Als erste Stadt des Landes testet die Kommune ein strombetriebenes Fahrzeug - unter wissenschaftlicher Begleitung

Schenefeld. In Schenefeld hat die Zukunft schon begonnen. Als erste Kommune in Schleswig-Holstein setzt die Stadt einen Elektrotransporter ein. Das vom Energiekonzern E.on-Hanse zur Verfügung gestellte Fahrzeug soll im täglichen Einsatz sechs Wochen lang auf dem Bauhof getestet werden. Der Feldversuch E-Mobilität, an dem sich später weitere Städte und Gemeinden beteiligen können, wird als Forschungsprojekt vom Kompetenzzentrum für Elektromobilität der Fachhochschule Kiel wissenschaftlich begleitet.

Bei der Übergabe des Eco-Carriers - so die Typenbezeichnung - auf dem Bauhof-Betriebsgelände beließ es Bürgermeisterin Christiane Küchenhof (SPD) nicht bei theoretischen Würdigungen der umweltfreundlichen Energie. Spontan setzte sich die Verwaltungschefin hinter das Lenkrad und startetet in Begleitung eines E.on-Hanse-Mitarbeiters zur ersten Testfahrt auf dem Dannenkamp. Der Transporter mit dem Stromaggregat als Antrieb huschte von außen kaum hörbar über die Piste. "Drinnen ist es etwas lauter" sagte die Bürgermeisterin, "der summt fast so wie früher die Straßenbahn." Straßenlage und Fahrverhalten seien in Ordnung; nur der Wendekreis etwas zu groß.

Reichweite und Ladekapazität des Testwagens werden erprobt

Das die Ohren schonende Geräusch des Eco-Carriers ist allerdings nur ein positiver Nebeneffekt. Im täglichen Einsatz mit dem Elektro-Transporter soll sich vor allem zeigen, ob die vielfältigen Arbeitsbereiche des Bauhofalltags bewältigt werden können. Dabei geht es nicht nur um den Transport von Pflastersteinen, Gartengeräten oder Sand. Auch die Reichweite und Ladekapazität des Testfahrzeugs werden einer ständigen Bewährungsprobe unterzogen.

Alternative Fahrzeugantriebe haben bei E.on Tradition

Die Blei-Gel-Batterie des 34 000 Euro teuren Fahrzeugs reicht in der Praxis je nach Beladung und Tempo aus, um 50 bis 80 Kilometer bis zum nächsten Nachtanken and der Steckdose zurücklegen zu können. "Das sind Reichweiten, die vor allem im städtischen Kurzstreckenverkehr genügen", sagte E.on-Hanse-Vorstandsmitglied Udo Bottländer bei der Übergabe. Nach seinen Worten haben alternative Fahrzeugantriebe bei E.on schon eine lange Tradition, wie beispielsweise bei Erdgasfahrzeugen. Das Bauhofteam ist schon ganz gespannt, ob die Elektrokiste auch hält, was E.on verspricht. Unter realistischen Bedingungen versteht Bauhofchef Marko Gräper etwa auch eine Situation, in der das Fahrzeug einen Arbeitstag lang auf einer Baustelle steht. "In sechs Wochen wissen wir mehr", meinte Gräper zuversichtlich. Immerhin ist eine Tankstelle für den Testkandidaten immer erreichbar. Notfalls kann das Auto an jeder Steckdose aufgeladen werden. Empfehlenswert ist allerdings eine höhere Absicherung wie an der Anschlussstation des Bauhofs

In der Transportkapazität kann der mit Ladefläche und Planenabdeckung versehene Stromer in jedem Fall mithalten. Bis zu 700 Kilogramm dürfen aufgeladen werden. Auch die Optik fällt gefällig aus. Statt der sonst verbreiteten Schmalspurreifen und eierschalenförmigen Karossen mancher Elektro-Zwerge zeigt der Eco-Carrier richtig Kante. Die Frontpartie hält locker mit einem Geländewagen mit. Kein Wunder: Der Chef der EcoCraft-Automotive aus Wunstorf gilt als Landrover-Fan.

Für den Fahrzeugankauf hofft die Bürgermeisterin auf Sponsoren

Nach sechs Wochen muss der Schenefelder Bauhof das Testfahrzeug zurückgeben. Zwar sollen die Erfahrungen mit dem umweltfreundlichen Leisetreter erst ausgewertet werden. Doch Christiane Küchenhof kann sich gut vorstellen, einen Eco-Carrier in den städtischen Fuhrpark aufzunehmen. Der Kaufpreis schreckt die Bürgermeisterin nicht. "Vielleicht finden sich ja ein paar Sponsoren zur Förderung der neuen Technik", richtet die umweltbewusste Verwaltungschefin einen Appell an die Wirtschaft.

Immerhin hat sich Schenefeld schon mit dem Bürgersolar-Projekt auf dem Bauhof-Dach richtungsweisend für alternative Energie eingesetzt. "Wir sind eine sehr umweltbewusste Stadt und deshalb dankbar, dass sich E.on für Schenefeld für den Feldversuch entschieden hat", sagte Küchenhof.