Neues Verkehrskonzept sieht neun Hauptrouten vor. Millioneninvestition nötig. Ausschuss beschließt weitere Planung

Ahrensburg. Es sind ehrgeizige Ziele, die sich die Ahrensburger Stadtplaner für die kommenden Jahre im Radverkehrskonzept, einem Baustein des Masterplans Verkehr, gesetzt haben. Bis zum Jahr 2025 soll der Anteil des Radverkehrs am gesamten Aufkommen von derzeit rund 17 auf 23 Prozent wachsen. "Darauf basieren alle Prognosen aus dem Masterplan für die Entwicklung des Verkehrs bis 2025", sagt Stefan Schott, Fachdienstleiter Straßenwesen im Ahrensburger Bauamt.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat eine Arbeitsgemeinschaft aus Politik, Verwaltung, Bürgern, Fahrradclub und Polizei drei Jahre lang an einem grundlegenden Plan gearbeitet. Er sieht vor, dass neun sogenannte Alltagsrouten und eine Freizeitstrecke entstehen sollen. "Diese Routen haben besondere Anforderungen an den Fahrkomfort", sagt Anja Behmer. Man könne sie durchaus als Premiumstrecken bezeichnen, so die Ingenieurin der Hamburger Ingenieursgesellschaft Schmeck und Junker. Behmer hat die Gesprächsrunden der Arbeitsgemeinschaft moderiert, deren Ergebnisse gesammelt, das Konzept für die Stadt erarbeitet und die Ergebnisse nun im Bauausschusses vorgestellt. Die Routen sollen die Hauptverkehrsachsen für den Radverkehr werden. Behmer: "Bei diesen kann man anders als bei den übrigen Wegen keine Kompromisse machen."

Die Zeit der Kompromisse sollte nach Meinung der Verkehrsplaner in Ahrensburg nun ohnehin vorbei sein. "In den Radverkehr muss investiert werden. Es fehlt derzeit noch an einer systematischen, strukturierten Planung", sagt Stefan Luft, Ingenieur bei Lübecker Büro Urbanus. Luft arbeitet den Masterplan Verkehr für die Stadt aus. Er schätzt, dass Ahrensburg pro Jahr eine Summe von 200 000 bis 300 000 Euro für den Bau und Erhalt der Radwege aufwenden müsse. Derzeit sind es lediglich 50 000 bis 100 000 Euro. "Damit kommen wir nie und nimmer aus", sagt auch Stefan Schott.

"Wenn wir jedoch unsere Ziele erreichen wollen, muss das Radverkehrskonzept nahezu komplett umgesetzt werden." Es gelte, mehr Menschen dafür zu begeistern, auf das Rad zu steigen. "Noch ist Ahrensburg keine richtige Fahrradstadt", sagt Behmer. So sei die Akzeptanz bei Autofahrern gegenüber Fahrradfahrern, die auf der Straße radelten, noch gering. "Da muss sich noch viel ändern", so die Ingenieurin. Und ihr Kollege Stefan Luft sagt: "Ahrensburg liegt zwar am oberen Drittel, was die Nutzung des Rades angeht. Doch zu den klassischen Fahrradstädten wie etwa Kiel gehört es noch nicht."

Zwar wird keine konkrete Summe für die Umsetzung des Konzeptes genannt, doch dürften die Kosten im Millionenbereich liegen. Und im Konzept noch nicht berücksichtigt sind notwendige weitere Abstellmöglichkeiten für Räder, etwa am Bahnhof.

Die Mitglieder des Bauausschusses haben einstimmig beschlossen, die Anregungen des Konzeptes zu berücksichtigen und die Arbeitsgemeinschaft weiterplanen zu lassen. Konkrete Schritte haben sie jedoch noch nicht beschlossen. "Das ist ein langfristiges Projekt, das sicherlich über zehn, 15 Jahre läuft", sagt Jörg Hansen (Grüne), Vorsitzender des Bauausschusses. Die Rad-AG hat nicht nur Routen ausgearbeitet, sondern auch eine Prioritätenliste für die Politik erstellt. Demnach ist der Radweg entlang der Lübecker Straße zwischen der Straßenkreuzung am Schloss und dem Ortsausgang am wichtigsten. Die AG hat dazu Punkte für Kriterien wie Bedeutung für die Radfahrer, Sicherheit oder das Kosten-Nutzen-Verhältnis vergeben. Die Freizeitroute wurde nicht bewertet. Sie sei zunächst nicht so wichtig, sagt Behmer.

Wie wird derzeit die Situation von Radfahrern wahrgenommen? "Die Wege sind besser als auf der Hamburger Seite", findet Klaus Ullmann aus Sasel. Mit seiner Frau radelt der 73-Jährige einmal im Monat über den Wulfsdorfer Weg in Richtung Innenstadt. Dagegen sagt der Ahrensburger Volker Kuhl: "Die Wege außerhalb der Stadt sind besser. An der Hamburger Straße ist der Zustand unter aller Würde."

Über Schlaglöcher und Wurzeln ärgert sich Lulu Kuhlwein auf ihrem Schulweg aus dem Hagen zur Selma-Lagerlöf-Schule. Die 16-Jährige sa5gt: "Fehlendes Geld kann keine Ausrede sein. Dann muss man einfach die Prioritäten anders setzen." Eine unklare Verkehrslage in der Innenstadt kritisiert Martin Baier. "Am Rondeel weiß fast keiner, wer Vorfahrt hat. Jugendliche sind da häufig überfordert", sagt der 41-Jährige. Er fahre dennoch täglich mit dem Rad. "Die Busverbindung ist so schlecht, da bin ich mit dem Fahrrad einfach schneller."