Der PC ist in manchen Haushalten schon der Stromfresser Nummer eins. Die Tendenz: steigend.

Kühlschrank, Auto und Urlaubsflüge sind schon lange als Klimakiller bekannt. Doch was ist mit dem häuslichen Computer? Der CO2-Ausstoß durch Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), zu der neben Computer und Internet auch Handy, Fernseher und Drucker gehören, habe weltweit das Emissionsniveau des Flugverkehrs erreicht, berichtet das Bundesumweltministerium. Und nach einer Studie des finnischen Wirtschaftsministeriums verbraucht der Computer bei einem Viertel der finnischen Haushalte den meisten Strom unter den Elektrogeräten.

Computer und Internet haben sich zu Stromfressern entwickelt. Zwei Prozent des Gesamtstromverbrauchs gehen in Deutschland auf das Konto des Internets, acht Prozent auf die Informations- und Kommunikationstechnik. Eine virtuelle Identität in der Onlinewelt "Second Life" verbraucht jährlich so viel Strom wie durchschnittlich ein Brasilianer, so das Umweltministerium. Das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie erwartet, dass der Stromverbrauch durch das Internet in Europa weiter steigt. Eine Veränderung von 6,8 Milliarden Kilowattstunden (kWh) im Jahr 2001 auf 31,3 Milliarden kWh 2010 wird prognostiziert.

Der gestiegene Stromverbrauch durch das Internet hat viele Ursachen, betont Klaus Barthel, Projektleiter am Wuppertal Institut: "Die Nutzungszeit nimmt stetig zu. ,Offline gehen' lohnt sich vom Tarif her aufgrund der Flatrate-Angebote kaum noch." Es gebe immer mehr Anwendungen, Server und Datenmengen. Abhilfe könnten energiesparendere Geräte schaffen. Auch sollte man sich bewusst machen, dass der Stand-by-Modus Strom verbraucht. Auf der Internetseite der Energie-Agentur ( www.stromeffizienz.de ) kann jeder online testen, wie viel Strom der Computer im Stand-by-Modus verbraucht, was dies kostet und wie Kosten minimiert werden können. Ein durchschnittlich ausgestatteter Haushalt kann demnach im Jahr rund 70 Euro sparen. Umweltzeichen wie der Blaue Engel, die Euroblume der EU, das GEEA-Kennzeichen oder der Energy Star kennzeichnen Geräte mit niedrigem Verbrauch.

Nicht nur Privatleute müssen umdenken. Große Stromschlucker sind auch Rechenzentren und Server in öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen. Der große Stromverbrauch sei für viele Unternehmen zu einem wirtschaftlichen Problem geworden. Der Wissenschaftler empfiehlt sparsamere Prozessoren, die die gleiche Leistung bringen, oder Notebook-ähnliche Strukturen. Durch Virtualisierung (Zusammenschluss verschiedener Server, auf denen mehrere Anwendungen gleichzeitig laufen) können bis zu 80 Prozent Energie gespart werden. "Viele Aktionen laufen und werden weiterentwickelt.", so Barthel. Dies bestätigt Siegfried Behrendt vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung: "Es herrscht sehr viel Dynamik in der Diskussion um den Stromverbrauch durch Informations- und Kommunikationstechnik." Die Branche reagiere mit energieeffizienteren Chips und biete auf den Nutzer zugeschnittene PCs mit sparsamen Grafikkarten. Fujitsu Siemens Computers schenkt Käufern des stromsparenden SCALEO Green PCs einen Gutschein für Öko-Strom von Lichtblick im Wert von 25 Euro - genug, um ein Jahr täglich 90 Minuten den Computer zu nutzen.

Die IT-Branche kann dem Klima sogar helfen. "Viele geschäftliche (Flug-)Reisen können durch Videokonferenzen vermieden werden", so Ralph Hintemann vom Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und Neue Medien. Der Netzwerkausrüster CISCO führt Vorstellungsgespräche über HD-Videokonferenzen durch, um Reisewege für Bewerber und Angestellte zu vermeiden. Der Stromverbrauch eines Unternehmens steige dadurch kaum, da die Firmencomputer ohnehin den ganzen Tag laufen, fügt Daniel Kluge vom Verkehrsclub Deutschland hinzu.