Über Wattwürmer schreibt der Biologe seine Doktorarbeit.

Es plätschert, und es knatscht bei jedem Schritt. Einen Karren hinter sich herziehend, bepackt mit Fang- und Forschungs-Utensilien, stapft Wattwurmforscher Nils Volkenborn (30) durch den Schlick am Sylter Ellenbogen. Die Bucht, der Königshafen, "ist wahrscheinlich das am besten untersuchte Wattgebiet der Welt", sagt der Meeresbiologe. Er gehört zur Wattenmeer-Forschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts (Bremerhaven) in List auf Sylt. Er untersucht, wie sich das Wattenmeer ohne den nimmersatten Wattwurm entwickelt.

Das Forschungsprojekt "Watt mit und Watt ohne Wattwurm" dauert bis 2010. Volkenborn hat 2002 begonnen, das "Wappentier" des Wattenmeeres, den Arenicola marina (lateinisch), auf sechs kleinen Flächen von 2400 Quadratmetern systematisch zu vertreiben - auf sanfte Art. "Die meisten sind abgewandert." Um den bis zu 20 Zentimeter langen Wurm wegzukriegen, hat der Biologe in acht Zentimetern Tiefe Gitternetze eingegraben. Hier kringelt sich keiner der Sand-Kothaufen mehr. Auch die trichterförmigen Pfützen bleiben aus, die auf den Hunger der Würmer nach Sand hinweisen. Normalerweise ist das Watt übersät mit diesen Lebensspuren des fetten Wurmes, der für Angler ein beliebter Köder ist.

Der Wurm versteckt sich in bis zu 30 Zentimeter tief liegenden U-förmigen Röhren. Von ihm wird jedes Jahr der obere Zentimeter des Wattbodens mehr als 20-mal aufgefressen.

Bis zu 40 Exemplare des braunen, schwarzen oder tiefroten Wurmes leben pro Quadratmeter. Die Würmer müssen viel Sand durch den Körper schleusen, dabei futtern sie Algen und Bakterien. Das ist leichte Kost, deshalb brauchen sie Masse. Viele andere Tiere meiden Gebiete, in denen der Wurm lebt. Andere Organismen profitieren von der Durchlüftung des Wattbodens.

Ohne Wurm sieht das Watt anders aus, bestätigen erste Daten. Auf den Ausschlussflächen siedelt sich der Schillernde Seeringelwurm an. Er ernährt sich von Mikroalgen und dient Seevögeln als Futter. Im wattwurmlosen Gezeitenboden kommt es zur Verschlickung und zu Algenblüten. Demnächst wird untersucht, wie Bakterien, Kieselalgen oder große Wattvögel auf die veränderten Flächen reagieren.