An diesem Sonntag sammelt die Gemeinde Himmelpforten Lebensmittel für die “Stader Tafel“. Die Hilfe ist nicht immer eine leichte Aufgabe.

Himmelpforten. Gott für die Gaben der Ernte zu danken, mag vielen Menschen altmodisch erscheinen. Das Erntedankfest, das die Kirchengemeinde Himmelpforten am Sonntag feiert, trifft hingegen den Nerv der Zeit.

Pastor Uwe Baumhauer hat sich für seine Gottesdienste von 10 Uhr an in der St.-Marien-Kirche in Himmelpforten und um 14 Uhr auf dem Hof der Familie Bube in Hammah (Westerende) etwas ausgedacht. Der Pastor ruft seine Gemeindemitglieder dazu auf, Lebensmittelspenden zum Gottesdienst mitzubringen. Die Spenden sollen an die "Stader Tafel" weitergegeben werden. Ein Großteil geht an die Himmelpfortener Filiale der "Stader Tafel", geringere Mengen an die Filiale in Drochtersen und die drei in Stade. Die "Stader Tafel" verteilt die Waren dann an Bedürftige. An Menschen, die aufgrund ihres geringen Einkommens nicht genügend Lebensmittel kaufen können.

"Gott für die Gaben der Ernte zu danken ist wichtig, aber Menschen etwas abgeben, die Wenig haben, ist sehr schön", sagt Baumhauer.

Daher will der Pastor den Gabentisch neben dem Altar am liebsten voll mit Waren sehen. "Ich werde auch eine Kühltasche für etwa Margarine und Butter mitbringen." Dringend benötigt werden vor allem Trockenprodukte wie Nudeln, Reis, Zucker oder Mehl: die Mangelwaren bei den Tafeln.

Die Tafeln bekommen ihre Waren meist von den Supermärkten der Region, sagt Uwe Grellmann, Leiter der "Stader Tafel". Das ist dann oft Ware, die aufgrund der begrenzten Haltbarkeit nicht mehr verkauft werden kann. "Langlebige Lebensmittel bekommen wir aber kaum", so Grellmann weiter. So gingen zwar mit rund fünf Tonnen derzeit ausreichend Lebensmittelspenden über den Tresen der "Stader Tafel", aber der Mangel an bestimmten Waren sei deutlich. Zudem steige der Bedarf ständig, sagt Grellmann. "Die Tafeln haben in den vergangenen Jahren an Ansehen gewonnen, deswegen ist die Scham bei den Menschen gesunken." Die Filialen der "Stader Tafel" haben derzeit rund 300 Kunden. Ehrenamtliche Helfer sorgen dafür, dass die Kunden mit vollen Einkaufstaschen nach Hause gehen.

Eine nicht immer leichte Aufgabe. Denn die Supermärkte, von denen die "Tafeln" den Gros der Lieferungen beziehen, können dank verbesserter Logistik immer genauer kalkulieren wie viele Lebensmittel sie wirklich verkaufen. Die Konsequenz: Empfindliche Engpässe im Lager der "Tafeln". Manchmal hätten sie in einer Woche viele Waren und schon in der folgenden Woche Probleme, alle Kunden ausreichend zu versorgen, sagt Grellmann.

Dass die "Stader Tafel" in diesem Jahr zwei neue Filialen bekommen hat, sei aber kein Problem. "Viele der Kunden in Drochtersen und Himmelpforten sind vorher zu uns gekommen." Jetzt können sie Kühlschrank und Vorratsregale in den näher liegenden Außenstellen füllen.

"Wir hatten am Anfang Zweifel, dass die "Tafel" in Himmelpforten gut angenommen wird", sagt Hubert Gehrke, Leiter der Außenstelle. Grund: In der Gemeinde kennen sich fast alle. Die Hemmungen, an der Ausgabestelle anzustehen und gesehen zu werden, seien größer. "Mittlerweile haben wir unseren Kunden diese falsche Scham aber ausgeredet", so Gehrke weiter. Etwa 48 Stammkunden werden versorgt. Zwei große Wagenladungen gehen jede Woche über den Tresen. Dafür packen 42 Ehrenamtliche Helfer mit an.

In Deutschland gibt es rund 800 "Tafeln". Insgesamt engagieren sich bundesweit rund 40 000 Ehrenamtler.