Wie die Gemeinden im Hamburger Umland das Millionenprogramm zur Wohnungsbauförderung der Kieler Regierung umsetzen wollen.

Ahrensburg. "Top-Neubau, Komfortwohnung mit hochwertiger Ausstattung. Drei Zimmer, 90 Quadratmeter. 765 Euro zuzüglich Nebenkosten": Das Objekt liegt in der 26.000-Einwohner-Stadt Reinbek, nach Hamburg ist es ein Katzensprung. Ein durchschnittliches Angebot, die Kaltmiete eingeschlossen: 8,50 Euro pro Quadratmeter.

Im Vergleich zu Hamburger Mieten klingt das noch geradezu erschwinglich. Doch auch im Umland steigen die Mieten, das Angebot ist knapp. "Wenn denn mal jemand was vermieten will, dann verlangt der auch richtig viel Geld", sagt Axel Bärendorf, der Bürgermeister. Das Umland brauche mehr bezahlbaren Wohnraum.

Insofern stimmt Bärendorf dem schleswig-holsteinischen Innenminister Andreas Breitner (SPD) zu, der eine "Offensive für bezahlbares Wohnen" angekündigt hat. 50 Millionen Euro aus dem Wohnraumförderprogramm sollen an der Landesgrenze eingesetzt werden. Breitner: "Mehr Wohnungen zu bezahlbaren Mieten entstehen nur in einem breiten Bündnis aus Planern, Wohnungsunternehmen, Investoren und tatkräftigen Kommunalpolitikern."

Doch da fangen die Probleme schon an. Wo könnte gebaut werden? Reinbeks Bürgermeister Bärendorf fallen auf Anhieb drei Gebiete ein. Doch im Mai ist Kommunalwahl in Schleswig-Holstein. "Ob der politische Wille da ist, über diese Gebiete zu sprechen, wird sich im Anschluss zeigen", sagt er. Momentan besteht er offenbar nicht.

Auch Bärendorfs Kollege Rainhard Zug, Bürgermeister der Nachbarstadt Glinde, stimmt Innenminister Breitners These zu. "Diese Erkenntnis haben wir schon lange", sagt er. "Der Bestand an öffentlich geförderten Wohnungen ist seit Jahren kontinuierlich abgebaut worden." Das Problem in Glinde: Es gibt keine städtischen Grundstücke mehr, auf denen gebaut werden könnte. "So groß der Bauboom mit öffentlicher Förderung in den 70er-Jahren war, so wenig Flächen haben wir jetzt", sagt er.

"Ja, wir brauchen Wohnungen, deren Mieten nicht erst bei 700 Euro aufwärts beginnen", sagt auch Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach. "Aber um öffentlich geförderten Wohnungsbau zu realisieren, benötigt man auch Flächen, Investoren und Politiker, die so etwas mittragen." In Stormarns größter Stadt mangelt es an allem. Im geplanten Neubaugebiet Erlenhof am nördlichen Stadtrand sei eine große Chance vertan worden, meint Sarach. Nach langen Diskussionen in den Gremien soll dort nun nur eine Handvoll öffentlich geförderter Wohnungen geschaffen werden. Und, so Sarach: Investoren bevorzugten frei finanzierte Projekte. Weil das einfach profitabler sei.

Dass Schleswig-Holstein die Förderung für sozialen Wohnungsbau - günstige Darlehen für Bauherren - von 75 auf 85 Prozent der Gesamtkosten erhöht, könnte zu einer Trendwende führen, trotz einer Mietbindung für 35 Jahre von zurzeit 5,50 Euro pro Quadratmeter.

Angesichts steigender Baukosten sei es positiv, dass das Land die Förderung anheben wolle, sagt Norderstedts Baudezernent Thomas Bosse. Schon im vergangenen Jahr hat die Stadt sich zehn Millionen Euro aus dem Wohnraumförderprogramm gesichert. Mit dem Geld will das Norderstedter Wohnungsunternehmen Plambeck im Neubaugebiet Garstedter Dreieck 60 öffentlich geförderte Wohnungen bauen.

In Schenefeld bringt die SPD-Fraktion jetzt einen Antrag in die Ratsversammlung ein. Darin fordern die Genossen, bei der Ausweisung neuer Baugebiete bis zu 30 Prozent für den geförderten Wohnungsbau zu sichern. Wenn sich eine Mehrheit findet, könnte die neue Regelung bereits beim nächsten Bauprojekt greifen. Das steht schon zur Debatte. Auf dem 10.000 Quadratmeter großen Areal neben dem Schenefelder Stadtzentrum könnten bis zu 80 neue Wohnungen Platz finden.

Auch in Wedel gibt es Forderungen nach der 30-Prozent-Hürde für Investoren. "Die Stadt ist hochattraktiv, aber in der Ausdehnung durch die Elbe und die Landesplanung begrenzt. Wir können nur im Norden noch ein wenig wachsen", sagt Bürgermeister Niels Schmidt. Eine Option ist ein neues Baugebiet am Geestrand. Ein Investor plant, auf dem fünf Hektar großen Areal Doppel- und Einfamilienhäuser sowie Mehrfamilienhäuser mit preisgebundenem Wohnraum zu schaffen. Zum anderen stellte die Politik die Weichen für ein Bauprojekt im Herzen der Stadt. Um bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen, wurde auf dem 6700 Quadratmeter großen Gelände statt zwei- eine viergeschossige Bebauung zugelassen.

Die in Pinneberg ansässige Wohnungsbaugenossenschaft Neue GeWoGe hat angekündigt, in den kommenden acht Jahren bis zu 300 neue Wohnungen zu bauen. Bis dato verfügt die GeWoGe im Kreis Pinneberg über annähernd 2170 Wohnungen, von denen knapp 850 öffentlich gefördert sind. Zusätzliche Wohnungen will die Genossenschaft auf dem Areal des früheren Kreishauses mitten in der Stadt bauen.