Nein, hier geht es nicht um DJ Ötzi, sondern um Ötzi, die weltweit älteste Gletschermumie. Seit gestern können wir mit dem Segen der Wissenschaft...

Hamburg. Nein, hier geht es nicht um DJ Ötzi, sondern um Ötzi, die weltweit älteste Gletschermumie. Seit gestern können wir mit dem Segen der Wissenschaft verbreiten: Der eine (Stern am Schlagerhimmel) hat mit dem anderen (Jäger aus der Jungsteinzeit) überhaupt nichts zu tun.

Sogar weit, weit entfernte Verwandtschaftsbande über all jene 5300 Jahre, die zwischen beiden Ötzis liegen, schließen die Forscher um Franco Rollo von der Universität Camerino (Italien) sowie britische Kollegen aus. Sie hatten Ötzis Erbgut in den sogenannten Mitochondrien, den "Energiekraftwerken", seiner Darmzellen entziffert und geben sich überzeugt: Ötzis genetische Abstammungslinie sei endgültig ausgestorben (Bericht Wissen, S. 10). Anders ausgedrückt: Eis-Ötzi habe keine heute lebenden Nachkommen mehr.

Alle Versuche, sein Erbe anzutreten und eventuell Eigentumsrechte an seinem Kupferbeil, seinem Steindolch oder seinen mit Moos gefütterten Stiefeln geltend zu machen, laufen damit ins Leere.

Wie in der Wissenschaft üblich, bleibt jedoch ein leiser Zweifel. Denn es könnte schon sein, dass in irgendeinem Winkel dieser Welt Menschen leben, die dennoch ein Erbmuster aufweisen, das sie als entfernte Verwandte des Gletschermannes ausweist. Schließlich gibt es keine global-komplette DNA-Kartei der Menschheit. Sicher ist nur: Steinzeit-Ötzis Abstammungslinie ist bisher keinem Labor unters Mikroskop gekommen. Wird sie dennoch eines Tages entdeckt, haben die Forscher aber schon einen Namen für sie: "Ötzis Zweig".

Solange der im Dunkeln bleibt, liegen auch alle Versuche auf Eis, mithilfe der Gentechnik die wahre Herkunft des Eismannes zu klären. War er ein Österreicher oder ein Italiener? Ist er mehr Ötztaler oder Ladiner? Oder schlugen zwei Herzen in seiner Brust?

Nachgewiesen ist nur: Er starb an einem kalten Alpenwintertag einsam und allein. So fand ihn der aus Nürnberg stammende Entdecker 1991.

Eingeweihte wundert die jüngste Entdeckung um Ötzi übrigens nicht. Schon frühere DNA-Tests hatten Forscher zu der These verleitet, Ötzi könnte unfruchtbar gewesen sein. Wie also hätten da Nachkommen entstehen können? Oder wurde er vielleicht ausgestoßen und ins Gebirge verbannt, weil er ein kinderloser Außenseiter war? Der im Internet kursierende Spruch "Ötzi, ich will ein Kind von dir" wäre dann schon immer sinnlos gewesen. Und er bliebe unerhört, solange Klonforscher keine Eismumien zu völlig neuem Leben erwecken.