte, hielt seinen Kasten zunächst aber sauber. Allerdings hatte er auch Glück, als Jewgeni Malkin nach einem Solo den Pfosten traf (2.).

Doch nach noch nicht einmal zehn Minuten war die russische Herrlichkeit vorbei. Die aggressiven und zweikampfstarken Deutschen hatten plötzlich mehr vom Spiel, Christian Ehrhoff mit Schüssen von der blauen Linie die ersten Chancen (9. und 11.). Dem DEB-Team in die Karten spielte Nikolaj Kulemin: Der Stürmer der Toronto Maple Leafs leistete sich einen Bandencheck gegen Korbinian Holzer, der benommen vom Eis geführt werden musste.

Kulemin, der immerhin schon drei Tore erzielt hatte, kassierte eine Spieldauerdisziplinarstrafe, und die DEB-Auswahl spielte fünf Minuten in Überzahl. Als zudem auch noch Alexej Jemelin auf der Strafbank saß, nutzte das Krupp-Team die 5:3-Überzahl zu seinem zweiten Powerplay-Tor des Turniers. Nach einem weiteren Gewaltschuss von Ehrhoff schaufelte Marcel Goc die Scheibe zum umjubelten Führungstreffer ins Netz.

„Wir haben gut angefangen und aggressiv gespielt“, sagte der Torschütze in der ersten Drittelpause: „Zum Glück hat es mit dem Überzahlspiel jetzt mal geklappt.“ Die Russen lagen erstmals bei diesem Turnier in Rückstand, Trainer Wjatscheslaw Bykow war der Ärger deutlich anzusehen.

Wütend erhöhte der Titelverteidiger im zweiten Durchgang den Druck, doch die deutsche Mannschaft spielte und kämpfte weiter grandios. Bei Kontern ergab sich sogar die Chance zum 2:0: Zunächst scheiterte Felix Schütz nach einem Solo an Torhüter Wasili Koschetschkin (24.), dann spielte Marcel Müller zu spät auf den mitgelaufenen Schütz ab (27.).

Dann spielte der Rekordweltmeister bei fünf gegen fünf Powerplay und hatte Erfolg: Nach einem harten Pass von Sergej Gontschar traf Malkin zum Ausgleich. Der Stürmer der Pittsburgh Penguins jubelte, als hätte er gerade das entscheidende Tor im Finale erzielt. Der starke Zepp hatte Glück, als Dimitri Kulikow die Latte traf (36.).

Auch im Schlussdrittel kämpfte die DEB-Auswahl aufopferungsvoll, spielte weiter aggressiv und gleichzeitig diszipliniert, hatte noch einige gute Konterchancen. Doch der Druck der Russen wuchs und wurde letztlich durch den Treffer von Dazjuk belohnt.