Die “Lobby für Kinder“ macht seit vier Jahrzehnten auf Probleme bei der Betreuung in der Region aufmerksam.

Lüneburg. Seit dem 19. Dezember 1969 ist der Orts- und der Kreisverband Lüneburg des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) im Vereinsregister aufgeführt. Seitdem steht er für das Engagement gegen Gewalt an Kindern und Jugendlichen in der Schule, vor allem aber im Elternhaus.

"Die Lüneburger Kinderschützer wollten ihre Erfahrungen in der Kriegs- und Nachkriegszeit aufbereiten und sie an die jungen Eltern weitergeben", erklärt Monika Montz. Hilfe boten die Mitglieder damals überforderten Erwachsenen auch ganz pragmatisch an, so die Vorsitzende des DKSB Lüneburg: "Sie halfen Kindern bei den Schularbeiten oder bastelten mit ihnen."

Heute ist der Lüneburger Kinderschutzbund vor allem für sein bereits 1993 gestartetes Kinder- und Jugendtelefon, der "Nummer gegen Kummer", bekannt. "Ich kenne kein zweites ähnliches Projekt in Deutschland", sagt Hubertus Lauer. Der ehemalige Professor für Sozialarbeit an der Fachhochschule Lüneburg ist Vize-Präsident des DKSB-Bundesverbandes. Heute arbeitet der zweifache Vater als Rechtsanwalt für Kinder- und Jugendrechtsfälle in Hamburg.

Lauer kennt daher die Sorgen vieler Kinder, aber auch gestresster Eltern und hilfloser Mitarbeitern des Jugendamtes. Er wolle dieses Wissen nutzen und Schwachstellen im System aufzeigen, zum Beispiel gegenüber den Ehrengästen der Feier, Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge sowie Landrat Manfred Nahrstedt.

Als Beispiel für ein Versagen der örtlichen Behörden nennt Lauer den Fall einer 17-Jährigen, die Anfang 2008 ein Neugeborenes erstickte und die Leiche in einer Plastiktüte unter dem Bett versteckte. Die Schwester des Mädchens hatte das Jugendamt über die heimliche Schwangerschaft informiert. Doch die Mitarbeiter blieben passiv.

Es gibt allerdings auch positive Beispiele aus Lüneburg. Lauer lobt ausdrücklich den Telefondienst, mit dem die Lüneburger deutschlandweit Pioniere gewesen seien. "Das ist eine wunderbare Einrichtung", sagt er. Denn dort herrsche eine "andere Tonlage" als bei vielen Behörden.

Ihre Stimme gibt der "Nummer gegen Kummer" seit Oktober unter anderem die Westergellernser Gymnasiastin Saskia Poeck (16). "Das macht total viel Spaß", sagt sie. Und ihre Mitstreiterin Anne Malack (18) weiß jetzt, dass sie Kinder- und Jugendpsychologin werden will. Die Gespräche helfen also nicht nur den jungen Anrufern.