Kevin Fehling erobert höchste Michelin-Auszeichnung für Restaurant in Travemünde. Auch Karlheinz Hauser in Hamburg steigt auf.

Hamburg. Hamburger Feinschmecker können sich freuen: Mussten sie für einen Gourmetabend im mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurant bis nach Osnabrück (230 Kilometer) ins La Vie oder nach Wolfsburg (230 Kilometer) ins Aqua des Ritz-Carlton reisen, verringert sich die Top-Genuss-Entfernung nun auf gut 80 Kilometer. Denn im La Belle Epoque des Columbia-Hotels am Ostseestrand in Travemünde kann Küchenchef Kevin Fehling, 35, nach gerade mal einem zwiefach besternten Jahr mit seiner Crew schon den dritten Stern feiern - mit einer Champagnerdusche nach Rennfahrermanier. Michelin-Chefredakteur Ralf Flinkenflügel lobte: "Sein Eisbein mit Petersilie und Sauerkraut gehört zum Besten, was ich dieses Jahr gegessen habe." Auch bei diesem scheinbar einfachen Gericht sei es Fehling gelungen, "geschmackliche Überraschungen und harmonische Kombinationen zu präsentieren".

In Schleswig-Holstein gibt es insgesamt 15 Sterne-Restaurants, neun mit einem, fünf mit zweien, und das Belle Epoque mit nun drei Sternen. Neu dazugekommen ist der Stern für das Alt Wyk in Wyk auf Föhr. Niedersachsen kann mit 14 Sterne-Restaurants punkten, elf mit einem Stern (neu dabei das Perior im ostfriesischen Leer und das Seesteg auf der Insel Norderney), eines mit zwei und zwei mit drei Sternen.

Insgesamt 13 Gourmet-Sterne - zwei mehr als im ablaufenden Jahr - weisen im Guide Michelin 2013 den Weg zu zehn Hamburger Spitzenrestaurants. Über seinen Aufstieg in die Zwei-Sterne-Liga darf sich Karlheinz Hauser mit seinem SevenSeas auf dem Süllberg freuen - nur sechs weitere Restaurants in Deutschland haben das diesmal geschafft. "Das war schon unser Ziel die letzten Jahre über, und als dann im vergangenen Jahr gleich zwei zweite Sterne nach Hamburg gingen, wollten wir's auch wissen."

Die Preise für seine moderne internationale Küche mit französischem Akzent will er nicht anheben. "Bei uns gibt's derzeit ein Jubiläumsmenü, fünf Gänge für 79 Euro, mit korrespondierenden Weinen für 119 Euro. Und das Sieben-Gänge-Menü kostet 136 Euro." Ist der dritte Stern schon ein Thema? Hauser hält sich bedeckt: "Wenn er irgendwann da ist, freuen wir uns." Gestern Nachmittag hat er mit seinem Team "ein ordentliches Glas Champagner getrunken", dann wurde gekocht.

Die beiden Aufsteiger des vergangenen Jahres - Christoph Rüffer mit dem Haerlin im Hotel Vier Jahreszeiten und Thomas Martin mit Jacobs Restaurant im Louis C. Jacob - konnten ihre im vergangenen Jahr erkämpften Doppelsterne verteidigen, sodass nun gleich drei Hamburger Zwei-Sterne-Köche den Griff nach dem dritten Stern in Angriff nehmen können.

Neu in der Riege der Sterneköche ist Sebastian Andrée, der erst im April das Se7en Oceans in der Europa-Passage übernommen und dafür seinen Stern aus Gregor's Fine Dining im Oberpfälzischen aufgegeben hatte - nur vorübergehend, wie man jetzt weiß. Seine leichte französische mediterrane Küche im zweiten Obergeschoss des Einkaufszentrums an der Binnenalster hat die Tester überzeugt. Andrée und sein Team (vier Köche im Restaurant, zwei im Bistro, dazu die Sushi-Bar) freuen sich darüber, dass im Guide Michelin inzwischen auch Restaurants an außergewöhnlichen Orten sternwürdig sind. "In Tokio ist sogar mal eine Sushi-Bar in der U-Bahn ausgezeichnet worden."

Andrée findet es auch vernünftig, dass Top-Restaurants auch dann eine Chance haben, wenn sie nicht auf steife Umgangsformen bestehen. "Heute ist vieles einfacher geworden", aber schlaflose Nächte haben die Köche immer noch, wenn sie an die Spitze wollen.

Im Hotel Steigenberger an der Heiligengeistbrücke freut sich André Stolle über den ersten Stern für das Restaurant gourfleets, seit Jahresmitte das Nachfolgerestaurant des Calla. Neuer Küchenchef ist André Stolle, 37. Auch er ist Sterne gewohnt vom Osnabrücker La Vie, dem Husumer Alten Gymnasium und dem Columbia-Hotel Wilhelmshaven. Er setzt auf nordisch-regionale Küche, die er auch sehr modern interpretiert.

Keinem Hamburger Sterne-Restaurant sind Sterne aberkannt worden. Was immerhin 15 Restaurants in Deutschland verkraften müssen, unter ihnen auch das Restaurant im renommierten Brenners Parkhotel in Baden-Baden, dessen Koch wechselte. Jeweils ein Stern, wie gehabt, glänzt also über der Küchenwerkstatt, dem Landhaus Scherrer, dem Le Canard nouveau, dem Piment und über dem Prinz Frederik im Hotel Abtei - dort allerdings nur noch bis Mitte des nächsten Jahres; dann werden Hotel und Restaurant geschlossen - und Hamburg muss wieder mit zwölf Sternen auskommen. Das Sgroi in der Langen Reihe, das bereits zum Ende dieses Jahres schließt, ist da nicht mehr mitgerechnet.

Insgesamt gibt es in Deutschland 255 Sterne-Restaurants, darunter zehn mit drei Sternen (Frankreich hat 26) und 36 mit zweien.