Astronomie: Entdeckung von Hamburger Forschern. Sensationsfund: Rasanter Stern bewegt sich mit 2,6 Millionen Kilometern pro Stunde durchs All. Nur warum ist er so schnell?

Astronomen aus Hamburg und Bamberg haben einen Stern entdeckt, der mit 2,6 Millionen Kilometern pro Stunde durch das Weltall fegt. Der Stern ist rund 200 000 Lichtjahre von uns entfernt und stammt vermutlich aus der Großen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie der Milchstraße. Die Forscher vermuten, daß der Stern durch ein großes Schwarzes Loch auf sein hohes Tempo beschleunigt worden ist. "Mit dieser Geschwindigkeit könnte der Stern die Erde in weniger als einer Minute umrunden", versucht Uli Heber von der Dr. Remeis-Sternwarte in Bamberg zu veranschaulichen.

Heber und seine Kollegen Heinz Edelmann, Ralf Napiwotzki sowie Norbert Christlieb und Professor Dieter Reimers von der Hamburger Sternwarte haben den heißen, massereichen Stern mit der Katalogbezeichnung HE0457-5439 im Rahmen der Hamburg/Eso-Durchmusterung des Himmels weit außerhalb der Milchstraße im Sternbild Schwertfisch entdeckt.

"Das ist ein Ausnahmefund - ein ganz besonderer Glücksfall", freut sich Professor Reimers. Möglich wurde die Entdeckung durch die Fleißarbeit der Hamburger Astronomen: Seit Anfang der 90er Jahren durchsuchen sie Spektralaufnahmen des Südhimmels nach Quasaren.

Der Hamburger Astronom Norbert Christlieb hat schließlich eine Software geschrieben, mit der die digitalisierten Aufnahmen im Rechner nach neuen Sternen durchsucht werden können. Da diese heißen Sterne eigentlich nicht Forschungsthema der Hamburger Astronomen sind, gab Christlieb die interessantesten Objekte an die Kollegen in Bamberg weiter.

"Das ist ein ungewöhnlicher Ort für einen solchen Stern", erläutert Napiwotzki, "massereiche Sterne findet man üblicherweise in der Scheibe der Milchstraße." Beobachtungen mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte Eso in Chile zeigten dann, daß der Stern noch sehr jung ist und sich mit rasantem Tempo durchs All bewegt. Da sich HE0457-5439 näher an der Großen Magellanschen Wolke als an der Milchstraße befindet, vermuten die Wissenschaftler, daß der Stern dort entstanden ist.

Woher aber hat er seine hohe Geschwindigkeit? Die wahrscheinlichste Erklärung ist nach Ansicht von Heber und Kollegen, daß es im Inneren der Großen Magellanschen Wolke ein großes Schwarzes Loch gibt, dessen Schwerkraft HE0457-5439 aus seiner Heimatgalaxie herausgeschleudert hat.

Eine alternative Erklärungsmöglichkeit wäre, daß HE0457-5439 aus der Verschmelzung zweier Sterne hervorgegangen ist. Dann könnte der rasende Stern älter sein als gedacht und doch aus der Milchstraße stammen. Weitere Beobachtungen sollen nun entscheiden, welche der beiden Erklärungen die korrekte ist. Reimers: "Das kann noch Jahre dauern."