Die Zahl der HIV-Neuinfektionen steigt in Hamburg weiter an. “In diesem Jahr haben sich 215 Menschen mit dem Virus infiziert. 2007 waren es 203.“...

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen steigt in Hamburg weiter an. "In diesem Jahr haben sich 215 Menschen mit dem Virus infiziert. 2007 waren es 203." Diese Zahlen des Berliner Robert-Koch-Instituts nannte gestern Prof. Andreas Plettenberg, Arzt und Geschäftsführer des ifi-Instituts für Interdisziplinäre Medizin in St. Georg anlässlich des 20. Welt-Aidstages am 1. Dezember. Seit 2001 steige die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Hamburg an, insbesondere durch die Zunahme der Infektionen bei homosexuellen Männern.

Als Ursache für die Zunahme nannte Plettenberg vor allem drei Gründe: Ab 2000 wurde in Deutschland bei HIV-Infizierten erst im späteren Verlauf der Infektion mit einer medikamentösen Therapie begonnen, "was eine steigende Infektiösität der Betroffenen zur Folge hatte". Zurzeit gebe es aber wieder einen Trend zur früheren Therapie. Zudem wird die Infektion zunehmend als chronische Erkrankung betrachtet, die nur noch selten zum Tode führt. Dieses Nachlassen des Gefahrenbewusstseins führt dazu, dass weniger Kondome benutzt werden und riskantes Sexualverhalten praktiziert wird. Der dritte Grund ist die gleichzeitige Zunahme von sexuell übertragbaren Infektionen, wie z. B. Syphilis. Solche Infektionen erhöhen das Risiko einer HIV-Übertragung beim Sexualverkehr um das Fünf- bis Zehnfache.

Zudem nannte Plettenberg eine US-Studie, nach der dort 50 Prozent der Neuinfektionen von Menschen übertragen werden, die selbst nicht wissen, dass sie HIV-positiv sind. Es wird davon ausgegangen, dass sowohl in den USA als auch in Deutschland 25 Prozent der Menschen mit HIV-Infektion davon nichts wissen. Plettenberg plädierte dafür, dass Menschen mit potenziellem Ansteckungsrisiko sich auf HIV testen lassen.

Die Therapie der Infektion hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. "Das hat dazu geführt, dass wir einen massiven Rückgang der Morbidität (Krankheitshäufigkeit) und der Sterberate (Mortalität) haben", so Dr. Albrecht Stoehr, Arzt am ifi-Institut. Ein Impfstoff gegen die Infektion scheint aber immer noch nicht in Sicht.