Der Norderstedter THW-Helfer arbeitet in einem Camp an der jordanisch-syrischen Grenze. Dort leben mehr als 2000 Menschen.

Norderstedt/Za'atari . Die Zeit drängt, bald kommt der Regen. "Das Camp muss winterfest gemacht werden", sagt Eddy Dieckvoß. Der Boden im Lager Za'atari wird geschottert. Ohne eine Drainage saufen Zelte und Wege ab. Die Bewohner brauchen überdachte Waschplätze und Duschcontainer. Mehr als 20000 Menschen leben in dem Camp, das bis vor wenigen Wochen noch heiß und staubig war. Sie sind aus Syrien vor dem Bürgerkrieg nach Jordanien geflohen. Damit sie in einer Zeltstadt in einem fremden Land ein halbwegs menschenwürdiges Leben führen können, hat das Technische Hilfswerk (THW) ein Helferteam nach Za'atari geschickt. Der Norderstedt Dieckvoß gehört dazu.

"Der Zeitdruck ist groß", sagte er in einem Telefongespräch mit der Norderstedter Abendblatt-Redaktion. "Wir kommen mit den Arbeiten kaum hinterher." Das größte Problem: Das Camp nahe der syrischen Grenze muss bei laufendem Betrieb winterfest gemacht werden. Dieckvoß und seine zwölf THW-Kollegen arbeiten im Auftrag des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) und des Kinderhilfswerks Unicef. Sie sind ehrenamtlich in Jordanien im Einsatz und werden von den Arbeitgebern dafür freigestellt.

Der 38 Jahre alte Dieckvoß ist Logistikexperte für Auslandsmissionen und wurde in den vergangenen Jahren in zahlreichen Lehrgängen für diese Aufgabe ausgebildet und vorbereitet. Ende November verließ er seinen Arbeitsplatz als leitender Angestellter eines internationalen Telekommunikationsunternehmen in Hamburg und flog nach Jordanien. Zu Hause warten seine Frau und seine drei Kinder auf ihn.

Das THW versorgt die Flüchtlinge mit frischem Trinkwasser

130 lokale Kräfte - zumeist Flüchtlinge - arbeiten in den Camp unter der Leitung der ausländischen Helfer. Das THW versorgt die Flüchtlinge mit frischem Trinkwasser, installiert sanitäre Anlagen und kümmert sich um die Infrastruktur des Lagers. "Zusätzlich unterstützt das THW die Deutsche Botschaft in Amman bei der Bewertung der humanitären Lage vor Ort und die logistische Einsatzabwicklung", sagt ein Sprecher der Organisation. Zum Team gehören Spezialisten für Logistik und Administration, Bautechniker, Ingenieure und Handwerker aus dem Bau- und Sanitärbereich.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat die Arbeit des THW in Jordanien als ein wichtiges Zeichen Deutschlands für den Flüchtlingsschutz ausdrücklich gewürdigt.

Die Helfer wohnen während des Einsatzes im ruhigen Stadtteil Marka der Hauptstadt Amman in Apartments. "Einfach, aber gut", sagt Dieckvoß. "Man fühlt sich an sein früheres WG-Leben erinnert."

Bei Sonnenaufgang fährt das Team des Technischen Hilfswerks ins Camp. Eine Stunde dauert die Tour. Bei Sonnenuntergang geht es zurück. Auf die Frage "Fühlen Sie sich sicher?" antwortet Dieckvoß: "Ja, absolut. Die Menschen sind sehr gastfreundlich und begeistert vom THW."

Auch im Camp reagieren die Menschen positiv auf das Engagement der internationalen Helfergemeinschaft. "Durch ihre Gastfreundschaft wird man für alles entschädigt und weiß, wofür man hier ist", sagt Dieckvoß. "Es ist schon ein unvergessliches Erlebnis, wenn man auf einen Tee ins Zelt eingeladen wird und der Vater zeigt einem voller Stolz seinen Sohn, der nichts anderes bisher kennengelernt hat." Viele Mitarbeiter laden die Helfer in ihre Zelte als Zeichen der Dankbarkeit ein.

Dieckvoß ist seit 1992 aktiver Helfer im THW. In seiner Funktion als Zugführer ist er verantwortlich für die Einsatzeinheiten des Ortsverbandes und Einsatzleiter bei Großschadenslagen und Katastrophen.

Vier bis acht Wochen sind die THW-Helfer im Einsatz und werden danach durch ein neues Team ausgetauscht. Dieckvoß darf sich über ein Weihnachten mit seiner Frau und den drei Kindern freuen. Am 22. Dezember landet seine Maschine auf dem Hamburger Flughafen.