Hamburg. Bevor Sie heute zu Ihrer ersten Zigarette greifen, denken Sie besser noch einmal darüber nach. Denn ein Blick auf den Kalender verrät: Heute ist Weltnichtrauchertag. Wenn Sie auch noch Petra, Mechthild oder Helma heißen, können Sie Ihren Namenstag feiern. Und sollten Sie Bekannte in Südafrika haben, gibt's dort den Tag der Republik.

Für morgen sollten Sie sich lieber nichts vornehmen - denn es gilt den Internationalen Kindertag, den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, den Tag der Milch und den Weltbauerntag zu begehen. Am Sonnabend schließlich treffen sich Hamburger Orthopäden zum Arthrosetag. Und das alles im Internationalen Polarjahr, im Jahr des Delfins, im Eichendorff-Jahr und im chinesischen Jahr des Schweins.

Gute Erinnerungen, sagen die Japaner, tragen unser Leben. Aber wer soll da noch den Überblick behalten? Denn jedes Jahr kommen neue Gedenktage hinzu. Mal ganz offiziell von den Vereinten Nationen verordnet, mal ersonnen von cleveren Geschäftsleuten. Es ist klar, dass der Durchschnittsbürger lieber den Tag des Deutschen Bieres (23. April) begeht als über den bedeutungsschweren "Tag für die Aufklärung über Minengefahr und die Unterstützung von Anti-Minenprogrammen" (4. April) nachzudenken. Und warum folgt auf den Weltlachtag der Welt-Asthma-Tag?

So mancher Gedenktag beruhigt das Gewissen. Also: Am 2. Juni denken wir kurz an die Organspende, am 5. Juni an die Umwelt - und können ruhig schlafen. Angesichts so viel aufgezwungener Erinnerung freuen wir uns auf den 10. Oktober, den Welttag der geistigen Gesundheit.

Übrigens gibt es noch eine Marktlücke: Den "Tag der Gedenktage" hat noch niemand erfunden. Falls Sie das übertrieben finden, hätte ich eine Alternative: Die Amerikaner feiern am 16. Januar den National Nothing Day - einen Tag, an dem es nichts zu feiern gibt, man sich an nichts erinnern und auch nicht arbeiten soll. Spötter meinen, das sei auch der Gedenktag der Politiker.