Rotkehlchen und Amseln trällern am frühen Morgen nicht einfach drauflos. Unsere Vögel folgen einem festen Zeitplan. Einige geben ihr Konzert schon vor Sonnenaufgang. Andere warten ab. Das hat handfeste Gründe.

Noch bevor früh morgens die ersten Sonnenstrahlen die Erde erreichen, geht das Gezwitscher los in Gärten und Parks, in Hecken und Bäumen. Auch bei den Vögeln gibt es Frühaufsteher und Morgenmuffel. Das Vogelkonzert folgt einem festen Zeitplan. Als Erste erheben die Rotkehlchen ihre Stimme. Kurz darauf folgen der Gartenrotschwanz und die Amsel. Und wenn die Sonne aufgeht, setzt ein vielstimmiger Chro der Vögel mit ein. Wer wann aus den Federn kriecht, hängt von der Helligkeit und der Lufttemperatur ab. Bei schlechtem Wetter lassen sich die meisten Vögel Zeit, hüten lieber noch ein wenig das Nest. Bei schönem Wetter beginnen die Ersten schon in Dämmerung, weit vor Sonnenaufgang, mit ihrem Gesang. Frühaufsteher sind auch die Feldlerchen. Zu den Morgenmuffeln gehören die Meisen, Grünfink und Baumpieper, Nachtigall, Sumpfrohrsänger und Wachtelkönig singen oder rufen sogar die ganze Nacht durch. Was steckt hinter dem Gezwitscher? Der Vogelgesang dient vorwiegend dem Abstecken eines Claims. Was so fröhlich tönt, heißt in der Vogelsprache warnend: "Hau ab, hier ist mein Revier!" Im März singen die Vögel oft den ganzen Tag. Das hängt damit zusammen, dass viele zurückkehrende Zugvögel sich wieder neue Reviere erkämpfen müssen. Aber auch jene Arten, die im Winter hier geblieben sind, müssen ihre Reviere abgrenzen oder erweitern, um für die Aufzucht von Jungen genügend Nahrung finden zu können. So braucht ein Amseljunges etwa 480 Gramm Würmer und Insekten, bis es erwachen ist. Später im Jahr, wenn die Terrains erst einmal abgesteckt sind, singen die Vögel meist nur einmal stärker am Morgen und einmal am Abend - quasi zur Sicherung des Status quo. Der GEsang kommt fast ausschließlich von den Vogelmännchen. Sie beginnen im März/April damit, um die Gunst einer Vogeldame zu buhlen. Je besser ein Kandidat singt, desto größer sind seine Chancen auf dem Heiratsmarkt. Einige Arten wenden sogar verblüffende Tricks an. So beeindrucken beispielsweise Stare mit zahlreichen "Fremdsprachen". Sie imitieren andere Arten, selbst Geräusche von technischen Geräten können sie in ihre Repertoire mitaufnehmen. Als kunstvolle Sänger auf Hamburgs Grünflächen gelten Nachtigall, Sumpfrohrsänger und Mönchgrasmücke. Ihre melodiösen Vorträge sind für das menschliche Gehör besonders wohlklingend. Im Vogelreich gibt es sgar Dialekte. Eine Hamburger Amsel würde ihren Münchner Artgenossen kaum verstehen. Aber die Tiere sind heimatverbunden und legen keine größeren Entfernungen zurück.