Bei der Jagd nach Verbrechern wenden die Ermittler moderne Technik an. Doch Körpereinsatz ist immer noch wichtig.

Bleckede. Maria Wölk hat die letzte Hürde genommen. Mit Bravour bestand die 19-Jährige den Sporttest der Polizeiakademie Niedersachsen in Hannoversch-Münden. Am 1. Oktober beginnt für die Bleckederin ein dreijähriges Bachelor-Studium zur Polizeikommissarin am Ausbildungsstandort Nienburg/Weser.

"Nur beim Standweitsprung kam ich ins Schwitzen", sagt die leidenschaftliche Reiterin, Windsurferin, Schwimmerin, Läuferin, Inline-Skaterin, Rennradlerin, Balletttänzerin und gelegentliche Badminton- und Fußballspielerin. Doch als es darauf ankam, schaffte die 1,64 Meter große Frau einen 1,85 Meter weiten Satz und erfüllte damit die Mindestanforderung.

Kaum Mühe hatte sie dagegen mit den Disziplinen Liegestütze, Wendelauf auf zehn Meter Entfernung und dem so genannten "Kasten-Bumerang-Test". Dabei geht es um den Orientierungs- und Gleichgewichtssinn des Prüflings, der nach einer Rolle vorwärts einen Hindernisparcours umlaufen beziehungsweise erkriechen muss.

Das klingt zwar nicht nach einem Spaziergang, bereitet aber nur wenigen Teilnehmern Sorgen. "Probleme gibt es da schon eher im Ausdauersport", sagt Hannah Richter. Die promovierte Juristin leitet das Dezernat für die niedersachsenweite Nachwuchsgewinnung der Ordnungshüter und ist damit oberste Sportprüferin.

"Die jungen Menschen haben heute weniger Kondition als früher", so Richter weiter. "Das merken wir insbesondere beim Cooper-Test." Bei dieser Ausdauer-Prüfung geht es darum, innerhalb von zwölf Minuten möglichst viel Stecke zu laufen.

Hobby-Sportlerin Maria Wölk schaffte knapp 2400 Meter und erreichte damit die Note Zwei. Wer weniger als 1800 Meter weit kommt, ist durchgefallen. Das passiert seit der Verschärfung der Regeln vor vier Jahren immer häufiger. Richter: "Zur Vorbereitung empfehle ich daher, mindestens vier Wochen vor der Sportprüfung mit einem Lauftraining zu beginnen."

Trotz aller Vorbereitungen fielen aber im vorigen Jahr 95 Bewerber für den gehobenen Dienst beim Sporttest durch. 13 von ihnen stammen aus dem Bereich der Polizeidirektion Lüneburg. "Mit einer Bestehensquote von 87 Prozent liegt dieser Bereich derzeit im Mittelfeld der sechs Direktionsbezirke in Niedersachsen", erklärt Richter. Erfolgreich bei den fünf Tests waren 43 Frauen und 66 Männer aus den acht Landkreisen im Nordosten Niedersachsens.

"Für ein Polizeistudium kann sich jeder bewerben, der nicht gänzlich unsportlich ist", sagt Richter. "Wir nehmen jetzt schon wieder neue Bewerbungen zum Einstellungstermin 1. Oktober 2010 entgegen." Zugangsvoraussetzung ist das Abitur beziehungsweise Fachhochschulreife. Die Sportnote auf dem Abschlusszeugnis ist kein offizielles Einstellungskriterium.

Der spätere Arbeitsalltag in Extremsituationen wie zum Beispiel den Krawallen im Hamburger Schanzenviertel ist aber ohne gute Fitness kaum zu bewältigen. Zudem schreibt ein Erlass des Innenministers den Beamten vor, sich mindestens vier Stunden im Monat zu bewegen. "Welche Sportart das sein soll, ist nicht vorgeschrieben", sagt Jürgen Saßnick.

"Hauptsache, es steigert die Fitness", so der Sportsachbearbeiter der Polizeidirektion Lüneburg weiter. Er organisiert für seine Kollegen im Behördenzentrum Auf der Hude regelmäßige Lauftreffs. Im Sommer geht es während der Dienstzeit ins Freibad Adendorf.

Der regelmäßige Sport soll den Polizisten bei Einsätzen wie den Castor-Transporten einen langen Atem verschaffen. "Vor solchen hohen körperlichen Belastungen habe ich keine Angst", sagt Maria Wölke. Den Dienst bei der Bereitschaftspolizei könnte sie sich durchaus vorstellen.

Eine Ausnahme gilt für sie allerdings bei der Hunde- oder Pferdestaffel. "Ich bin viel zu tierlieb, um Tiere als Einsatzmittel zu betrachten." Zu Warmblütern wird es sie in Zukunft wohl trotzdem weiterhin ziehen. "Ich hoffe, mir bleibt neben dem Studium noch freie Zeit zum Badminton und Volleyball spielen, Schwimmen, Rudern und Reiten."