Das Phänomen versetzte viele Menschen in Aufregung. Astronomen vermuten einen Gesteinsbrocken aus dem All als Ursache.

Der kosmische Besucher kam ohne jede Ankündigung und machte bei seiner Ankunft in ganz Nordeuropa Furore: Ein ausgewachsener Meteoroid ist vermutlich für den grellen Lichtblitz verantwortlich, der am Sonnabendabend verdutzte Sterngucker in Deutschland und Skandinavien in helle Aufregung versetzte. Um kurz nach 20 Uhr flackerte laut Augenzeugenberichten ein bläulich-grünes Leuchten am Abendhimmel - gefolgt von einem Grummeln, das an Gewitter-Donner erinnerte. Besonders deutlich war das Himmelsschauspiel in Mecklenburg zu sehen.

"Ich dachte erst, da hätte jemand eine verspätete Silvester-Rakete oder eine bengalische Fackel gezündet", erzählte die Rostockerin Ivonne Machotzek am Sonntag. "Danach gab es ein dumpfes Grollen, und ich spürte einen Druck auf der Brust." Unmittelbar danach habe sie mit Bekannten in Lübeck und in Dänemark telefoniert, die ähnliche Beobachtungen gemacht hatten. Nicht nur in direkter Küstennähe meldeten sich zahlreiche Menschen bei den Behörden. Auch bei Polizeidienststellen und Radiosendern in Mecklenburg-Vorpommern, in Schleswig-Holstein und in Sachsen-Anhalt standen die Telefone an vielen Orten nicht mehr still. Bei der Rostocker "Ostseewelle" und im Norddeutschen Rundfunk berichteten die Hörer von einem gleißenden Licht, das die Atmosphäre für wenige Sekunden taghell erfüllt habe. Zwar sei noch nicht zweifelsfrei geklärt, ob die mysteriöse Erscheinung auf einen aus dem All herabstürzenden Gesteinsbrocken zurückzuführen sei, meinte ein Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Neustrelitz. Andere Erklärungen wie ein Wetterleuchten oder Nordlicht seien aber eher auszuschließen. Es war wahrscheinlich ein Meteoroid. So wären jedenfalls die Druckwelle und der Knall zu erklären - das sind Anhaltspunkte. Möglichen Aufschluss hierüber könnten etwaige Schwefelspuren geben, die größere Meteoroiden bei ihrem Eintauchen in die Erdatmosphäre hinterlassen.

"Kleinere Brocken erreichen uns ohne Vorwarnung, können aber schon Zerstörungen anrichten", sagte Thomas Kraupe, Direktor des Hamburger Planetariums. Rund um die Erde gebe es 25 Millionen Sternschnuppen pro Tag, die zumeist nur die Größe eines Sandkorns haben. "Meteoroide mit einem Durchmesser von 50 oder 100 Metern treffen alle tausend Jahre auf die Erde", sagte Kraupe.

Möglicherweise ist der Meteoroid am Sonnabendabend nördlich von Rostock in die Ostsee gefallen. Dies erklärt auch, warum das Phänomen in Nordostdeutschland und Süddänemark zuerst gesichtet wurde. Sogar im niedersächsischen Vechta und am Tegernsee im bayerischen Alpenvorland sei ein Glimmen am Horizont gesehen worden.

Dass die Groß-Sternschnuppe in den höheren Schichten der Atmosphäre über Südschweden verglühte, halten Beobachter aber ebenso für denkbar. "Das war schon ein richtiges Feuer am Himmel", bestätigte Werner Walter vom "Centralen Erforschungsnetz Außergewöhnlicher Himmelsphänomene" (CENAP) in Mannheim.

Vor allem der leichte Druck, den viele Menschen verspürten, sei ein sicheres Anzeichen für einen sogenannten Feuerball-Boliden, ergänzte der Mannheimer Himmelsspäher, der häufig auch Anrufe wegen "Ufo-Alarms" aus der gesamten Bundesrepublik bekommt. "Das Exemplar von Sonnabend tauchte wohl so steil in die oberen Luftschichten ein, dass es zu einem Überschall-Knall kam. Mit echten Ufos hat dieses Geschehen nichts zu tun", meinte Walter augenzwinkernd, "obgleich hier ein original außerirdischer Besuch stattgefunden hat."


Ein Amateurvideo, das die Erscheinung am Abendhimmel zeigt, sehen Sie unter www.abendblatt.de/meteor