Zweimal in der Woche bietet die Tafel auf der beliebten und teuren Ferieninsel Lebensmittel zum Nulltarif. Etwa 60 Leute kommen regelmäßig.

Sylt. Brötchen, Wurst, Paprika, dazu Weintrauben, Milch und sogar Schaumküsse - der Tisch im evangelischen Gemeindezentrum in Westerland auf Sylt ist reich gedeckt, die Menschen davor aber bitterarm. "Es gibt auch das arme Sylt. Wir haben mehr als 700 Arbeitslose", erzählt Helga Eitner, die seit rund zehn Jahren ehrenamtlich für die Sylter Tafel arbeitet.

Zweimal pro Woche bietet die Tafel auf der beliebten und teuren Ferieninsel Lebensmittel zum Nulltarif. Etwa 60 Leute kommen regelmäßig. "Vor allem Rentner, aber auch Arbeitslose oder sozial schwache Familien", berichtet sie.

Die Lebensmittel sind Spenden von Bäckereien oder Supermärkten. Oft läuft das Haltbarkeitsdatum in Kürze ab, Obst und Gemüse haben kleine Schönheitsfehler. Verdorbenes wird selbstverständlich entsorgt.

Über zu wenig Lebensmittel kann sich die Sylter Tafel meist nicht beschweren. "Wo viel Geld bewegt wird, da fällt auch mehr für die Armen ab", sagt Brigitte Umbreit aus dem Vorstand der Sylter Tafel - einer Einrichtung, von der es bundesweit mehr als 800 gibt. Dennoch gebe es im Winter meist mehr Waren, da im Sommer durch die vielen Touristen auf der Insel in den Geschäften nicht so viel an überschüssiger Ware übrig bleibe. Doch selbst die Tafel reiche manchmal nicht aus. "Sylt ist ein teures Pflaster. Einige unserer Bedürftigen sind bereits weggezogen", erzählt Eitner.

Dekorieren, portionieren, zusammenlegen - schon mehr als zwei Stunden vor der Öffnung beginnt rund die Hälfte der 24 Mitarbeiterinnen mit der Vorbereitung der Räume und Lebensmittel. Während die letzten Waren noch durchs Fenster gereicht werden, strömen die Bedürftigen in den großen Saal. An den neun weiß gedeckten Tischen gibt es zunächst eine halbe Stunde lang Kaffee, Tee und Kuchen. "Es ist auch ein Treffpunkt, wo die Leute Gemeinschaft erleben", betont Eitner. Anschließend geht es in den Warenraum. Dort sind die Lebensmittel eng auf große Tische gepackt, die Mitarbeiterinnen geben den Abnehmern, was diese brauchen. Um Reibereien zu vermeiden, wird die Reihenfolge der Bedürftigen jedes Mal neu ausgelost. "Das wird akzeptiert", sagt Eitner. Einmal im Monat wird auch ein extra Frühstück veranstaltet, für das die Tafel einkaufen geht. "Wir machen das am Monatsende, denn da wird das Geld der Bedürftigen knapp."

Bis zu 15 Euro würde so ein "Einkauf" im Supermarkt kosten - zu viel für die Abnehmer. "Für das gesparte Geld können sie andere Sachen kaufen, das steigert die Lebensqualität", erklärt Eitner. Allerdings könne man natürlich nicht ausschließen, dass einige das Gesparte auch in Alkohol oder Zigaretten investieren. "Sylt ist teuer, aber das soziale System ist gut. Das beweist die Tafel", konstatiert Umbreit. Doch so ganz kann sich aber auch die Tafel nicht vom Image der Insel der Reichen und Schönen freimachen. "Manchmal gibt es bei uns auch Lachs, Schinken oder Krabben."