Wer bei der Freiwilligen Feuerwehr Atemschutzgeräte trägt, muss ihn einmal im Jahr durchlaufen, für alle anderen ist er freiwillig, er soll Ängste nehmen und dient zur Vorbereitung auf den echten Einsatz: der sogenannte Irrgarten, ein Einsatz-Simulator der Wache an der Lise-Meitner-Straße.

Lüneburg

Thorsten Diesterhöft ist 41 Jahre alt und seit 23 Jahren bei der Feuerwehr. Den gespielten Einsatz hat er mindestens zwei Dutzend Mal geprobt. Die Lüneburger Rundschau hat er mit durch den Parcours genommen - allein durchläuft den wie im echten Einsatz niemand.

Die Stiefel passen nicht recht, aber das macht nichts. Die Hose ist warm, macht auch nichts. Die Jacke ist hart, auch das ist nicht schlimm. Schlimm ist für den Ungeübten die Maske auf dem Gesicht, die das Gesichtsfeld einschränkt und den gewohnten Rundumblick trübt. Sehen in 3D funktioniert erst mit Gewöhnung. Jetzt heißt es erst mal, die Füße lieber zu hoch anzuheben als zu niedrig.

Das Gewicht der Atemluftflasche zieht nach hinten, jeder Atemzug macht ein Geräusch. Es ist heiß. Dabei sind wir noch im Vorraum. In der Kammer selbst ist die Luft leicht weiß, aber wir können noch gut sehen - ein Zugeständnis für den ersten Durchlauf. Aus den Lautsprechern schreien Menschen vom Band.

Leiter hoch, die erste Luke nach unten. Wir drehen und wenden uns, aber die Leiter ist im Weg, der Rucksack zu sperrig. Es ist zu eng. Eigentlich. Dann irgendeine Bewegung, wir kommen durch. Wer mehr Bauch hat, muss seine Flasche abschnallen und in der Hand tragen. Und sich mit der anderen an der Leiter festhalten.

Der Boden unter uns ist gewölbt, wir fallen hin. Mit 16 Kilo auf dem Rücken stehen wir taumelnd wieder auf. Die nächste Leiter wieder hoch, durch die zweite Luke. Dann durch ein Rohr, das länger ist als wir selbst und innen glatt. Wir schieben und ziehen uns gegenseitig durch - allein hätten wir kaum eine Chance.

Dann kommen wir dem simulierten Brandherd näher: Die Heizstrahler neben dem Gitter leuchten knallrot. 40 Grad Celsius. Und wir in dicken Feuerschutz-Klamotten. Trotzdem sind wir dankbar: Weiche Polster an den Knien machen das Robben fast bequemer als das Gehen - zumindest, wenn man sich in einem ein Meter mal ein Meter großen Metallkäfig befindet.

20 Minuten auf allen Vieren, den Atem im Ohr, den Schweiß auf Stirn und Rücken. Und eigentlich hätten wir dabei noch Wasserschläuche getragen. Die werden in der Simulation zum Glück weggelassen.

Die muss anschließend noch 20 Meter auf einer Endlos-Leiter erklimmen und zehn Minuten auf dem angeschrägten Laufband gehen - eigentlich ein Witz. Wären da nicht die klobigen Stiefel, die dicke Hose, die harte Jacke, die verschwitzte Maske, der enge Helm, die warmen Handschuhe und die 16-Kilo-Flasche auf dem Rücken. Und würde der Puls nicht noch vom Robben durch den Metallkäfig hämmern. Auch ohne zentnerschwere Wasserschläuche, auch ohne brennendes Feuer - und ohne echte Gefahr.