Das Alte Gymnasium in Husum hat sich von schwierigen Zeiten wieder erholt. Der Gast übernachtet in geräumigen Zimmern, das Essen ist Bioland.

Der Hamburger Kaufmann Johann Max Böttcher bewies Mut, als er das vom Verfall bedrohte Gebäude des Gymnasiums in seiner Geburtsstadt Husum kaufte, um es in eine Nobelherberge umzuwandeln. Viele waren anfangs skeptisch. Ein Fünf-Sterne-Hotel in der nordfriesischen Stadt? Das kann ja wohl nichts werden!

1996 war es so weit. Der Aufstieg erfolgte rasant, die sehr gute Küche des Hauses bekam sogar einen Michelin-Stern. Doch dann geriet das Hotel aus verschiedenen Gründen in schwierige Zeiten. 2006 übernahm es Lenka Hansen-Mörck, die es vor dem Konkurs rettete. Die Kunstmalerin ist erfahren in der Gastronomie und führt seit Jahren erfolgreich den Historischen Krug in Oeversee. Grund genug, dem alten Gymnasium nach längerer Zeit erneut einen Besuch abzustatten.

Die Klassenräume sind Zimmer zum Übernachten - im Direktorenzimmer befindet sich die Hochzeitssuite. Unter den Gästen sind heute viele ehemalige Schüler, die in den Räumen schlafen wollen, in denen ihnen früher Wissen eingepaukt wurde.

Und noch immer imponiert das schöne Backsteingebäude. Im Inneren hat sich stilistisch nichts Wesentliches verändert, obwohl vieles renoviert wurde. Aber der Stil des Hauses ist vollständig erhalten geblieben. So auch die beeindruckende Lobby, in der eine wohltuende Atmosphäre herrscht. Gern lässt man diese nach der Ankunft bei einem kühlen Getränk im Sommer oder einem Punsch in Winter in den bequemen Sesseln auf sich wirken. Die Holzdecke mit den gedrechselten Säulen, die antiken Möbelstücke, die wertvollen Gobelins, die Kronleuchter und die Flügeltreppen mit dem kunstvollen Geländer aus Schmiedeeisen sorgen für ein stimmiges Ambiente.

Dies setzt sich in den geräumigen Zimmern fort. Das Holzmobiliar stammt aus Italien, Stoffe und Teppiche aus England. Hier leistet man sich noch den Luxus einer schweren Überdecke auf dem Bett, die allabendlich von zwei Mitarbeitern aufgedeckt wird, wie es sich für ein Hotel dieser Kategorie gehört. Für weitere Erholung sorgt der großzügige Wellnessbereich mit dem schönen Schwimmbad und den großen, heiteren Wandgemälden, die bei den meisten Gästen großen Anklang finden.

In der ehemaligen Schulkantine ist das Feinschmeckerrestaurant Eucken untergebracht. Nach den Sternen wird heute nicht mehr gegriffen, dafür ist die Küche Bioland-zertifiziert. Seit drei Jahren hat Küchenchef Oliver Hainke hier die Leitung inne - er arbeitet nach der Devise "frische Produkte auf klassischer Grundlage modern interpretieren". Das Frühstücksbüfett wird im glasüberdachten Wintergarten serviert, wo sich einst der Schulhof befand.

Das Alte Gymnasium ist wieder auf dem Weg, zur herausragenden Unterkunft dieser Region zu werden. So kann man es sich hier in der Heimatstadt von Theodor Storm auch heute auf niveauvolle Weise wieder gut gehen lassen.