Entweder verschwindet Unterhaltungselektronik in flachen, formschönen Sideboards und Konsolen - oder sie wird elegant im Raum inszeniert.

Wie von Zauberhand öffnet sich auf Knopfdruck die Abdeckung des Sideboards. Geräuschlos fährt der große Bildschirm aus dem Inneren mithilfe eines Lifts an die Oberfläche. Lautsprecher in den Seitenwänden sorgen für eine perfekte Akustik. Im Inneren des Multimedia-Sideboards "Executive Office Programm 1800" von Thonet ist Platz für weitere Geräte und überstehende Kabellängen. Was in vielen Konferenzräumen bereits selbstverständlich ist, setzt sich jetzt auch in der heimischen Sphäre immer mehr durch: die Inszenierung neuer Informations- und Unterhaltungselektronik mithilfe von ästhetisch überzeugenden Multimedia-Möbeln.

Smartphone und iPad werden als Fernbedienung eingesetzt

"Die Veränderungen im multimedialem Home Entertainment erfordern neue TV- und Hi-Fi-Möbel", sagt der Elektronikexperte Joe Ambs. So ermögliche vor allem die kabellose (wireless) Technik, mehrere Funktionen in wenigen Geräten zusammenzuführen und dies dann in einem einzigen Möbelstück zu integrieren; Smartphones und iPads übernehmen zunehmend die Funktion der Fernbedienung, verbinden den Fernseher mit dem Internet und dem Sat-Receiver.

"Zusatzgeräte wie CD-Player oder Videorekorder mit großem Platzbedarf sind bald ebenso Geschichte wie die Möbel, die einst für sie geschaffen wurden", sagt Heyco Hoops, Einrichtungsberater von Gärtner Internationale Möbel. Die Folge: Die neue Generation des Hightech-Mobiliars präsentiert sich flacher, eleganter und in neuer Form. Wie sehr die moderne Technik das Design inspiriert und dominiert, zeigt sich in einer Vielzahl neuer Sideboards und Regalsysteme aus den Werkstätten internationaler Möbel-Hersteller.

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"Bookless", das neue Regalsystem von Interlübke, lässt mit einer Tiefe von nur 18 Zentimetern bewusst keinen Platz für Bücher. Die Designer Gino Carollo und René Chyba schufen stattdessen einen modernen Setzkasten, ein filigranes Gebilde aus Regal und Vitrine, in dem die Bewohner ihre "Lieblingsstücke" ausstellen können. Die sind heute vor allem technischer Natur, wie Geschäftsführer Leo Lübke einräumt: "Das ebook tritt bei vielen an die Stelle raumgreifender Enzyklopädien. Generell löst die Miniaturisierung des Designs das Monumentalprinzip ab." Bookless fungiert wahlweise als Raumtrenner oder kann über Abstandhalter an der Wand befestigt werden. Das System ist in verschiedenen Farb- und Furniervarianten erhältlich, der Preis beginnt bei circa 1300 Euro.

In Kooperation mit LINN, Design Werner Aisslinger, schuf Interlübke die "Musikbox": Das futuristisch anmutende Design vereint Klang- und Wohnerlebnis in einem Möbelstück.

Auch die Regal-Konstruktionen von Montana in verschiedenen Farbverläufen vereinen Design mit Hightech. Hier zeige sich, so Hoops, die enge Kooperation vieler Designer und Möbelhersteller mit ausgewählten Technik-Anbietern: Die Lautsprecher in zwei Größen wurden von einem der führenden dänischen Hersteller auf die Maße der Regalboxen geeicht.

+++Die Technik im Blickfeld+++

NEO, das neue Multimedia-Paneel von Hülsta, inszeniert wiederum den Flatscreen und lässt Kabel und sichtbare Technik konsequent im Verborgenen. "Technische Neuerungen sind hier perfekt integriert und weitgehend unsichtbar", sagt Marketing-Chefin Laura Münstermann. Stecken iPhone oder iPad in der Ladestation, können sämtliche gespeicherten Musiktitel oder Videos per Fernbedienung aktiviert werden. Nach dem Motto "Nicht zu sehen, nur zu hören" sorgen ein integriertes Soundsystem und hochwertige Lautsprecher für die Akustik. Auch die Ladestation kann, wenn nicht benötigt, vollständig im Paneel verschwinden.

Mit Kamera, Leinwand und Beamer aus dem Wohnraum konferieren

+++Dezenter Umgang mit der Technik+++

Für die Konferenz beim Thonet-Programm 1800 arbeitet nicht nur die Technik im Verborgenen, auch der Flachbildschirm verschwindet auf Wunsch in der Versenkung. Eine Kamera für Video-Konferenzen, eine Leinwand und ein Beamer für Präsentationen machen das Möbel zu einer Allround-Multimediastation. Das Möbel besticht durch eine reduzierte Ästhetik, bei der kein Griff und keine Mulde die hoch lackierte Holzfront stört. Der Preis für das Mediensideboard ohne den Flachbildschirm, dafür mit integriertem Lifter liegt bei 6240 Euro. Auch für maßgeschneiderte Multimedia-Möbel wächst der Markt. Als einer der bundesweiten Anbieter hat sich die Firma Alf Wohnconcept etabliert, die für Kunden aus ganz Europa individuell gefertigte Multimedia-Möbel entwirft. Seine Spezialität sind Touchscreen-Monitore, die präzise auf Fingerdruck reagieren. "Wir arbeiten hier sehr eng mit der Industrie zusammen." Dafür geben die Interessenten die Maße des Raumes an und besprechen ihre persönlichen Ideen mit Alf telefonisch. "Auf dieser Basis fertigen wir eine 3-D-Computergrafik in fotorealistischer Qualität mit unseren Designvorschlägen, die wir den Kunden vor dem Bau in unseren Werkstätten zur Abstimmung zuschicken", so Alf.

Dass viele Multimedia-Möbel aus Holz bestehen, ist kein Zufall. Ursula Geismann, Designexpertin beim Verband der Deutschen Möbelindustrie, hat eine Sehnsucht nach Natur in den eigenen vier Wänden ausgemacht. "Es scheint fast, als wollten die Menschen einen ästhetischen und emotionalen Ausgleich zu ihrer massiven technischen Aufrüstung schaffen."

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