Viele Menschen haben Vorbehalte gegen Passivhäuser und Smart Homes. Eine Studie zeigt: Das ändert sich, sobald eigene Erfahrungen gemacht sind. Nach kurzer Zeit werden viele Skeptiker zu Fans.

Hamburg. Um den Klimawandel zu begrenzen, müssen weniger Treibhausgase erzeugt werden. Was viele nicht wissen: Private Haushalte produzieren mindestens genauso viele Emissionen wie die Industrie. Innerhalb des Haushaltssektors ist wiederum der größte Posten das Heizen, auf das rund Dreiviertel der hier produzierten Emissionen entfallen. Als Soziologin am KlimaCampus interessiere ich mich dafür, welche Rolle Routinen beim Heizen spielen und welches Wissen über klimafreundliche Alternativen vorhanden ist. Dazu habe ich zwei Fallbeispiele untersucht: Heizen im sogenannten Smart Home und im Passivhaus.

Smart Homes sind eine relativ neue Entwicklung, bei der Computer für effizientes Heizen sorgen. Dadurch wird nur so viel Heizenergie verbraucht, wie tatsächlich nötig ist. Etwas anders funktioniert das Passivhaus, das durch optimale Wärmedämmung und kontrollierte Be- und Entlüftung fast komplett ohne aktives Heizen auskommt. Weil praktisch keine Wärme entweicht, genügen den Großteil des Jahres passive Wärmequellen wie Haushaltsgeräte oder der menschliche Körper.

Für meine Studie habe ich ausführliche Interviews mit Hamburgerinnen und Hamburgern geführt, die in einem Passivhaus oder einem Smart Home wohnen. Außerdem habe ich Experten aus der Bau- und Energiebranche befragt und Beobachtungen bei Energieunternehmen, Informationsveranstaltungen sowie in Passivhäusern und Smart Homes durchgeführt. Das wichtigste Ergebnis: Es gibt viele Vorbehalte gegen diese Heizlösungen, die häufig mit lieb gewonnenen Routinen und bestimmten Mythen zusammenhängen.

So sind viele Menschen überzeugt, in Passivhäusern könne man die Fenster nicht öffnen. Und Smart Homes stehen in dem Ruf, kompliziert und für die Bewohner unkontrollierbar zu sein. Hinzu kommt, dass Heizen in Passivhäusern und Smart Homes ungewohnt ist: Wenn es draußen kalt ist, drehen wir normalerweise die Heizung auf. In Passivhäusern und Smart Homes ist dies nicht nötig – das irritiert.

Dies ändert sich, sobald die Menschen besser mit diesen Heizformen vertraut sind. Meine Studie zeigt, dass viele anfängliche Skeptiker nach kurzer Zeit in einem Smart Home oder Passivhaus zu regelrechten Fans werden. Diese Menschen haben sich häufig nicht aus Umweltschutzgründen auf die neuen Heizlösungen eingelassen, sondern wegen der geringeren Nebenkosten oder weil die Wohnungen gut ausgestattet und innerstädtisch gelegen sind.

Viele Bewohner von Passivhäusern haben sich auch deshalb für den Einzug entschieden, weil sie das soziale Miteinander schätzen – Passivhäuser werden häufig genossenschaftlich gebaut und bieten attraktive Gemeinschaftsflächen. Zudem profitieren Menschen mit niedrigem Einkommen in solchen Projekten oft von vergünstigten Mieten. Mit passenden Förderprogrammen kann die Politik so zwei Ziele gleichzeitig erreichen: mehr sozialen Wohnungsbau und weniger Emissionen.