Die Lebenserwartung in Deutschland steigt stetig. Es ist anzunehmen, dass die Menschen im Jahr 2050 im Schnitt 90 Jahre alt werden. Doch mit dem Älterwerden nehmen auch die gesundheitlichen Probleme zu. Jeder möchte möglichst lange gesund bleiben. Wie schafft man es, agil zu bleiben? Fachleute stellten sich den Fragen der 200 Besucher des Gesundheits-Forums in Schnelsen.

Wie kann ich mich vor Stürzen schützen?

Man braucht eine Menge Funktionen, damit man sich sicher bewegen kann und nicht hinfällt. Man braucht dafür Kraft, eine gewisse Belastbarkeit des Herzens, der Lunge und Koordination. Deswegen sollte man versuchen, die eigene Kraft und Ausdauer zu erhalten und seine Balance zu trainieren. Älteren Menschen empfehlen wir eine Untersuchung beim Augenarzt und bei Bedarf auch eine Überprüfung des Gehörs. Außerdem ist es wichtig, festes Schuhwerk zu tragen. Seine Balance kann man zum Beispiel trainieren, wenn man morgens beim Zähneputzen versucht, auf einem Bein zu stehen. Um beweglich zu bleiben, sollte man in öffentlichen Gebäuden nicht die Rolltreppe benutzen, sondern die Treppe. Und wenn man einen zusätzlichen Trainingseffekt erreichen will, nimmt man nicht eine Stufe, sondern zwei. Hilfreich ist auch, zwei- bis dreimal in der Woche spazieren zu gehen.

Prof. Wolfgang von Renteln-Kruse, Chefarzt der Medizinisch-Geriatrischen Klinik im Albertinen-Diakoniewerk

Worauf muss man besonders achten, um möglichst lange fit zu bleiben?

Die Krankenkassen bieten Vorsorgeuntersuchungen und sogenannte Gesundheitschecks an, die man wahrnehmen sollte. Die häufigsten chronischen Krankheiten sind hoher Blutdruck, Diabetes, Herzkrankheit, arterielle Verschlusskrankheit sowie die Folgen der Arteriosklerose. Man sollte schon in jüngeren Jahren darauf achten, die Risikofaktoren dafür im Auge zu behalten, am besten mit der Unterstützung des Hausarztes. Aber es ist nie zu spät, sich gesundheitsfördernde Verhaltensweisen anzugewöhnen - auch im Alter.

Prof. von Renteln-Kruse

Was muss man bei der Pflege von Demenzkranken besonders beachten?

Für uns im Albertinen-Haus ist beim Umgang mit Demenzkranken entscheidend, dass die Mitarbeiter sich auf den Kranken einstellen - und nicht umgekehrt. Denn wir wissen, dass wir ihn nicht mehr ändern, und müssen deshalb seine Wertvorstellungen akzeptieren. Ein Beispiel: Wenn ein Mensch mit einer fortgeschrittenen Demenz ein völlig anderes Essverhalten hat, als es in unserer Kultur üblich ist, dann wird das nicht mehr korrigiert, sondern dann darf dieser Mensch so essen, wie er es will. Das Gleiche gilt für die Kleidung. Der Mensch darf das anziehen, was ihm im Moment gefällt, nicht was wir oder Angehörige für richtig halten. Ob die Bluse zum Rock passt, ist bei dieser Krankheit nicht mehr wichtig. Wichtig ist, dass der Kranke sich darin wohlfühlt. Mit einer solchen Einstellung schaffen wir es in unserer Einrichtung, dass wir in einer Gruppe mit weit fortgeschrittenen Demenzkranken keine Fixierung brauchen. Bei uns wird niemand angebunden oder eingeschlossen.

Harald Reinhard, Heimleiter im Pflegeheim des Albertinen-Diakoniewerks und im Max-Herz-Haus, einer speziellen Wohn- und Pflegeeinrichtung für Demenzkranke

Welche Vorsorge kann ich treffen, um nicht dement zu werden?

Man sollte seine Aktivitäten aufrechterhalten, körperliche Aktivitäten fortführen und nicht im Alter Dinge, die man ein Leben lang aufgebaut hat, beenden. Man sollte geistig beweglich bleiben, soziale Kontakte erhalten und, wenn möglich, sogar ausbauen.

Dr. Reinhard Trenschel, Oberarzt in der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Albertinen-Diakoniewerks

Das Gehirn wird auch durch körperliche Bewegung aktiviert. Zum Beispiel muss man sich beim Tanzen darauf konzentrieren, dass man die richtigen Schritte macht oder nicht ein anderes Paar anrempelt. Man muss dabei eine Menge Dinge im Kopf behalten und trainiert damit auch das Gehirn. Man trainiert es auch, wenn man Klavier spielt, kleine Pflanzen umtopft oder wenn man stickt und andere kleine, feine manuelle Tätigkeiten ausführt.

Und wenn man eine gemischte, abwechslungsreiche Kost mit Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen zu sich nimmt, regelmäßig an die frische Luft und in die Sonne geht, tut man auch etwas für sein Gehirn. Eine Vorbeugung der Demenz mit Medikamenten gibt es allerdings nicht.

Prof. von Renteln-Kruse

Wie soll man sich verhalten, wenn man das Gefühl hat, dass ein Elternteil dement wird, das aber nicht wahrhaben will?

In solchen Fällen merken viele Menschen zwar, dass irgendetwas mit ihnen nicht stimmt, sie haben aber auch Angst vor der Diagnose Alzheimer. Es ist dann eine vollkommen natürliche Reaktion, wenn man vor dem Gang zum Arzt zurückschreckt. Deswegen sollten Angehörige den Kontakt zum Hausarzt aufnehmen und ihn über ihre Beobachtungen informieren. In seiner Beurteilung des Patienten bei Verdacht auf eine Demenz ist der Hausarzt auch auf die Informationen von Angehörigen angewiesen. Dafür können sich Angehörige auch Unterstützung bei Beratungsstellen holen.

Doris Reinhard, Leiterin der Beratungsstelle für Demenzkranke und ihre Angehörigen im Albertinen-Diakoniewerk

Was kann ich bei Arthrose tun?

Arthrose ist der Verschleiß großer und kleiner Gelenke. Häufig betroffen sind Hüft- und Kniegelenke.

Abhängig vom Grad des Verschleißes muss man zunächst Maßnahmen ergreifen, die die Schmerzen lindern. Dazu zählen nicht nur Medikamente, sondern auch Wärme- oder Kälteanwendungen und Krankengymnastik.

Prof. von Renteln-Kruse

Ist Alzheimer vererbbar?

Wenn man das Erbgut von Alzheimerkranken untersucht, findet man dort Chromosomen, die eine bestimmte Veränderung haben.

Daraus kann man schließen, dass sich bestimmte Proteine mehr ablagern als bei anderen Menschen. Denn Alzheimer ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der es zu Eiweißablagerungen zwischen Gehirnzellen und sogenannten Tau-Fibrillen in den Zellen kommt, die dann zum Absterben der Zellen führen. Es ist schon eine Erkrankung, die genetisch mitbedingt ist. Aber man kann daraus nicht schließen, dass man diese Krankheit bekommt, wenn ein Elternteil daran erkrankt ist. Man hat eher ein erhöhtes Risiko.

Dr. Trenschel

Wie erkennt man eine Depression?

Man muss immer vergleichen, wie sich jemand vor der Erkrankung verhalten hat. Wenn jemand an einer Depression erkrankt, zieht er sich eher zurück, hat Schlafstörungen, Ängste, ist unruhiger. Vor allem stehen mehr negative Gedanken im Vordergrund, bis zur Infragestellung der eigenen Person, bis hin zu Selbstmordgedanken.

Dr. Trenschel

Wie kann man erkennen, ob man Gedächtnisprobleme bekommt?

Einige Beispiele: Sie bemerken, dass Sie sonst mit dem Auto sicher umhergefahren sind, und jetzt müssen Sie sich mehr Gedanken bei der Orientierung machen. Sie bemerken, dass Sie im Urlaub in einer unbekannten Umgebung jetzt größere Probleme haben, sich zurechtzufinden, als früher. Oder aber Sie stellen beim Lesen eines Zeitungsartikels nach einiger Zeit fest, dass Sie den Anfang schon wieder vergessen haben und den Artikel noch mal lesen müssen. Das sind nur einige Dinge, die im Alltag als Erstes auffallen können. Es betrifft meistens erst das Neugedächtnis, also das, was man gerade getan hat. Was man früher erlebt hat, bleibt meist länger im Gedächtnis erhalten.

Dr. Trenschel

Wie viel soll man am Tag trinken?

Zwei bis drei Liter Flüssigkeit braucht der Mensch pro Tag. Das heißt nicht, dass Sie zwei bis drei Liter trinken müssen, weil in der Suppe oder im Obst und Gemüse, das Sie essen, viel Wasser enthalten ist. Man sollte aber im Winter mindestens 1,6 bis zwei Liter am Tag trinken. Im Sommer, wenn es warm ist, dann entsprechend mehr. Um die Menge zu schaffen, hilft es, über den Tag verteilt feste Rituale zu schaffen, wann Sie etwas trinken, damit Sie es nicht vergessen. Man sollte nicht erst trinken, wenn man Durst hat, dann ist es schon zu spät.

Dr. Jennifer Anders, Ärztin in der Forschung des Albertinen-Hauses

Warum ist es so wichtig, genug zu trinken?

Je mehr Sie trinken, desto straffer ist die Haut. Sie müssen dabei keine Angst haben, Ihre Nieren zu überfordern. Durch die Nieren fließen am Tag drei Badewannenladungen Blut. Wenn das Blut eindickt, wird der Filter verstopft. Einen Nierenschaden bemerkt man aber leider erst dann, wenn Schmerzen auftreten. Wasser ist für alle Stoffwechselvorgänge wichtig und auch für das Denken. Konzentration, Abwehr und Kreislauf - wie gut das alles funktioniert, hängt auch davon ab, wie gut Ihr Körper mit Flüssigkeit versorgt wird.

Dr. Anders