Stammzellen sollen Krankheiten heilen. Politiker sprechen von “Frankenstein-Experiment“.

Hamburg. Sie schufen eine Mischung aus Mensch und Kuh: Britische Forscher haben nach eigenen Angaben Embryonen aus menschlichem Erbgut und den Eizellen von Kühen erzeugt. Die Wissenschaftler wollen auf diese Weise embryonale Stammzellen zu medizinischen Zwecken gewinnen. Die sogenannten Chimären seien nach drei Tagen wieder zerstört worden, hieß es. Die Universität von Newcastle, an der die Laborversuche stattfanden, zeigte sich begeistert von dem Forschungserfolg.

Ganz anders dagegen die Reaktion in Deutschland. Der CDU-Bioethik-Experte Hubert Hüppe sprach von einem "Frankenstein-Experiment". Christian Herbst, Sprecher des Bundesforschungsministeriums, sagte gegenüber dem Abendblatt: "Diese Forschung ist ethisch äußerst bedenklich. Sie ist zu Recht in Deutschland verboten." Ablehnend äußerte sich im Abendblatt auch Professor Jörg Hinrich Hacker, Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft: "Es gibt eine Unverträglichkeit der Erbsubstanzen von Mensch und Tier - oder wie es der frühere DFG-Präsident Ernst-Ludwig Winnacker einmal ausgedrückt hat: Zwischen Bayern und Preußen geht es, zwischen Mensch und Tier eben nicht."

Für die Experimente hatten die britischen Behörden eine Sondergenehmigung erteilt. Professor John Burn, Leiter des Instituts für Humangenetik an der Universität Newcastle, sagte, tierische Eizellen stünden im Gegensatz zu menschlichen unbegrenzt zur Verfügung - dies sei der Vorteil der Chimären.

Das Experiment fachte in Großbritannien die Diskussion über ein von der Labour-Regierung geplantes Gesetz zur Stammzellforschung an. Es soll die Erzeugung von Chimären-Embryonen generell erlauben. Der schottische Kardinal Keith O'Brien sagte, die Versuche stellten eine "monströse Attacke auf die Menschenrechte, auf die menschliche Würde und auf das menschliche Leben dar". Der Labour-Abgeordnete Jom Dobbin sprach von einem "Anschlag auf das Herzstück dessen, was uns zu Menschen macht".