Mit zehn Mitarbeitern bearbeitet sie Beschwerden aus dem ganzen Land. In 80 Prozent der Fälle ist sie erfolgreich.

Bargteheide

Wenn es irgendwo in Schleswig-Holstein zwischen Bürger und Behörde knirscht, ist Birgit Wille-Handels die beste Adresse. Die Bürgerbeauftragte des Landes hilft Menschen in allen sozialen Fragen. 3600 waren es im vergangenen Jahr. Tendenz steigend. Denn der Erfolg spricht sich herum. "In 80 Prozent der Fälle revidieren die Behörden ihre Entscheidungen", sagt die 48-Jährige, die aber nicht nur darauf wartet, dass die Ratsuchenden zu ihr kommen. Landauf, landab hält sie Sprechstunden ab - gestern in Bargteheide.

"Ich bin das erste Mal hier. Bargteheide gefällt mir. Ich hab' auch gleich einen Parkplatz gefunden", sagte die Bürgerbeauftragte, deren Tag auch schon gut begonnen hatte: Auf dem Weg nach Stormarn war ihr eine junge Frau entgegengekommen, die ihr zurief: "Danke, dass Sie mir geholfen haben. Ich bekomme jetzt endlich mehr Kindergeld."

Für die Bürgerbeauftragte, die 2001 vom Parlament gewählt worden war, ist das eine der vielen positiven Rückmeldungen, die sie in ihrer Arbeit bestärken. In den acht Jahren, in denen die Betriebswirtin im Auftrag des Landes für den Bürger im Einsatz ist, hat sich die Zahl der Ratsuchenden um 1000 auf 3600 erhöht. Wer zu ihr kommt, fühlt sich von Beamten schlecht oder ungerecht behandelt, kämpft um seine Erwerbsminderungsrente, um BAföG oder um die Anerkennung seiner Behinderung.

Birgit Wille-Handels: "Das Land muss darauf achten, dass die Behörden richtig arbeiten und die Bürger ihr Recht bekommen. Das ist das Fundament des demokratischen Miteinanders. Wir sorgen dafür, dass die Menschen mit den Behörden auf Augenhöhe kommunizieren können." Wir - das ist ihr Team, das mittlerweile auf zehn Personen angewachsen ist. Die Beratung von Hartz-IV-Empfängern hat die personelle Aufstockung erforderlich gemacht. Sie steht mit Abstand an erster Stelle.

Auch in Bargteheide war neben Fragen zur Pflege- und zur Krankenversicherung Hartz IV eines der Themen. "Viele Betroffene verstehen die Berechnungen nicht. Andere beklagen, dass sie Nachzahlungen für die Heizung hatten und die nicht berücksichtigt wurden", schildert die Bürgerbeauftragte Probleme, die sich schnell lösen lassen und das Team motivieren, sich weiter für die Bürger einzusetzen.

Aber nicht immer können Birgit Wille-Handels und ihr Team den Hartz-IV-Empfängern helfen. "Ich erinnere mich an eine alleinerziehende Mutter. Sie hatte einen behinderten Sohn, der orthopädische Schuhe brauchte. Der Eigenanteil lag bei 50 Euro. Das war für die Frau nicht leistbar. Den Regelsatz von 351 Euro um 50 Euro zu kürzen, das sieht dann schon bitter aus", schilderte die Bürgerbeauftragte die Situation der Betroffenen. Wille-Handels: "Ein Abzahlen der 50 Euro in Raten war auch nicht mehr möglich, denn die Frau hatte bereits einen Ratenvertrag über einen Kühlschrank."

So schnell gibt die Bürgerbeauftragte allerdings nicht auf. Jetzt will sie der Bundesgesundheitsministerin schreiben und erreichen, dass für solche Fälle eine Härteklausel eingeführt wird.