Bald wieder OLD statt OH? Verkehrsminister verspricht Gemeinden mehr Freiheit bei der Wahl der Buchstaben - doch unbegrenz ist sie nicht.

Hamburg. Der Vorschlag von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), den Städten und Gemeinden mehr Freiheit bei der Wahl des Autokennzeichens zu lassen, löst in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ein zufriedenes "Na, endlich!" aus.

Da wäre zum Beispiel Oldenburg in Holstein. Bei der Zusammenlegung mit Eutin zu einem Kreis im Jahr 1970 musste die Abkürzung OLD auf den Nummernschildern dem OH für Ostholstein weichen. Eine Umfrage der Hochschule Heilbronn hat 2011 ergeben, dass die meisten Bürger sich ihr altes OLD noch immer zurückwünschen. Sollte der Bundesrat Ramsauers Verordnung wie geplant im September billigen, gäbe es dafür auch die entsprechende Grundlage. "Ich kann mir vorstellen, dass die Stadtvertretung einer Änderung zustimmen würde", sagt Bürgermeister Martin Voigt.

"Die Kommunen freuen sich, weil die Identität eher zur eigenen Stadt gegeben ist als zum Landkreis", sagt Klaus-Michael Glaser vom Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings bezweifelt er, dass wirklich jede Kommune ein altes oder neues eigenes Kennzeichen einführen darf und kann. Schließlich gibt es nur eine begrenzte Anzahl von verfügbaren Buchstabenkombinationen.

Auch in Niedersachsen sind die ersten Buchstaben auf dem Nummernschild eine Herzensangelegenheit. Sieben Landkreise haben bereits mitgeteilt, dass sie ihr altes Kennzeichen quasi reanimieren wollen: Aurich, Göttingen, Goslar, Hildesheim, Northeim, Rotenburg (Wümme) und Schaumburg. Weniger Übersicht durch mehr Abkürzungen auf den Straßen befürchtet der niedersächsische Verkehrsminister Jörg Bode (FDP) nicht: "Das ist heute nicht mehr entscheidend." Allein das Autokennzeichenraten auf der Autobahn werde schwerer. Zum Beispiel bei Wagen aus dem Heidekreis (HK), der hieß bis 2011 Soltau-Fallingbostel (SFA), ein zusammengelegter Kreis aus Soltau (SOL) und Fallingbostel (FAL).

Der Deutsche Landkreistag befürchtet wegen Fällen wie diesen ein "Kennzeichenwirrwarr" statt einer Stärkung regionaler Identität. "Das Zusammenwachsen der Kreise, die bei der Gebietsreform 1970 geschaffen wurden, darf nicht durch eine erneute Kennzeichentrennung konterkariert werden", sagte der Landkreistags-Präsident Hans Jörg Duppré.

"Das ist ein sehr emotional besetztes Thema", sagt Christian Schäfer vom Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC). Der Verein sehe in der vorgeschlagenen Änderung kein Problem. "Es darf allerdings nicht zum Zwangsumtauschen - im schlimmsten Fall verbunden mit hohen Gebühren - kommen." Die Kennzeichenliste, die der ADAC für Kennzeichenrater herausgibt, werde natürlich immer aktualisiert.