Forschung: Heute wird das Zentrum für Marine und Atmosphärische Wissenschaften (ZMAW) in Hamburg eingeweiht.

Der Forschungs- und Hochschulstandort Hamburg ist um ein Juwel reicher: Heute weihen Bundeswissenschaftsministerin Edelgard Bulmahn, Bürgermeister Ole von Beust und weitere hochrangige Gäste das Zentrum für Marine und Atmosphärische Wissenschaften, kurz ZMAW, an der Bundesstraße ein. Es fasst das Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI) mit sechs Universitätsinstituten zusammen und soll die internationale Stellung der Hamburger Meeres- und Klimaforschung weiter stärken.

Es geht vor allem um die Entwicklung von so genannten Erdsystemmodellen. Sie sollen die Nachfolger der Computermodelle zur Simulation des Klimas werden. Sehr früh wurden die Modelle mit Meeresdaten angereichert, um die Wechselwirkungen zwischen Ozean und Atmosphäre besser zu erfassen. "Die Zusammenarbeit zwischen dem MPI und den Uni-Instituten für Meteorologie und Meereskunde laufen seit fast 30 Jahren", sagt Prof. Hartmut Graßl, Sprecher des ZMAW. "Sie bildet die Keimzelle des neuen Zentrums."

Die Qualität der Modelle als Abbilder der Wirklichkeit lebt von der Qualität der Daten, die den Berechnungen zu Grunde liegen. Sie werden von Forschungsschiffen aus erhoben, von automatischen Messtationen in den Ozeanen aufgezeichnet, von Satelliten zur Erde gefunkt.

Inzwischen ist die internationale Forschergemeinde dabei, auch geologische und biologische Prozesse in die Modellierung zu integrieren - mit dem langfristigen Ziel, das komplexe Zusammenspiel im System Erde mehr und mehr zu verstehen. Auf Grundlage dieses Wissens lassen sich dann auch die Auswirkungen menschlichen Handels besser vorhersagen.

Dazu gehört die Frage, wie sich globale (Klima-)Veränderungen, aber auch regionale oder lokale Verschmutzungen sowie die Ausbeutung natürlicher Ressourcen wie Wasser, Fischbestände oder Böden auf die konkreten Lebensbedingungen der Menschen auswirken werden. Dieses Verständnis könnte zu einem Erd-Management führen, das die Lebensbedingungen langfristig sichert.

"Das Zentrum ist die Voraussetzung für die Erforschung des Erdsystems", betont Graßl. Gemeinsam formulieren nun Wissenschaftler des MPI, der Forschungsstelle Nachhaltige Umweltentwicklung, des Meteorologischen Instituts, der Institute für Meereskunde, für Biogeochemie und Meereschemie, für Geophysik, sowie für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft die Fragen, denen die Forscher vorrangig nachgehen wollen. Klimaforscher Graßl: "Allein dieser Prozess ist schon innovativ. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen erhalten wir völlig neue Forschungsperspektiven."

Natürlich reicht das Netz von Wissenschaftlern, die das Erdsystem erforschen, über Hamburg hinaus; es gibt nationale und internationale Forschungsinstitute, die mit den Hamburger kooperieren. In dem internationalen Netzwerk sei das ZMAW ein wichtigen Knotenpunkt, so Graßl. Zwischen 400 und 500 Mitarbeiter werden in den Zentrum forschen; ihre Zahl schwankt mit der Anzahl von Projekten. Derzeit sind es rund 150 Projekte, die überwiegend über Drittmittel finanziert sind - fünf bis sechs Millionen Euro kämen jährlich "von außen", so Graßl.

Die Bedeutung der Hamburger Meeres- und Klimaforschung sei durch das ZMAW gewachsen, sagt Graßl. "Nur wer in solchen Zentren arbeitet, wird so bekannt, dass er in den internationalen Wissenschaftlergruppen mitbestimmt, was global geforscht werden soll. Das tun einige Hamburger Spitzenforscher seit Jahren. Doch durch das ZMAW sind wir noch auffälliger geworden." Ein Global Player der Wissenschaft.

ZMAW-Einweihung im Fernsehen: Die Veranstaltung von heute Nachmittag wird zweitversetzt von Hamburgs neuem Bürger- und Ausbildungskanal TIDE ausgestrahlt: 20-23 Uhr, TV Kabelkanal 2, Internetadressen: www.tidenet.de, www.zmaw.de