Neuartige Gifte, das Verschwinden von Brachflächen sowie Blütenpflanzen und die Gentechnik bedrohen die Insekten.

Lüneburg

Wegen der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft geht die Zahl der Bienen kontinuierlich zurück, ermittelte der Europäische Berufsimkerverband in Studien. Gefährdet seien Bienen durch neuartige Insektengifte, das Verschwinden von Brachflächen, die abnehmende Zahl von Wildblumen und anderen Blütenpflanzen sowie durch die Gentechnik.

Kleine Felder mit regelmäßigem Fruchtwechsel, Knicks, Feldgehölze - die Welt der Honigbienen (Apis mellifica carnica) scheint im Landkreis Lüneburg in Ordnung. Bestätigt wird dies von Hobby-Imker Ludwig Schwab: "Von den landwirtschaftlichen Vorraussetzungen sind die Lebensbedingungen für die Bienen noch recht gut im Landkreis." Seit 25 Jahren beschäftigt sich der pensionierte Förster mit Bienen. Im Kreisimkerverein Lüneburg ist er zuständig für die Bienengesundheit. Immerhin 2200 Völker zählt der Verein von 1875 neben den 140 Mitgliedern.

Während im Lüneburger Bereich die Fruchtfolge auf den Feldern die Regel ist, birgt die moderne Landwirtschaft mit ihrer Monokultur vielerorts Probleme für die Imker. Manche Landwirte bauen Jahr für Jahr nur noch Raps und Getreide an. Produkte, die sich gegenwärtig gut verkaufen. Auf den exakt durchgeplanten und von Wildkräutern befreiten Feldern finden die Bienen aber kaum noch Nahrung.

"Sie brauchen die ganze Saison über Futter, nicht nur, wenn der Raps blüht. Blütenpflanzen liefern allen Insekten Nektar und Pollen. Der Nektar, ein Drüsensekret aus der Blüte, liefert Energie, der Pollen ist Eiweißlieferant und für die Bestäubung der Blüten notwendig", erklärt Silke Helms. Sie ist Tierwirtschaftsmeisterin der Fachrichtung Bienenhaltung. "Bienen sind nicht nur Honiglieferanten, sie bestäuben auch Pflanzen, etwa die Kirschblüten. 80 Prozent der auf Bienenbestäubung angewiesenen Gewächse wie Obstbäume, Sträucher, Gemüse und Blumen werden durch die fleißige Honigbiene bestäubt."

Generell finden die emsigen Tierchen im Frühjahr in Stadt und Landkreis genügend Blüten, aus denen sich Nektar saugen lässt. Eng wird es im Hochsommer. Es fehlt an blühenden Wildblumenwiesen. Hobby-Imker Schwab verweist auf das EU-Kooperationsprogramm Naturschutz "Ackerwildkräuter". Pro Hektar Ackerrandstreifen erhalten Landwirte 425 Euro zur Pflanzung landesweit bedrohter und stark gefährdeter Pflanzenarten wie Adonisröschen, Feldrittersporn sowie Lemmersalat.

Als Blütenparadies lockt Honigbienen bis in den Herbst hinein auch die Stadt. Ob in Pflanzkübeln auf Straßen, Plätzen und Balkonen oder in begrünten Hinterhausgärten und Parkanlagen, "in Lüneburg blüht immer etwas", freut sich Schwab.

Auch sind Krankheiten zurzeit kein Thema für den Lüneburger Kreisimkerverein. "Wir haben Glück gehabt", beschreibt Meisterin Helms die Lage im Landkreis. "Den Schädling Maiswurzelbohrer gibt es bei uns nicht. Dort, wo er sein Unwesen trieb, wurde zu seiner Bekämpfung gebeiztes Saatgut verwandt. Daran verendeten in Bayern und Baden-Württemberg im Jahr 2008 tausende Bienenvölker."

Großen Schaden richtete einst auch die Faulbrut an. Der Erreger dieser gefährlichen Erkrankung eines Bienenvolkes ist ein sporenbildendes Bakterium. Es befällt die Brut und tötet sie. "Vor zehn Jahren waren wir einer der verseuchtesten Kreise. Jetzt sind wir ein weißer Fleck auf dieser Landkarte. Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt" , sagt Ludwig Schwab.

Und doch gibt es ein Problem, was die Imker nicht allein in Lüneburg bedroht. "Wir sind überaltert und es besteht Nachwuchsmangel", so Schwab. Angeschoben hat der Kreisimkerverein ein Projekt, das Kollegin Helms bereits praktiziert. "Im Vorjahr haben wir erfolgreich Werbung für einen Imkerkurs gemacht. Am Ende haben 28 Teilnehmer ein Bienenvolk übernommen", erklärt die Imkerin.