Multifunktionale Möbel sind platzsparend und stylisch: Ein Spiegel wird zum Bügeltisch, ein Ess- und Arbeitstisch zur Grundlage für Billardspiele.

Platz sparen ist in. Gerade in Metropolen wie Hamburg, wo in einigen Stadtteilen die Anzahl kleiner Wohnungen mit maximal zwei Zimmern überwiegt. Doch wie bekommt man den ganzen Krempel unter, ohne dass es dabei unordentlich aussieht? Zum Beispiel das sperrige Bügelbrett und die Spielesammlung. Oder den Billardtisch, wo doch schon der Esstisch samt Stühlen die Hälfte der Wohnzimmerfläche in Anspruch nimmt. Die Lösung heißt multifunktionales Mobiliar. Der Vielfalt sind hier keine Grenzen gesetzt.

Wohin beispielsweise mit den Geräten für das leidige Bügeln? Diese Frage beschäftigte den Hamburger Designer Nils Wodzak schon während seines Studiums. Damals entwarf er bereits den Prototyp eines Spiegelbügelschranks, bei dem die untere Tür aufklappt und deren gummierte Kante zum Aufleger für die herunterschwenkbare obere Tür wird. Einmal ausgefahren, lassen sich die Hemden bequem bügeln. Inzwischen hat sich der 46-Jährige weit über die Grenzen Hamburgs einen Namen gemacht und liefert seinen durchdachten Bügeltisch auch nach Frankreich und Italien. Selbst Anfragen aus Übersee gehen regelmäßig ein. 200 bis 300 Spiegelbügelschränke produziert er im Jahr. Für die Endmontage und Auslieferung ist Wodzak selbst zuständig, die Zulieferungsbetriebe sind allesamt in der Hansestadt angesiedelt.

+++Mit wenig Geld clever einrichten+++

"Hauptsächlich wird der Schrank in Apartments und Hotels eingebaut, aber auch in kleinen Wohnungen", sagt der Designer. Doch nicht nur dort. Auch in einer Lounge im Frankfurter Flughafen wird von dem Möbel Gebrauch gemacht. Trotz Preisen zwischen 270 und 420 Euro sind die Stücke auch bei Studenten beliebt. Die Preisspanne erklärt sich aufgrund der unterschiedlichen Ausführungen, die angeboten werden: Der Korpus präsentiert sich zum einen in eloxiertem Alublech oder in einem Milchglasweiß. Neben ovalen Modellen mit sieben oder 17 Zentimeter Tiefe gibt es auch die eckige Variante mit nach rechts herausklappbarer Tür. Geht sie auf, kommt hinter dem Spiegel ein Bügelbrett mit einer Länge von 82 Zentimetern samt Accessoire zum Vorschein. Der Innenraum ist ausgeleuchtet, verfügt zudem über eine Steckdose.

Eine Nummer größer zu geht es in Bezug aufs Mobiliar im baden-württembergischen Vogt (Landkreis Ravensburg). Hier fertigt die Firma Henzgen Billardtische, die sich nicht nur den räumlichen Gegebenheiten im Haus anpassen, sondern die sich schnell zum Ess- oder Bürotisch verwandeln. Damit wird der Traum vom Billardspielen in den eigenen vier Wänden trotz begrenzter Raumverhältnisse möglich.

Fast zwei Dutzend unterschiedliche Modelle werden angeboten

+++Businessclass im Wohnzimmer+++

Das Prinzip ist einfach: Soll der Tisch nicht bespielt werden, legt man einfach eine maßgefertigte Abdeckplatte auf. Darauf findet sich dann viel Platz für das Mittag- oder Abendessen in großer Runde. Beinfreiheit vor allem für große Menschen gibt es zur Genüge. Während Esstische im Normalfall 76 Zentimeter hoch sind, bietet die multifunktionale Variante bis zu sechs Zentimeter mehr Luft nach oben. Fast zwei Dutzend verschiedene Modelle in unterschiedlichen Größen - Spielflächen von 183 x 91,5 bis 284 x 142 Zentimeter - und Farbkombinationen bietet Firmeninhaber Detlef Henzgen an. Die Preise variieren zwischen 800 und 6000 Euro. Günstigere Tische sind mit einer Werkstoffplatte samt beidseitiger Melaminbeschichtung als Schutz gegen das Eindringen von Luftfeuchtigkeit ausgestattet. Hochwertigere Platten werden aus Schiefer gefertigt.

Mit insgesamt sechs Mitarbeitern produziert Henzgen auf 1000 Quadratmetern Fabrikfläche eine größere dreistellige Zahl des Möbels pro Jahr. Er ist einer der letzten Hersteller in Deutschland. Zu groß ist die Konkurrenz aus Asien inzwischen geworden. "Die Chinesen sind verrückt nach Billard. Dort gibt es Großfabriken, mit deren Preisen wir Europäer nicht mithalten können. Den Billigmarkt haben sie ganz allein in ihren Händen", sagt der Geschäftsmann. Auch wenn die Qualität nicht mit "made in Germany" zu vergleichen sei, schauen offenbar immer mehr Käufer nur noch auf den Preis. Und bei 400 Euro ab Werk haben die Chinesen keine schlechten Argumente.

+++Passende Medienmöbel für die Multimedia-Welt+++

Mobiliar aus Serienproduktionen gibt es bei Mellani und Keivan Tajik in Ahrensburg im Kreis Stormarn nicht. Sie betreiben das Einrichtungs-Eck und bieten hier Möbel vorzugsweise im englischen Stil an. Multifunktionale Stücke werden auf Wunsch ebenso in England gefertigt. "Zuletzt beispielsweise ein 60 mal 60 Zentimeter großer Sekretär, der sich zum Spieltisch wandelt", sagt Keivan Tajik. Der Auftraggeber war dafür bereit, etwa 2000 Euro zu zahlen.

Vier bis sechs Wochen muss der Kunde in der Regel auf ein solches maßgefertigtes Möbelstück warten, "schließlich handelt es sich um Handarbeit, verbunden mit einem aufwendigen Herstellungsverfahren", sagt der 48-jährige Geschäftmann. Bei dem besagten Sekretär und Spieltisch, dessen Platte sich drehen lässt und auf der anderen Seite mit Filz ausgestattet ist, werde beispielsweise eine MDF-Platte mit verschiedenen Holzarten furniert - vorzugsweise mit Eibe oder Mahagoni - und anschließend mit Intarsien umrandet. "Dafür muss der Handwerksmeister kleine Quadrate ausschneiden und ersetzen", sagt Tayik. Ist der Prozess des Zusammenbauens abgeschlossen, wird die Fläche bis zu sechsmal lackiert, poliert und genauso oft geschliffen. Im Anschluss wird eine Wachsmasse aufgetragen und die Platte mit einer Politur behandelt, sodass sich die Poren im Holz schließen. Erst dann heißt es: Spiele frei!