Die Hochschulleitung will das Studienangebot neu ordnen und langfristig Standorte schließen.

Lüneburg. In der Werbebroschüre für künftige Erstsemester nennt Leuphana-Präsident Sascha Spoun seine Hochschule eine "Werkstatt der Ideen". Bis auf Weiteres bleibt die Lüneburger Uni in erster Linie aber eine Baustelle: Laut einem internen Zwölf-Punkte-Papier des Präsidiums steht das Bachelor-Studium am College der Leuphana Universität vor seiner ersten Generalüberholung. Schwerpunkte: ein Umbau des Fächerangebots sowie die Überarbeitung der Veranstaltungs- und Prüfungsformen.

Das Dokument mit dem Titel "Hypothesen zur Weiterentwicklung des College" sieht langfristig eine Abkehr von Klausuren und Vorlesungen vor. Dafür sollen in Zukunft praxisorientierte Arbeit in Kleingruppen im Vordergrund stehen, sowie Prüfungsformate, die selbstständiges Arbeiten förderten, statt nur eine Reproduktion des Lernstoffs zu verlangen. "Die Majors (Hauptfächer, d. Red.) bieten grundsätzlich sowohl theoretische Grundlagen als auch Anwendungsorientierung", heißt es weiter.

Was die Palette der angebotenen Fächer betrifft, sollen die Hauptfächer Wirtschaftspsychologie, Wirtschaftsrecht und Wirtschaftsinformatik umstrukturiert und noch mehr als bisher mit einem stärkeren wirtschaftlichen Fokus ausgestattet werden. Der Studiengang Umweltwissenschaften ist möglicherweise künftig nicht mehr im Portfolio enthalten, stattdessen sollen sich Studienanfänger für Nachhaltigkeitsnatur- und -humanwissenschaften einschreiben können. Die bislang als Nebenfach ("Minor") geführte Disziplin Politikwissenschaft soll laut dem Papier zusätzlich als Hauptfach angeboten und das Spektrum an Nebenfächern mit den Disziplinen Geografie, Soziologie und Philosophie, Umwelttechnik, "Kunst und visuelle Kultur" sowie "Medien und Kommunikation" erweitert werden.

Insgesamt 16 "Minors" sollen im Gegenzug wegfallen, darunter Sozialarbeit/Sozialpädagogik, Biologie, Chemie, Automatisierungstechnik und Wirtschaftswissenschaften.

Bestätigen will Leuphana-Pressesprecher Henning Zühlsdorff die Inhalte des Entwicklungspapiers auf Anfrage der Lüneburger Rundschau hingegen noch nicht: "Derzeit befassen sich die Studienkommissionen der Fakultäten mit dem Thema, begleitend finden Gespräche mit Professoren sowie Studierenden statt", sagte Zühlsdorff. "Angestrebt wird, bis Ende Januar zu einem Ergebnis zu gelangen."

Auch räumliche Veränderungen würden diskutiert, so Zühlsdorff: "Erste Überlegungen führen dahin, langfristig alle Universitätsstandorte der Leuphana auf dem zentralen Campus zusammenzuführen. Betroffen davon sind nach dem Wegfall von Suderburg die Standorte Volgershall und - bis auf die Liegenschaft der früheren Pädagogischen Hochschule - das Rote Feld." Konkrete Termine gebe es jedoch noch nicht.

Als Reaktion auf das Bekanntwerden des Zwölf-Punkte-Papiers reichten Studenten einen Fragenkatalog beim Präsidium ein - unter anderem mit dem Punkt, warum die Pläne nicht offiziell zur Diskussion gestellt werden. Eine befriedigende Antwort der Hochschulleitung liegt nach Angaben der Studenten bislang nicht vor.