Nachfolger von Torsten Fröhling erlebt schwache Premiere mit Altona 93 - nun steht eine Vertragsverhandlung an. Die Probleme des AFC sind noch längst nicht behoben.

Hamburg. Die Winterpause bei Altona 93 war aufregend, das Spiel gegen Hannover 96 II war es eher nicht. Mit 0:3 ging der Einstand von Neu-Trainer Thomas Seeliger völlig daneben. Der Ex-Profi verbreitete gleich die viel gesagten und vielsagenden Durchhalteparolen: "Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat genügend Potenzial."

Doch es war offensichtlich, dass die Kapriolen der vergangenen Wochen nicht spurlos am AFC-Team vorbei gegangen waren. Vier Spielerverträge aufgelöst, der Manager entlassen und nun auch noch der komplette Trainerstab beurlaubt - damit war die Moral gebrochen. Schlechte Spiele und Heimniederlagen hatte es in den vergangenen Jahren auch unter Andreas Prohn und Torsten Fröhling gegeben, aber da waren Einsatz und Willen immer überdurchschnittlich. Der Auftritt gegen biedere Hannoveraner war über weite Strecken lust- und hilflos. Bezeichnend die Aussage von 96-Trainer Andreas Bergmann: "Auf dem schweren Boden war's ein reines Kampfspiel. Meine Jungs haben diesen angenommen und einen verdienten Sieg erzielt."

Nachdem Altonas Jürgen Tunjic die einzige Chance der ersten Hälfte vergeben hatte (17.), war der Zeitpunkt der entscheidenden Gegentore bitter: In der 44. Minute scheiterte 96-Stürmer Nils Proschwitz nach einem Pass in die Tiefe noch am herausstürzenden Torwart Oliver Hinz, doch den Abpraller lupfte Profi-Leihgabe Altin Lala ins leere Tor. Nur 45 Sekunden später nutzte Manuel Schmiedebach einen Fehlpass von Stefan Siedschlag und überwand Hinz zum zweiten Mal.

Nach der Pause hatte Hannover alles im Griff, stand kompakt in der Deckung und präsentierte sich wesentlich ballsicherer als der Hamburger Kontrahent. Lediglich ein Kopfball von Stefan Richter (58.) brachte das Ergebnis ein wenig ins Wanken, ansonsten lag erst in der Nachspielzeit durch Michael Starcks Pfostenschuss ein Treffer in der Luft. Dazwischen sorgte Hendrik Hahne mit einem satten 25-Meter-Schuss für die Entscheidung.

Der AFC hat nun nur noch zwei Punkte Vorsprung auf Rang 15. Doch der sportliche Abstieg würde in Altona wohl niemanden wirklich stören. Er wäre die eleganteste Lösung bei der wirtschaftlich katastrophalen Situation. Mit der Entlassung Fröhlings setzte das Präsidium ein klares Zeichen, dass der Erfolg auf dem Rasen zweitrangig bzw. nicht mehr erwünscht ist. "Wir müssen sparen, sparen, sparen - oder irgendwann Insolvenz anmelden. Deshalb auch jetzt die Trennung von Torsten Fröhling, mit dem wir uns im März finanziell einigen werden. Niemand wird von dem Gehalt eines Amateurvereins wie Altona seine Familie ernähren können", sagt Präsident Dirk Barthel, der einen Großteil des Etats aus dem eigenen Portemonnaie finanziert.

Zunächst einmal muss sich Barthel mit Seeliger über einen Vertrag einigen. Bis zum vergangenen Mittwoch war der Ex-Profi (86 Bundesligaspiele u.a. für Freiburg und St. Pauli) noch beim Kreisligaverein TSV Holm tätig. Entscheidend ist die Laufzeit, denn Seeliger steht vor einem schwierigen Spagat: Einerseits soll der A-Lizenz-Inhaber die Regionalliga schnell kennen lernen, seine Mannschaft bei Laune halten und noch für den einen oder anderen Erfolg sorgen, andererseits bereits den Neuaufbau für die Oberliga in Angriff nehmen. Dabei betätigt sich Seeliger, der auf Vermittlung von AFC-Berater Ronald Lotz zum AFC kam, momentan als Einzelkämpfer, hat nicht einmal einen Co-Trainer. Erster Kandidat für diesen Posten ist Achim Hollerieth.


Tore: 0:1 Lala (44.), 0:2 Schmiedebach (45.), 0:3 Hahne (87.). SR: Bandurski (Überruhr). Z.: 458. Rot: Moslehe (Hannover, 89. - Tätlichkeit)