Elmshorn gewährt Mitarbeitern einen monatlichen Zuschuss, wenn sie öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Andere Firmen zögern noch.

Kreis Pinneberg. Die Stadtverwaltung in Elmshorn geht mit gutem Beispiel voran. Dank eines Vertrages mit dem Hamburger Verkehrsverbund (HVV) können die 410 Mitarbeiter das stark vergünstigte Jobticket nutzen. "Wir wollen damit erreichen, dass mehr Beschäftigte vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen und ein Zeichen für andere Verwaltungen und Firmen setzen", sagt Elmshorns Klimaschutzmanager Markus Pietrucha.

Wie eine Abendblatt-Umfrage zeigt, gibt es noch wenige Arbeitgeber im Kreis Pinneberg, die ihren Mitarbeitern diesen Service anbieten. Vermutlich auch deshalb, weil der Vertrag mit dem HVV vorsieht, dass der Arbeitgeber pro Mitarbeiter und Monat einen Mindestzuschuss von 12,42 Euro leisten muss. Je mehr Beschäftigte sich beteiligen, desto höhere Kosten entstehen also für das Unternehmen. Erst wenn 50 Prozent der Mitarbeiter - Teilzeit- und Aushilfskräfte nicht eingerechnet - ein Jobticket ordern, erlässt der HVV dem Unternehmen den Fahrtkostenzuschuss.

Für Elmshorn ist die Zuzahlung kein Problem. "Aktuell kostet es uns 5000 Euro pro Jahr", so Pietrucha. Er freut sich, dass seit der Einführung des Jobtickets am 1. Dezember 2012 bereits 32 Beschäftigte das Angebot nutzen. "Ich hoffe, dass es noch mehr werden." Die Offerte könnte auch für die 200 Mitarbeiter der Stadtwerke Elmshorn gelten, die als Eigenbetrieb geführt werden. Eine Entscheidung der Werkleitung steht noch aus..

Die Teilnahme lohnt sich für die Beschäftigten. So kostet die HVV Proficard drei Ringe anstatt regulär 120 Euro nur 62 Euro im Monat. Abzüglich des Arbeitgeberzuschusses von 12,42 Euro zahlt der Mitarbeiter monatlich lediglich 49,58 Euro. Die Proficard für den HVV-Gesamtbereich, die sonst 159,40 Euro pro Monat kostet, ist abzüglich des Arbeitgeberanteils für 87,08 Euro zu haben. Die monatliche Zahlung wird den Mitarbeitern bequem vom Gehalt abgezogen, die Proficard erhalten sie direkt bei ihrem Arbeitgeber.

"Ein weiterer Vorteil ist, dass die Mitarbeiter die Proficard nicht nur für die Fahrt zur Arbeit, sondern auch in der Freizeit nutzen können. Am Wochenende können sie eine erwachsene Person sowie bis zu drei Kinder umsonst mitnehmen", sagt der Klimaschutzmanager. Auf diese Weise sei das Angebot auch für Mitarbeiter interessant, die lediglich einen kurzen Arbeitsweg haben, aber in ihrer Freizeit häufig Busse und Bahnen nutzen.

Pietrucha hat errechnet, dass ein Rathaus-Mitarbeiter, der täglich von Pinneberg aus zur Arbeit nach Elmshorn fährt, beim Umstieg auf das Jobticket jährlich 250 Liter Benzin und bis zu 550 Euro einsparen kann. Für Beschäftigte aus Hamburg seien sogar jährliche Einsparungen von bis zu 1800 Euro möglich. Pietrucha: "Außerdem können wir eine erhebliche CO2-Einsparung erreichen."

Weil Elmshorn an der Grenze des HVV liegt und viele Mitarbeiter auch aus dem Steinburger Bereich kommen, führt die Stadt zum 1. Februar das Jobticket auch im Schleswig-Holstein-Tarif ein. Hier sind die Deutsche Bahn und die Landesverkehrsgesellschaft Schleswig-Holstein Vertragspartner. Die Einsparung gegenüber den regulären Preisen liegen mit sechs bis acht Prozent deutlich unter denen des HVV-Tarifs.

"Unsere HVV-Proficard für Unternehmen ist der Renner", sagt HVV-Sprecherin Gisela Becker. Nach ihren Worten nehmen aktuell 1887 Firmen teil, die Zahl der beteiligten Mitarbeiter liegt bei 164.800. "Das entspricht 15 Prozent unserer Gesamtkunden. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Teilnehmer um 70 Prozent gestiegen", so Becker weiter. Wie viele der Firmen aus dem Kreis Pinneberg stammen, kann nicht gesagt werden. 13 Unternehmen aus dem Kreis sind dem HVV jedoch namentlich bekannt, darunter AstraZeneca und die MUT AG aus Wedel, Hawesko und Hellermann aus Tornesch, Autoliv aus Elmshorn, Globetrotter aus Pinneberg und Porschke aus Rellingen. Auch die Stadtverwaltung Wedel und der DRK Kreisverband mit Sitz in Rellingen nehmen teil.

Ein Unternehmen, das in 2013 dazu kommen könnte, sind die Regio-Kliniken. "Wir wollen das einführen und auch bezuschussen", sagt Sebastian Kimstädt, der Sprecher des Gesundheitsunternehmens. Ob die Regio-Kliniken den Mindestsatz von 12,42 Euro pro Mitarbeiter und Monat zahlt oder einen höheren Beitrag zuschießt, sei noch nicht entschieden. "Wir werden zunächst im ersten Quartal des Jahres eine Umfrage machen, um festzustellen, wie viele Mitarbeiter sich beteiligen wollen", so Kimstädt. Grundsätzlich stehe jedem der 2350 Mitarbeiter eine Teilnahme offen.

Auch die E.on Hanse AG mit Hauptsitz in Quickborn, wo 590 Mitarbeiter und Auszubildende arbeiten, ist Partner des HVV. "An allen Standorten von E.on Hanse beteiligen sich 380 Mitarbeiter sowie 80 Auszubildende", sagt Unternehmenssprecher Volker Mielisch. Das Unternehmen zahle einen Zuschuss.

Nicht mit im Boot ist beispielsweise die Comdirectbank in Quickborn mit fast 1000 Mitarbeitern. "Das Thema Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist für uns natürlich wichtig", so Unternehmenssprecherin Christiane Krämer. Um den Mitarbeitern, die zu Tagesrandzeiten und an Sonn- und Feiertagen an der Pascalkehre in Quickborn arbeiten die Anfahrt mit dem Bus zu ermöglichen, wurden auf Initiative der Onlinebank Ende 2011 die Fahrtzeiten der Regionalbuslinie 194 im Gewerbegebiet am Halenberg ausgeweitet. Die zusätzlichen Kosten trägt das Unternehmen.

An den Kosten scheiterte die Beteiligung der Kreisverwaltung. "Im Rahmen des Umzugs nach Elmshorn wollten wir den Mitarbeitern eine HVV-Proficard anbieten", sagt Kreissprecher Marc Trampe. Die Politiker hätten jedoch die notwendigen Mittel für die Bezuschussung verweigert. Trampe: "Das ist schade, aber in Anbetracht unserer Haushaltslage verständlich."