2007 verfehlte mit der Durchschnittstemperatur von 9,83 Grad nur um 0,06 Grad den deutschen Höchstwert von 2000 und damit den Rekord seit Beginn der Aufzeichnungen 1901. Die größten Abweichungen gab es im Winter und Frühling - sie waren mehr als vier Grad zu warm.

Nur sechs Hundertstel Grad fehlen zu einem neuen Rekord: Mit einer Durchschnittstemperatur von 9,83 Grad Celsius erreichte das vergangene Jahr annähernd die Höchstmarke des Jahres 2000. Damals errechneten die Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst (DWD) einen Jahresmittelwert von 9,89 Grad - und damit den höchsten Wert seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichungen 1901. "Durch die relativ warmen Temperaturen im ersten Jahresdrittel sind wir dem Rekord sehr nahe gekommen", sagt Gerhard Müller-Westermeier, Klimaexperte beim DWD.

2007 reiht sich nahtlos in den Reigen der wärmsten Jahre ein, in dem sich mehrheitlich jüngere Jahrgänge finden: Hinter den Spitzenreitern 2000 und 2007 folgen 1994, 1934, 2002 und 2006. Dies passt zu den Aufzeichnungen der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), nach denen die Dekade 1998 bis 2007 im globalen Maßstab das wärmste Jahrzehnt gewesen ist. Die weltweite Erwärmung sei mit durchschnittlich 0,13 Grad pro Dekade über die vergangenen 50 Jahre gerechnet fast doppelt so stark gewesen wie in den vergangenen 100 Jahren, betont die WMO.

Als ungewöhnlichste Temperaturabweichung nennt die WMO das Winter- und Frühlingswetter in Europa: "In einigen Teilen des Kontinents lagen die Temperaturen im Januar und April mehr als vier Grad über den langjährigen Monatsmittelwerten."

Das gilt auch für Deutschland. Bereits im September 2006 begann eine Periode von zwölf überdurchschnittlich warmen Monaten, eine bis dahin unerreichte Zeitspanne. Im Winter 2006/07 lagen die Temperaturen im bundesweiten Mittel bei 4,3 Grad und damit 4,1 Grad über dem langjährigen Durchschnitt, für den der Zeitraum 1961 bis 1990 betrachtet wird. Der zweite Höhepunkt war der April - er war 4,4 Grad wärmer als üblich. Badewetter, ausgeprägte Trockenheit mit überhaupt keinem Niederschlag an einigen Orten und viel Sonnenschein bildeten das ungewöhnliche Aprilwetter. "Im Rheinland wurden örtlich 15 Sommertage mit einer Höchsttemperatur über 25 Grad registriert. Das sind mehr Sommertage, als in einem durchschnittlichen Juli zu erwarten sind", staunte damals der DWD. Manche Zeitgenossen unkten, das sei der vorweggenommene Sommer - und sollten größtenteils recht behalten.

Aus meteorologischer Sicht habe es im April keine besondere Wetterlage gegeben, so Müller-Westermeier. "Wir hatten wenig Nordwest-Strömungen, mit denen feuchtkaltes und wechselhaftes Wetter verbunden ist. Stattdessen brachten Winde aus südwestlicher Richtung die warmen Luftmassen nach Deutschland." Ein Trend von veränderten Luftströmungen, der möglicherweise im Zusammenhang mit dem Klimawandel steht, sei aber bislang nicht zu erkennen.

Auch die Monate Mai bis August blieben oberhalb der langjährigen Mittelwerte, wenn auch weniger ausgeprägt. Dagegen waren September, Oktober und November eher etwas zu kühl, während der Dezember mit einer Durchschnittstemperatur von 1,4 Grad wieder im Plus liegt; es beträgt 0,6 Grad.

In den nördlichen Bundesländern war der Dezember sogar mehr als ein Grad zu warm. Am größten war die Abweichung in Mecklenburg-Vorpommern (+1,6§), gefolgt von Schleswig-Holstein (+1,5§) und Hamburg (+1,3§). Hier wirkten Nord- und Ostsee als riesige Wärmespeicher, sagt Müller-Westermeier: "Das Wasser hatte sich in den zwölf überdurchschnittlich warmen Monaten stärker als üblich aufgeheizt und hat im Herbst nur wenig von dieser zusätzlich gespeicherten Wärme verloren. Sie macht sich nun in Form des bislang milden norddeutschen Winters bemerkbar."

Über das Jahr betrachtet, liegt der beinahe Temperatur-Rekord um 1,6 Grad über dem langjährlichen Mittel. In Hamburg sind es sogar 1,7 Grad; der Sonnenschein erreichte in der Stadt jedoch nur 98,5 Prozent des Normalmaßes. Vor allem aber war es in Hamburg zu nass: Es fiel 40 Prozent mehr Niederschlag als in einem Durchschnittsjahr. Das trübte den Eindruck des außergewöhnlich warmen Jahres.