Landwirte sind kreativ. Besonders dann, wenn es darum geht, sich neue Einnahmequellen zu erschließen. Nach dem Boom in der Windenergie setzen Schleswig-Holsteins Landwirte nun zunehmend auf Solarstrom und nutzen dazu alle der Sonne zugewandten Flächen, denn die garantierte Einspeisevergütung sorgt in den nächsten Jahren für ein kalkulierbares Zusatzeinkommen.
Von besonderem Vorteil ist es dabei, wenn die Solarzellen dem Lauf der Sonne folgen können. Die Firma Sündreyer griff diese Idee auf und entwickelte 2005 ein drehbares Solardach für einen Güllebehälter. Der besondere Clou: Das Dach ist in einem Winkel von 19 Grad schräg gestellt und sorgt so für optimale Nutzung des einfallenden Sonnenlichts. "Mittlerweile ist es möglich, den Sündreyer als Rundhalle mit einer Grundfläche von 450 Quadratmetern und einer lichten Raumhöhe von fünf Metern als Pferdestall, Büro, Maschinen- oder Lagerhalle zu bauen", sagt Geschäftsführer Nils Hartmann. Durch Drehen und Schrägstellen des Dachs erreiche man gegenüber einem starren Aufbau einen Mehrertrag von 25 Prozent pro Jahr. Schleswig-Holstein gehört ähnlich wie Mecklenburg Vorpommern zu den sonnenreichsten Gegenden in Deutschland. Viel Wind sorgt an den Küsten dafür, dass die Wolkendecken immer wieder aufreißen. "In den letzten beiden Jahren haben wir jeweils fünf Sündreyer fertiggestellt. Für 2008 sind acht Hallen mit einer Leistung von jeweils 100 Kilowattstunden in Planung", sagt Hartmann. "Die Standorte verteilen sich über ganz Deutschland."
Vor Jahren wurde bereits in Süddeutschland ein drehbares Solarhaus entwickelt. Unter der Bezeichnung "Heliotrop" wurde 1994 ein Prototyp mit etwa 250 Quadrametern beheizter Nutz- und Wohnfläche fertiggestellt. Mit einer 54 Quadratmeter großen Fotovoltaik-Anlage und anderen Energiesparmaßnahmen wie zum Beispiel einer Trockenkompostanlage erscheint das Haus in seiner Energiebilanz als Plusenergiehaus, das fünf bis sechs Mal mehr Energie erzeugt, als es verbraucht. Erfahrungen aus diesem Projekt wurden in einer Reihenhaussiedlung mit 59 zwei- und dreigeschossigen Plusenergiehäusern in Freiburg genutzt.
HM