In Ochtmissen wehren sich Anwohner gegen die Umsiedlungspläne der Stadt

Lüneburg. Elke und Günter Ermler leben in der Narutostraße in Ochtmissen. Dort besitzen sie ein Reihenhaus, in dem sie sich seit Jahren wohl fühlen. Jetzt beabsichtigt die Stadt Lüneburg, rund dreißig Bauwagen des Vereins Leben(s)wagen e.V. in den Stadtteil Ochtmissen, 400 Meter Luftlinie vom Eigenheim der Ermlers entfernt, umzusiedeln. Die sind davon alles andere als begeistert und überlegen, eine Bürgerinitiative ins Leben zu rufen.

Ihre alten Standplätze am Meisterweg und in der Uelzener Straße müssen die Mitglieder des Vereins Leben(s)wagen bis zum Jahresende räumen. In dem Quartier am Meisterweg entstehen unter dem Namen "Hanseviertel" neue Wohnungen. Und an der Uelzener Straße soll eine Kindernotbetreuung des Studentenwerkes ausgebaut werden.

Für die rund dreißig Bauwagenbewohner hatte die Stadt eine Weile nach alternativen Standplätzen Ausschau gehalten. Jetzt ist dafür das elf Hektar große Gelände in Sichtweite der Narutostraße vorgesehen.

Der Bauausschuss der Stadt beschäftigte sich zu Beginn der Woche mit dem Thema. Um den Bauwagenplatz zu ermöglichen, ist eine Änderung des Flächennutzungsplanes "Am weißen Berge" erforderlich. Derzeit ist das Gelände in der Gemarkung Ochtmissen nur für sportliche Zwecke und für die Landwirtschaft nutzbar. Der MTV Treubund betreibt dort den Sportpark Kreideberg. Auf den Freiflächen daneben trainiert im Moment regelmäßig der Lüneburger Hockeyclub.

Demnächst sollen zusätzlich rund dreißig Bauwagenbewohner auf dem Gelände angesiedelt werden. Das Areal in Ochtmissen ist allerdings nicht erschlossen: Es fehlen Rettungswege, Strom und Wasserleitungen für die neuen Bewohner. Die anfallenden Erschließungskosten werden von der Stadt auf 50 000 Euro geschätzt. Für diese Summe will die Stadt in Vorleistung treten. Die Bauwagenbewohner sollen das Geld in Raten zurückzahlen und eine Bürgschaft übernehmen. 700 Euro Pachtzins pro Jahr sind außerdem von den Mitgliedern des Vereins Leben(s)wagen zu bezahlen.

Für diese Variante setzt sich auch der zuständige Fachbereichsleiter der Stadt, Markus Moßmann ein. "Viele Städte stellen mittlerweile Fläche für alternative Wohnnutzungen zur Verfügung", sagte er in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses.

Elke und Günter Ermler sind von diesen Plänen allerdings nicht begeistert. "Wir denken darüber nach, wie wir uns wehren können. Eventuell kommt die Gründung einer Bürgerinitiative oder eines Vereins in Betracht. Es gibt auch Überlegungen, das Gelände von der Stadt zu einem höheren Preis zu pachten. Tatsache ist, dass die Stadt bei dem geplanten Pachtvertrag mit dem Bauwagenverein auf Einnahmen verzichtet", sagt Elke Ermler.

Das Ehepaar würde zukünftig in Sichtweite des geplanten Bauwagenplatzes leben. "Wir befürchten massive Wertverluste unserer Grundstücke. Unser Vermögen wird durch das Vorgehen der Stadt indirekt entwertet", sagt Günter Ermler. Auch auf Interessenten für das benachbarte Neubaugebiet "Am Wildgehege" dürften die Pläne der Stadt abschreckend wirken, vermuten die Ermlers.

Dass die Stadt eine alternative Wohnform mit 50 000 Euro subventioniert, ist für das Ehepaar nicht nachvollziehbar. "Wir alle haben unsere Ersparnisse und Eigenleistungen in unsere Häuser in der Narutostraße gesteckt. Wir haben nichts gegen alternative Wohnformen, aber wir fragen uns, warum die Bauwagensiedlung so hoch subventioniert wird", sagt er.

Von der Stadt ist sein Protest bisher nicht ausreichend wahrgenommen worden, findet er. "Dort verweist man uns für etwaige Schadensersatzforderungen an das Rechtsamt. Im Ortsrat von Ochtmissen wurde uns gesagt, dass wir eine Einzelmeinung vertreten", sagt Ermler. Dass dem so ist, glaubt er nicht. Am kommenden Sonntag, dem 25.Juli, wollen Ermlers ab 16 Uhr die Nachbarschaft bei sich Zuhause informieren. Mehr als 100 Anwohner um den geplanten Bauwagenplatz dürften von dem Vorhaben betroffen sein, schätzen die Ermlers.

"Uns stört das atemberaubende Tempo, mit dem die Stadt die Sache umzusetzen versucht", sagt Elke Ermler. Auch mit dem Sportverein MTV Treubund hat sie Kontakt aufgenommen und ein Gespräch geführt. "Den Vereinen wird auf dem Gelände jede Entfaltungsmöglichkeit genommen", sagt sie.