Heute: Andreas Meihsies. Der Topmann der Grünen moniert einen Verfall der Streitkultur und vermisst den Mut zum Widerspruch.

Lüneburg. Es ist nicht das erste Mal, dass Andreas Meihsies sich um ein Mandat außerhalb von Lüneburg bewirbt. In den Jahren 2005 bis 2008 war der Grüne für seine Partei bereits im Niedersächsischen Landtag in Hannover vertreten. Jetzt möchte der gebürtige Lüneburger Andreas Meihsies, 49-jährig, in den Bundestag nach Berlin. "Ich will mich für eine Energiewende stark machen", sagt er. "Der Atomausstieg bleibt mein Thema."

Im Lüneburger Stadtrat sitzt der gelernte Postbeamte bereits seit 1986, mittlerweile als Fraktionsvorsitzender der Grünen. Die politische Streitkultur dort und anderswo habe sich verändert, sagt Meihsies: "Heute erlebe ich manchen Nachwuchs als angepasst. Man hat Angst vor negativen Schlagzeilen und hält lieber den Mund. Mir fehlt bei Einigen der Mut zum Widerspruch."

Den Vorwurf mangelnder Courage wird man Meihsies nicht machen können. Seine Wortduelle mit Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) im Stadtrat sind legendär: "Kämpfen, verlieren, aufstehen", sagt er, das sei er gewohnt.

In die Politik kam er über eine Bürgerinitiative: Auch damals vor 25 Jahren ging es schon um den Flugplatz im Bilmer Strauch, der verhindert werden sollte, um das Waldsterben und die Luftreinhaltung, zum Beispiel bei Norsk Hydro in Embsen.

Umweltthemen sind noch heute eine "Herzensangelegenheit" für Meihsies, der seit 1983 Mitglied der Grünen ist. Beim politischen Gegner sieht er das Thema Umwelt nicht in guten Händen. Auch deshalb wird er nicht müde, gegen die Atomkraft zu Felde zu ziehen. Gerade war er in bei der Anti-Atom-Demo in der Bundeshauptstadt, diesmal stand er gemeinsam mit Tausenden von anderen Demonstranten noch vor dem Reichstag. Das soll sich ändern, wenn Meihsies gewählt wird: "Im Bundestag will ich Ansprechpartner für alle sein. Ich sehe mich als ein Bürger aus dem Volk für alle Bürger", sagt er.

Motiviert wird der Mann, den die Lüneburger als engagierten Fahrradfahrer kennen, vor allem durch eines: "Politik ist eine intellektuelle Herausforderung. Der eigene Horizont und die eigenen Grenzen müssen immer wieder verschoben werden."

Verheiratet ist Meihsies nicht. In guten und schlechten Zeiten ist da "ein Freundeskreis, der mich unterstützt."