Fluglärm und verseuchter Boden: Die Grünen kritisieren den Bau der Kita auf dem Gelände des Unternehmens in der Niendorfer Straße.

Norderstedt. Fluglärm, gesundheitsgefährdende Altlasten im Boden und Lösungsmittel in der Luft - kein passendes Umfeld für den Bau einer Kindertagesstätte. Doch beim Bau einer Betreuungseinrichtung für 80 Kinder auf dem Gelände der neuen Firmenzentrale der Tesa SE an der Niendorfer Straße müssen die Planer genau mit diesen Problemen kämpfen.

Katrin Schmieder vom Ortsverband Bündnis90/Die Grünen ist alarmiert. Bei der Öffentlichkeitsbeteiligung im Genehmigungsverfahren für die Tesa-Zentrale hat sie die Bedenken der Norderstedter Grünen gegen den Bau der Kita auf dem Firmengelände formuliert. "Wir glauben, dass die Gesundheit und die uneingeschränkte Entwicklung von Kleinkindern in dieser Kita durch Fluglärm, Altlasten und gesundheitsgefährdende Stoffe in der Luft gefährdet wird", sagt Schmieder.

Auf der ehemaligen Deponie lauern krebserregende Altlasten im Boden

In der Tat ist die Ausgangslage auf dem Grundstück an der Niendorfer Straße heikel. Zum einen rauschen hier die Flugzeuge des nahen Flughafens Fuhlsbüttel in großer Regelmäßigkeit vorbei. Der Boden des Grundstückes ist durch seine Vergangenheit als Deponie mit Altlasten verseucht. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, sogenannte PAK, lassen sich im Boden finden, krebserregende Bestandteile von Kohle und Erdöl, die sich auch in Teer oder Asphalt nachweisen lassen. Ein zusätzliches Problem: In direkter Nachbarschaft zum künftigen Standort der Tesa-Kita betreibt ein Straßenbauunternehmen seinen Bauhof. Der kontaminierte Altboden wird von ein- und ausfahrenden Lastwagen aufgewirbelt und vom Wind in der Gegend verteilt.

Schließlich kommt Tesa selbst als potenzieller Schadstoffproduzent in Betracht. In der Forschungseinrichtung des Unternehmens werde mit lösungsmittelhaltigen Komponenten gearbeitet, so geben die Grünen zu Bedenken.

Die Grüne Katrin Schmieder sieht sich im Interessenkonflikt. "Ich unterstütze den Bau von Betriebskitas im Grundsatz vehement. Ich weiß, das Tesa in Hamburg ganz tolle und vorbildliche Betreuungsangebote gemacht hat. Trotzdem muss ich die Kritik an den Umständen in Norderstedt üben und mich wundern, dass sie von Tesa anders bewertet werden." Sie will ihren Vorstoß nicht als "Schuss gegen Tesa" verstanden wissen. Die Grüne kritisiert aber, dass die Stadt und Tesa nie ernsthaft die Suche nach Alternativstandorten für die Kita betrieben haben. Um die Belastungen für Kinder und Erzieher auf dem Grundstück zu vermeiden, hätte die Stadt nach Meinung von Schmieder an anderer, weiter entfernter Stelle ein Grundstück kaufen und Tesa für die Kita zur Verfügung stellen können. Jetzt zeichne sich ab, dass die Stadt den Bau der Kita per Ausnahmegenehmigung gestatten werde.

Aus Sicht von Thomas Röll vom Amt für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr in Norderstedt, besteht kein Anlass, die Genehmigung zu verwehren. Die Belastungen des Standortes, sowohl durch Altlasten als auch durch Fluglärm, wurden von Gutachtern bewertet und der Bau der Kita in der Folge trotzdem für machbar befunden, schreibt Röll in der Vorlage an den Ausschuss für Stadtentwicklung. Auch die Gesundheitsbehörden des Kreises Segeberg hätten keine Bedenken geäußert.

Tesa plant auf dem Gelände umfangreiche Schutzmaßnahmen

Was den Standort angehe, so gebe es in Norderstedt keine Alternativen für Tesa. "Zudem entspricht eine räumlich abgerückte Lage nicht den Anforderungen des Unternehmens Tesa auf Bereitstellung einer arbeitsplatznahen Kita."

Tesa-Sprecher Reinhart Martin: "Wir haben alle Alternativen sorgfältig geprüft. Aber ein weiter entfernter Standort macht keinen Sinn für uns. Wir wollen unseren Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf dem Firmengelände bieten." Gegen den Fluglärm würden die Kinder und die Erzieher innerhalb der Kita durch modernsten Schallschutz abgeschirmt. "Wir haben das alles gutachterlich prüfen lassen und Maßnahmen getroffen, die über die geforderte Norm hinausgehen", sagt Martin. So sei der kontaminierte Boden unterhalb der Kita bereits vollständig ausgetauscht worden. Das künftige Freigelände der Kita soll mit einer 30 Zentimeter dicken Schicht Mutterboden abgedeckt werden. Damit aufgewirbelter und belasteter Boden vom Nachbargrundstück des Straßenbauunternehmens nicht erneut auf das Kita-Gelände aufgetragen wird, soll ein hoher Staubschutzwall aus Erde aufgetragen werden. Zum Umgang mit Lösungsmitteln im Forschungszentrum sagt Martin: "Das haben wir bisher im Wohngebiet in Eimsbüttel gemacht. Da entsteht überhaupt kein Problem."

Der Ausschuss für Stadtentwicklung debattiert heute über die Tesa-Kita. Die Sitzung beginnt um 18.15 Uhr im Sitzungsraum 2 des Rathauses.