Materialien aus der Natur wie Bambus, Leder oder Bast kommen bei Teppichen ebenso zum Einsatz wie recycelter Kunststoff. Neue Trends.

Hamburg. Weich und geschmeidig, farbenfroh-modern oder dezent-klassisch, funktional, aber teilweise auch sehr elegant: Alles andere als verstaubt präsentieren sich die neuen Teppiche. Der textile Belag macht seit einiger Zeit wieder Boden gut. Axel Strehlow, Leiter des Zentraleinkaufs von Teppich Kibek, nennt den Grund dafür: "Kein anderer Bodenbelag zaubert eine derart wohnliche Atmosphäre in den Raum", sagt er.

In den aktuellen Kollektionen finden sich die in der Mode angesagten Töne, floralen und ornamentalen Designs wieder. Farblich dominieren Nuancen von Blau, Grün und Kupfer. Aber auch die Erdfarben sind nach wie vor sehr gefragt. Wer Mut zum Bunten hat, kann ebenfalls aus dem Vollen schöpfen: Denn kräftige Farben waren in diesem Jahr auf den Fachmessen ein großes Thema. Pink, ein sattes Gelb, Türkis oder Rot machen aus Teppichen wahre Hingucker.

Immer öfter wird bei der Herstellung auf Nachhaltigkeit geachtet

Ein weiterer Trend: Nachhaltigkeit und "Green Living". Die Natur hält viele ursprüngliche und umweltfreundliche Materialien bereit, die bei der Herstellung von Teppichen immer häufiger zum Einsatz kommen. Dazu gehören außer Wolle, Leinen und Leder zum Beispiel die schnell nachwachsende und strapazierfähige Bambusfaser, Bast, Sisal, Seide, Kaktusgarn oder Kokos. Alle diese Materialien sind nachwachsende Rohstoffe.

Daneben gibt es auch ausgefallene Öko-Teppiche aus Brennnesselfasern, Ziegenhaar oder Hanf. Auch recycelte Materialien finden neuerdings in der Fertigstellung Verwendung. So sind zum Beispiel Teppiche aus recyceltem Kunststoff am Markt, die besonders gelenkschonend sein sollen und Schall gut abfangen können.

Teppiche aus Leder bietet unter anderem das Karlsruher Unternehmen kymo an, dessen Kollektion vor allem durch außergewöhnliche Strukturen und den Einsatz edler Materialien auffällt. Body & Soul lautet der Name der verspielten Lederteppich-Kollektion. Mit einer besonderen Printtechnik aufgetragene, goldene Applikationen marmorieren die natürliche Struktur eines Kuhfells. Dadurch entsteht ein willkürliches Muster, das die Exklusivität und Besonderheit des Materials unterstreicht. Die Teppiche sind in fünf Farben und zehn Größen erhältlich.

"Viele Kunden schätzen es, wenn textile Bodenbeläge aus Naturmaterialien einen glänzenden Schimmer haben. Wir empfehlen dann gern Seide oder Bambus", sagt die Teppichexpertin Ellen Borstelmann aus Eppendorf. Auch Fransen, wie man sie von klassischen Orientteppichen her kennt, seien derzeit sehr beliebt. "Mit einem unifarbigen Teppich, dessen Fransen eine andere Farbe haben, lassen sich tolle optische Akzente setzen."

Außerdem im Trend ist klassisches Design, das in diesem Jahr gern neu interpretiert wird. So wirken althergebrachte Ornamente teilweise wie wegradiert, ausgebleicht oder mit Farbe übergossen. Ein Beispiel dafür sind sogenannte Vintage-Teppiche, die unter anderem aus alten Orientteppichen konfektioniert sind. Um sie herzustellen, werden klassische Muster verschiedener Provenienzen - ob geknüpft oder gewebt - neu überfärbt, zerschnitten und äußerst kunstvoll zu einem neuen Patchwork-Teppich zusammengefügt.

"Dass neue Beläge auf alt getrimmt werden, kommt heutzutage sehr gut an. Dieser ,used look' wird teilweise auch auf künstlichem Wege herbeigeführt, indem zum Beispiel der Flor eines Teppichs heruntergenommen wird. Das Kunstwerk sieht dann aus, als wäre es schon lange gebraucht", sagt Axel Strehlow. Ganz besondere Effekte würden auch durch die Kombination verschiedener Materialien und Strukturen erzielt. Im Übrigen seien flach gewebte Teppiche, also solche ohne Flor, en vogue. Sie werden mit und ohne Muster und Struktur angeboten und haben auf beiden Seiten dieselbe Optik. Ein typischer Vertreter flach gewebter Teppiche ist der Kelim, der bei vielen Völkern auf dieser Welt als Bodenbelag, Decke oder Wandbehang dient.

Stilvolle Kollektionen gewobener oder per Hand getufteter Teppiche aus Wolle, Leinen oder Baumwolle bietet indessen das belgische Unternehmen Limited Edition an. Eine große Auswahl an Designer- und Luxusbodenbelägen zeigt es seit 2010 in Hamburg in einem Showroom an der Kaiser-Wilhelm-Straße. Akzente setzt das Unternehmen derzeit mit der neuen Kollektion Looping. Sie folgt der natürlichen Bewegung einer geringelten Schnur, jeder Teppich wird in mühevoller Arbeit handgefertigt. Zum Einsatz kommt dabei Polypropylen.

Eine weitere Adresse für edle Teppiche ist in der Hansestadt, nahe dem Baumwall, das Unternehmen Tai Ping. Es arbeitet seit seiner Gründung in den 1950er-Jahren nahezu ausschließlich mit europäischen Designern zusammen. Die neue Kollektion wurde allerdings von André Fu entworfen. Er zählt zu den bedeutendsten Design-Talenten im asiatischen Raum. In seiner Kollektion setzt er gemäß der Philosophie von Tai Ping auf handwerkliche Fertigkeiten und die Verwendung von aufwendig gewebten Stoffen - ähnlich wie die Modewelt mit der Haute Couture sich von konventionellen Modetrends abhebt.

Wollgarne, Kaschmir und Seidenfäden machen den Belag zu einem Erlebnis

Die Kollektion umfasst sieben Designs und 28 Farbvariationen. Die Modelle sind handgetuftet, der Flor wurde also direkt in das Untergewebe eingearbeitet. Zu den Materialien, die verwendet werden, zählen Wollgarne, Kaschmir, Seidenfäden, Baumwollschnüre, Bambus und Flachs. Sie bewirken, dass die Teppiche nicht nur gut aussehen, sondern sich unglaublich gut anfühlen. Eine Wohltat für Menschen, die gern barfuß gehen.

Wer sich dafür entscheidet, eine größere Fläche mit Teppich zu verlegen, sollte sich bewusst sein, dass damit die Atmosphäre des Raumes stark geprägt wird. Die befragten Experten raten daher, beim Kauf des textilen Belags genau abzuwägen, welche Farbe oder welches Muster zur Einrichtung passt. Gedanken sollte man sich auch über das jeweils geeignete Material sowie die Höhe des Flors machen. Allgemein gilt: Je länger die Fasern sind, desto ungeeigneter ist der Teppich für die Verwendung auf Treppen oder an stark beanspruchten Stellen. Wichtig ist auch die Ausgestaltung des Flors: Je dichter er ist, desto tritt-elastischer fühlt er sich an. Damit man sich beim Teppich auch auf die inneren Werte verlassen kann, gibt es ein TÜV-Siegel und ein Zertifikat der Europäischen Teppich-Gemeinschaft. Diese attestiert dem Bodenbelag gesundheitsverträgliche Inhaltsstoffe und kategorisiert seine Qualität mit bis zu fünf Sternen.