Nur noch vier Prozent der Weltmeere sind vom Menschen weitgehend unberührt. Das geht aus der ersten Weltkarte der menschlichen Eingriffe in die Ozeane hervor, die zum Auftakt der Jahrestagung der US-Wissenschaftsgesellschaft AAAS gestern in Boston vorgestellt wurde. Mehr als 40 Prozent der Weltmeere sind demnach durch menschliche Einflüsse bereits stark angegriffen. Am stärksten seien Meeresregionen in der Nordsee, im Süd- und Ostchinesischen Meer, in der Karibik, im Mittelmeer, im Roten Meer, in der Beringsee entlang der nordamerikanischen Ostküste und im westlichen Pazifik betroffen, so die Forscher vom US-Zentrum für ökologische Analysen in Santa Barbara (Kalifornien). Ihre Studie erscheint im US-Fachjournal "Science". Die letzten weitgehend unberührten Meeresgebiete liegen rund um die beiden Erdpole. Sie würden aber in Zukunft durch die schmelzenden Eiskappen gefährdet.

Durch den Klimawandel gefährdet sind auch die Korallenriffe, deren Schönheit Taucher wie Forscher begeistert. Die Tiefseekorallen, die vor der Pazifikinsel Hawaii wachsen, können mehr als 4000 Jahre alt werden - einige dieser Korallen sind demnach nur wenige Hundert Jahre nach dem Bau der Pyramiden von Giseh entstanden und heute noch lebendig. Dieses sensationelle Forschungsergebnis gaben US- Ozeanforscher gestern in Boston bekannt. Das hohe Alter der Schmuckkoralle Gerardia und der schwarzen Tiefseekoralle Leiopathes spec. müsse zwei Konsequenzen haben, sagte Brendan Roark von der Universität Stanford (Kalifornien). Zum einen dürften die Lebewesen künftig nicht mehr zur Schmuckherstellung "geerntet" werden. Die langlebigen Nesseltiere wüchsen so unglaublich langsam, dass keinerlei Ernteniveau nachhaltig sein könne. Zum Zweiten berge das Tausende Jahre alte Skelett der Korallen wertvolle Informationen über Klimaveränderungen der Vergangenheit und könne Details darüber liefern, wie die Ozeane Kohlendioxid aus der Atmosphäre absorbierten. Die Korallen-Proben wurden mit Forschungs-Tauchbooten in etwa 500 Meter Tiefe vor der Küste von Oahu auf Hawaii entnommen.


Informationen im Internet: www.aaas.org