Am UKE werden jetzt mobile Mini-Herz-Lungen-Maschinen eingesetzt, um schwerkranke Patienten mit Herz- oder Lungenversagen aus anderen Kliniken abzuholen und im UKE weiter zu behandeln.

Hamburg Bekannt geworden sind sie vor allem durch ihren Einsatz bei großen Herzoperationen: Herz-Lungen-Maschinen, ausgerüstet mit viel Technik und so groß wie Schränke. Doch jetzt gibt es diese Geräte auch im Miniformat, transportabel und rund 20 Kilogramm schwer. Am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) werden sie eingesetzt, um schwer kranke Patienten mit Herz- oder Lungenversagen aus anderen Krankenhäusern abzuholen und in der Uniklinik weiterzubehandeln.

„Das war theoretisch auch vorher möglich, aber mit einem extremen Aufwand verbunden, weil dafür ein Intensivmobil gebraucht wurde“, sagt Prof. Hermann Reichenspurner, Direktor des Universitären Herzzentrums am UKE. Das neue Gerät kann dagegen in jedem Notarztwagen oder Rettungshubschrauber untergebracht werden. „Dann wird der Patient vor Ort an dieses Gerät angeschlossen, unter unserer Notarztbegleitung ins UKE transportiert und kann dann bis zu vier Wochen lang auf der Intensivstation an dem Gerät bleiben“, sagt der Herzchirurg. Denn die Pumpe und die künstliche Lunge, die in dem Gerät enthalten sind, haben nur eine begrenzte Haltbarkeit.

Wie der Name schon sagt, hat die Maschine zwei Funktionen: Leidet der Patient unter einem Herzversagen, wird sein Blut über eine Kanüle aus der großen Körpervene in ein Schlauchsystem geleitet. In der Maschine wird es mit Sauerstoff angereichert und über eine Pumpe wieder zurück in den Körper geführt. Dies geschieht über eine Kanüle, die in die Beinarterie gelegt wird. Beim Lungenversagen wird das Schlauchsystem der Maschine ebenfalls an die große Körpervene angeschlossen. Das Blut wird in der künstlichen Lunge auch mit Sauerstoff angereichert und fließt dann über eine Vene in den Körper des Patienten zurück.

Nötig wird eine solche Versorgung bei Patienten, deren Herz keine ausreichende Pumpleistung mehr hat, zum Beispiel infolge eines akuten Herzinfarkts, aufgrund einer schweren Herzschwäche oder einer akuten Herzmuskelentzündung. „Wird das Gerät zur Behandlung eines Lungenversagens eingesetzt, ist der Hauptgrund dafür meistens eine schwere Lungenentzündung“, sagt Prof. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am UKE. Aber da die künstliche Lunge nicht nur Sauerstoff zuführt, sondern auch Kohlendioxid (CO2) aus dem Körper entfernen kann, werden damit auch Patienten behandelt, die unter einer schweren Form der COPD leiden und hohe CO2-Werte im Blut haben. Die COPD ist eine Erkrankung, bei der die Bronchien dauerhaft verengt sind, zum Beispiel durch die chronisch obstruktive Bronchitis oder das Lungenemphysem.

Eingesetzt wird das Gerät auch zur Überbrückung. „Patienten, die auf eine Spenderlunge warten und sonst ins künstliche Koma versetzt und an eine Beatmungsmaschine angeschlossen werden müssten, können damit behandelt werden. Diese Methode bietet für sie einen enormen Gewinn an Lebensqualität, weil sie wach sind, im Sessel sitzen und normal sprechen und essen können, ohne dass sie dabei an Luftnot leiden“, sagt Kluge. Auch bei der Behandlung des Herzversagens gibt das Gerät den Ärzten die Möglichkeit, Zeit zu gewinnen und abzuwarten, wie sich der Patient erholt. „Im glücklichsten Fall erholt er sich, und das Gerät wird wieder entfernt. Andernfalls können wir ihm, wenn es ihm wieder besser geht, ein Kunstherzsystem einsetzen, entweder permanent oder um damit die Zeit bis zur Transplantation zu überbrücken“, sagt Reichenspurner.

Wenn Patienten innerhalb des UKE an eine solche Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden müssen, kommt das Vorläufermodell des transportablen Geräts zum Einsatz, kurz ECMO genannt, als Abkürzung für Extrakorporale Membran-Oxygenierung. Reichenspurner: „Diese Geräte verwenden wir seit 2001, der Patient kann damit auch bis zu drei bis vier Wochen versorgt werden. Da es aber größer und nicht für den Transport geeignet ist, können damit nur Patienten behandelt werden, die sich bereits in stationärer Behandlung im UKE befinden.“ 120-mal im Jahr ist die Maschine zurzeit im Einsatz, zu 40 Prozent beim Lungen- und 60 Prozent beim Herzversagen.

Ausgangspunkt dieser neuen Modelle war die konventionelle Herz-Lungen-Maschine, die in den 1950er-Jahren entwickelt und heute noch bei offenen Herzoperationen eingesetzt wird. Sie hat aber den Nachteil, dass ihre maximale Laufdauer nur zehn bis zwölf Stunden beträgt. Um diese Zeit zu verlängern, wurden die Nachfolgemodelle entwickelt.

Aber bei der Behandlung kann es auch zu Komplikationen kommen. Wird der Patient an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, muss das Blut mit Heparin verdünnt werden, damit es auf seinem Weg durch die Kunststoffschläuche nicht gerinnt. „Am meisten gefürchtet ist die Komplikation, dass das Gerät stehen bleibt, weil das Blut darin gerinnt und es zu einer Verstopfung der künstlichen Lunge kommt. Deswegen muss die Blutgerinnung immer sorgfältig kontrolliert werden“, sagt Reichenspurner. „Hemmt man die Blutgerinnung über längere Zeit, steigt bei diesen schwer kranken Patienten das Risiko, dass Blutungen auftreten“, sagt Kluge. Durch die großen Kanülen, die für die Punktion von Venen und Arterien verwendet werden, steigt das Risiko, ein Blutgefäß zu verletzen. „Doch diese Komplikationsmöglichkeiten muss man immer vor dem Hintergrund betrachten, dass die Geräte lebensrettend sind und es keine Alternative dazu gibt“, sagt Kluge. Man müsse sich auch vor Augen halten, dass es sich bei diesen Patienten immer um schwerst kranke Menschen handle, von denen viele trotz der modernsten Behandlungsmethoden versterben.

„Nach einem Lungenversagen verlassen 50 Prozent lebend das Krankenhaus“, sagt Kluge. „Nach einem Herzversagen können wir circa 30 Prozent der Patienten wieder ohne weitere Maßnahmen von der Maschine entwöhnen, 30 bis 40 Prozent erhalten ein Kunstherz und nur der kleinste Teil eine Herztransplantation. 20 Prozent der Patienten versterben leider trotz dieser Behandlung“, sagt Reichenspurner.

Die ECMO-Geräte gibt es bislang nur in großen Kliniken mit herzchirurgischen Abteilungen, das transportable Gerät nur im UKE und an der Medizinischen Hochschule Hannover. Um mehr Patienten das Leben retten zu können, wollen die UKE-Ärzte jetzt ein Netzwerk mit den Krankenhäusern in Hamburg und der Umgebung aufbauen. Das Ziel ist: „Wenn es in den Krankenhäusern Patienten gibt, die so schwer krank sind, dass ihr Kreislauf nicht ausreichend stabilisiert werden kann oder dass sie trotz künstlicher Beatmung nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden können, sollen die Ärzte uns anrufen. Wir kommen dann mit dem Notarztwagen, einem Kardiotechniker, einem Herzchirurgen und einem Anästhesisten, schließen den Patienten an die transportable Herz-Lungen-Maschine an und bringen ihn damit ins UKE“, sagt Reichenspurner.

Seit acht Wochen gibt es das 90.000 Euro teure Gerät in der Uniklinik. Dreimal war es schon im Einsatz. Die Einmalkosten pro Einsatz betragen 3500 Euro (zum Beispiel für Schlauchsets und Oxygenatoren, die das Blut mit Sauerstoff anreichern).