Die Technik zum Decodieren verkohlter Papyri wurde ursprünglich von der Nasa als Verfahren zur Analyse des Lichts von Sternen und Planeten entwickelt. Deren Licht wird durch das Verfahren multispektraler digitaler Bildauffächerung (MSI) gebrochen und zerfällt in ein Spektrum, das die chemischen Elemente und Verbindungen seiner Bestandteile identifizierbar macht. Damit wird die verkohlte Schrift auf den Papyri wie unsichtbare Tinte sichtbar.

Diese Technik wurde an Schriftrollen im Museum von Neapel erstmals von Steve Boras von der Brigham Young University in Utah (USA) angewandt. Er konnte aber nur einige der mit Tinte geschriebenen Buchstaben lesen, da es zwischen der Tinte und dem Papyrus darunter keinen ausreichenden Kontrast gab. Boras benutzte eine Digitalkamera mit hoher Empfindlichkeit für ein breiteres Lichtspektrum, die tief in infrarote Wellenlängen eindringen konnte. Als er schließlich einen Filter zwischenschaltete, der nur infrarotes Licht von 900 bis 950 Nanometer durchließ, tauchten die lange verlorenen Texte plötzlich klar lesbar auf. Die Tinte hatte offenbar infrarotes Licht anders absorbiert als das die Schriftzeichen umgebende Papyrusmaterial.