Zunächst müsste der erdnahe Weltraum lückenlos überwacht werden. Wissenschaftler arbeiten bereits an einem Frühwarnsystem dieser Art. Doch die Möglichkeiten, eine Katastrophe wirklich abzuwenden, stoßen schnell an die Grenzen bestehender technischer Fähigkeiten.

Morpheus, ein gigantischer Meteor, rast auf die Erde zu. Wenn er aufschlägt, vernichtet er alles Leben. Die einzige Hoffnung: Zwei Militärsatelliten zerstören mit atomarer Feuerkraft den Brocken, bevor er den Planeten trifft. Keine Angst, dieses Szenario stammt nur aus einem Film, aus "Meteor", 1979 gedreht mit Sean Connery. Ob die Erde tatsächlich eine solche Gefahr aus dem All abwehren könnte, ist fraglich. Satelliten mit Feuerkraft gibt es nicht; und wenn es sie gäbe, dürfte der dem Beschuss folgende Hagel von Meteorfragmenten zusammen mit einem radioaktiven Fallout auch zum Problem werden.

Doch das Ursprungsproblem bleibt: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Erde von einem Meteor getroffen wird? Statistisch gering - aber es besteht durchaus. Abwehrsysteme existieren nicht.

Vor Millionen Jahren, während der Zeit des "großen Bombardements" der Erdgeschichte, prallten Tausende Fels-, Eis- oder Eisenbrocken auf die Oberfläche der Erde. Es könnte sein, dass ein Großteil des Wassers von diesen Himmelskörpern kam. Nach und nach entstand Leben aus der unwirtlichen Atmosphäre. Erst im Wasser, dann an Land. In Jahrmillionen entwickelten sich riesige Lebewesen, die Dinosaurier. Dann schlug wieder ein Meteor ein und vernichtete einen Großteil des Lebens - so jedenfalls eine der 80 Theorien über das Dinosterben.

Die Gefahr einer Kometen-Katastrophe besteht rechnerisch etwa alle 100 000 Jahre. Danach wäre ein Einschlag also überfällig.

Pläne gibt es, die Gefahr durch NEOs (Near-Earth Objects, engl: erdnahe Objekte) bereits in den Tiefen des Alls abzuwehren. Ein Problem: Ein solcher Brocken müsste rechtzeitig entdeckt und seine Flugbahn als erdbedrohend eingestuft werden. NEOs unterteilen sich in mehrere Gruppen (siehe Extratext).

Die bedrohlichsten bezeichnet man als PHAs (Potentially Hazardous Asteroids). Sie nähern sich der Erde auf weniger als 7,5 Millionen Kilometer und haben einen Durchmesser von über 150 Metern. Bekannt sind bis heute 838. Am 1. Februar nähert sich wieder ein Himmelskörper dieser Kategorie bis auf knapp zwei Millionen Kilometer - nach astronomischer Größenordnung eine Daumennagelbreite.

Wie könnte eine Verteidigung gegen Asteroiden und Kometen aussehen? Eine Zerstörung durch Nuklearraketen kommt nur in Frage, wenn das Objekt sich in großer Entfernung befindet, wird aber von Wissenschaftlern der Weltraumagenturen wegen der unkontrollierbaren Folgen als nicht praktikabel eingestuft. So könnten Fragmente ähnliche Schäden anrichten, wenn sie über eine große Fläche verteilt auf der Erde einschlagen wie der unzerstörte Brocken. Trotzdem ist ein Einsatz atomarer Waffen denkbar. Mit Hilfe der bei einer Detonation entstehenden Druckwelle könnte ein Asteroid wenige Zehntelgrad aus seiner Bahn gebracht und so abgelenkt werden. Druckwellen wie auf der Erde sind wegen der fehlenden Atmosphäre im All nicht zu erzeugen, wohl aber die Wirkung des Lichts. Trotz der immensen Helligkeit einer Nuklearexplosion ist der entstehende Lichtdruck dennoch gering und die Wirkung auf Flugbahnen unerforscht.

Eine weitere, theoretische Möglichkeit wären starke Triebwerke, die den Asteroiden langsam aus der Bahn schieben. Doch wie befestigt man Triebwerke an einen Himmelskörper? Oft taumeln die meist aus Eisen oder Stein bestehenden Brocken, was eine Annäherung oder Landung einer Sonde schwierig oder unmöglich macht.

Sollte eine Landung möglich sein, könnte ein Roboter abgesetzt werden, der Material herausbricht und so das Gewicht und die Flugbahn verändert. Kometen, die einen Schweif bilden, wenn sie die Sonne passieren, verlieren Materie. Außerdem wirkt der Schweif wie ein Raketenmotor und schiebt den Kometen in Richtung Sonne aus der Bahn.

Mit Hilfe großer Brennspiegel könnte dieser Effekt auch künstlich erzeugt werden. Allerdings würden die Spiegel durch die herausgeschleuderte Materie schnell verschmutzen und blind werden.

Eine weitere Theorie beschäftigt sich mit dem Anbringen von Solarsegeln an Asteroiden. Diese aus einer speziellen Folie bestehenden Segel fangen Sonnenstrahlung ein und ziehen den Himmelskörper langsam aus seiner Bahn. Das wäre vergleichsweise kostengünstig, macht allerdings ein sehr frühes Erkennen der Gefahr nötig.

Um das zu gewährleisten, müsste der erdnahe Weltraum lückenlos überwacht werden. Earthwatch, so der Name eines Projektes, soll diese Aufgabe wahrnehmen. Rund um den Globus entstehen Observatorien, die mit Teleskopen auf die Suche nach PHAs gehen. Geplant sind sechs Testanlagen. Auch die Universität von Hawaii arbeitet an einem Frühwarnsystem namens "Panoramic Survey Telescope & Rapid Response System" ("Panoramaüberwachungsteleskop und schnelles Reaktionssystem") oder kurz Pan-STARRS. Riesige Digitalkameras überwachen den Weltraum und liefern Fotos der bedrohlichen Objekte.

Bis geeignete Abwehrsysteme arbeiten, werden allerdings noch Jahre vergehen. Ob sie auch etwas bewirken? Nur eines ist sicher: Irgendwann wird die Erde wohl wieder von einem Kometen getroffen.