Kreistagsabgeordneter: “Garg soll sich für Informationsfluss starkmachen“. Auch Park-Klinik will bald Konzept vorstellen.

Ahrensburg/Bad Oldesloe. Es geht um die Versorgung Tausender Patienten in Stormarn. Es geht um Millionen-Investitionen. Und es geht ums Geschäft: Soll, beziehungsweise darf die Klinik Ahrensburg mit ihrem möglichen Kooperationspartner, der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe, in der Schlossstadt ein neues Krankenhaus am Rande des Gewerbegebietes Beimoor-Süd bauen? Hinter den Kulissen ist offenbar ein Kampf entbrannt um die Nachfolge des kleinen 38-Betten-Krankenhauses an der Manhagener Allee (gut 1300 stationäre Behandlungen pro Jahr), für das im Sommer 2011 der Pachtvertrag ausläuft. Auch die Park-Klinik Manhagen in Großhansdorf hat Pläne. Und nun schaltet sich auch die Stormarner Politik ein.

Auf Initiative des Kreistagsabgeordneten und Ahrensburger Stadtverordneten Thomas Bellizzi (FDP) fährt am Mittwoch eine siebenköpfige Delegation zum neuen Landessozialminister Heiner Garg nach Kiel. An dem Treffen nehmen die Landtagsabgeordneten Anita Klahn (FDP) und Tobias Koch (CDU), die Vorsitzende des Kreisgesundheitsausschusses, Margot Sinning (SPD), Landrat Klaus Plöger sowie die Chefs der Kliniken in Ahrensburg und Bad Oldesloe, Dr. Martin Zellner und Dr. Achim Rogge, teil. Anlass für das Gespräch ist nach Informationen der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes die offiziell noch nicht bestätigte Tatsache, dass die vor zwei Wochen von Zellner und Rogge vorgestellten Klinik-Pläne für Ahrensburg in Kiel abgelehnt worden sind. Ob das auf Initiative der sogenannten Beteiligtenrunde, der Vertreter der Krankenhausträger, der Krankenkassen und der kommunalen Spitzenverbände angehören, geschah, oder ob auf Initiative der zuständigen Fachabteilungen im Ministerium - darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Auch über die Gründe wird bislang nur spekuliert: Das Konzept sei nicht tragfähig, mutmaßen Kritiker. "Uns wurde gesagt, dass die Akteure vor Ort eventuell noch zu einer Einigung kommen", berichtet ein Mitglied der Beteiligtenrunde, das namentlich nicht genannt werden möchte.

Wer sind diese Akteure vor Ort? Zum einen die Klinik Ahrensburg in persona Dr. Martin Zellner und die Asklepios-Klinik. Sie planen am Ahrensburger Ostring ein Ärztehaus für niedergelassene Medizinier mit einer angrenzenden Klinik. Im Hause Asklepios existieren bereits detaillierte Architektenpläne. Das neue Krankenhaus soll medizinisch eng mit der Asklepios-Klinik zusammenarbeiten. Dort soll auch ein Internist aus dem Oldesloer Krankenhaus eingesetzt werden. Außerdem ist eine digitale Vernetzung beider Einrichtungen vorgesehen, dank derer zum Beispiel Röntgen- oder Tomografie-Aufnahmen in beiden Häusern gleichzeitig betrachtet und diskutiert werden können. Stichwort Telemedizin.

Ein weiterer Akteur ist die Park-Klinik Manhagen in Großhansdorf. In den Ausbau des Hauses an der Sieker Landstraße werden nach eigenen Angaben zurzeit 15,2 Millionen Euro investiert. Das Land schieße etwa die Hälfte zu. Grund für den Ausbau sei unter anderem die auf rund 16 000 pro Jahr gestiegene Patientenzahl. Auch eine Unfallchirurgie ist im Bau. Das Haus will in die Notfallversorgung einsteigen. Professor Hans Heinrich Rüschmann, Gründer und Eigentümer des Park-Klinik-Eigentümers "Gesellschaft für Systemberatung im Gesundheitswesen" (GSbG) mit Sitz in Kampen auf Sylt, sagt auf Anfrage: "Wir haben ein Konzept erstellt." Sein Geschäftsführer in Großhansdorf, Dr. Christian Rotering, wird da deutlicher. Bei der Neustrukturierung der Versorgung in der Region wolle sein Haus mitmischen. Bereits 2006 seien Gespräche mit dem Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und dem Unfallkrankenhaus Hamburg-Boberg geführt worden. Auch mit Asklepios sei man im Gespräch. "Wir halten alle Türen offen", sagt Rotering. Es gehe auch nicht nur darum, ein Geschäft zu machen, "es geht auch um die Versorgungssicherheit im Kreis. Das ist auch eine gesellschaftliche Aufgabe." Im Frühjahr wolle man die Pläne der Öffentlichkeit vorstellen. Und: Die Park-Klinik fühle sich zu einer "friedlichen Koexistenz" mit anderen Häusern verpflichtet.

Die Klink Ahrensburg kann damit allerdings nicht gemeint sein. Denn eine entscheidende Frage im Krankenhaus-Wettstreit dürfte sein, wem die 38 im Krankenhausbedarfsplan aufgeführten Klinikbetten im Hause Manhagener Allee 56 zustehen. Gebäude und Grundstück gehören Rüschmanns GSbG, die sie dem früheren Eigentümer Klaus Frenzel abgekauft und an Dr. Zellner verpachtet hat. Aber das Recht an den Betten? Das besitze der Klinikbetreiber, also er, meint Pächter Zellner. Die entgegengesetzte Argumentation: Das Recht gehöre zum Krankenhaus, zur Adresse Manhagener Allee 56, also dem Klinik-Eigentümer GSbG.

Fakt ist, dass der Pachtvertrag zwischen Zellner und der GSbG am 30. Juni 2011 ausläuft und nicht verlängert wird, sodass es dann zu einer Versorgungslücke im Großraum Ahrensburg kommen könnte. Für die GSbG drängt die Zeit insofern nicht so sehr wie für Zellner. An der Sieker Landstraße in Großhansdorf könnte man sich - den Neubau im Rücken - entspannt zurücklehnen und abwarten, was passiert. Nach Abendblatt-Informationen steht ein Rechtsstreit in der Betten-Frage bevor.

Was will die Stormarner Delegation in Kiel erreichen? Thomas Bellizzi sagt, er habe "Kenntnisse über Hintergründe" bekommen, die er für "hinterfragenswert" halte. Bellizzi wörtlich: "Ich möchte, dass sich Minister Heiner Garg dafür starkmacht, dass bei der für den Kreis Stormarn so wichtigen Entscheidung alle Sachargumente berücksichtigt werden und ein sachlicher, neutraler und unvoreingenommener Informationsfluss zwischen Bewerbern, Beteiligten und Ministerium herrscht." Informationen bekommen und gegebenenfalls hinterfragen - das ist auch Tobias Kochs Absicht. Er könne sich vorstellen, "dass die neue Hausspitze (Garg, Anm. d. Red.) die im Ministerium herrschende Meinung übernommen und sich noch kein eigenes Bild gemacht hat".

Landrat Klaus Plöger spricht sich für das von Zellner und Asklepios vorgestellte Projekt aus: "Ich halte es für einen guten Plan. Das ist ein gutes Paket, das möchte ich unterstützen." Margot Sinning sieht das ähnlich. Sie schätze die Park-Klinik. "Aber das ist ein Belegkrankenhaus, das Knie-, Hüft- und Augenoperationen macht. Das Tagesgeschäft sieht anders aus."

Unterdessen stellt sich auch die Frage nach der Zukunft der kassenärztlichen Notfallambulanz, die an Wochenenden in der Park-Klinik geöffnet hat. Das Krankenhaus plant offenbar eine Erweiterung der Öffnungszeiten, führt Gespräche mit niedergelassenen Ärzten. "Die Kollegen aus der Park-Klinik haben das vorgeschlagen, und wir sind nicht abgeneigt, uns das mal anzuhören", sagt Dr. Dennis Wolter vom Vorstand des Ärztenetzes und der neu gegründeten Genossenschaft "Medizin-Netz-Stormarn". Grundsätzlich sei er leidenschaftslos, was den Sitz einer künftigen Notfallambulanz angehe. "Die könnte auch im Gewerbegebiet neu gebaut werden", sagt Wolter. Aus der Distanz heraus sagt er: "Alle werfen sich jetzt gegenseitig Knüppel zwischen die Beine. Alle wollen diese 38 Betten. Die Klinik ist zur Verteilungsmasse geworden."