Die Spinne als Innovations-Motor: Haften ohne Klebstoff

Hamburg. Wir können zum Mond fliegen, virtuelle Welten im Computer erschaffen. Wir können Gedichte schreiben und komplizierte Formeln errechnen. Und doch machen so kleine, vermeintlich dumme Wesen wie die Springspinne Evarcha arcuata uns mächtig etwas vor.

Der kleine schwarze Achtbeiner kann sich an der Decke festhalten und dabei das 173fache seines eigenen Gewichtes tragen. Forscher aus dem norddeutschen Bremen und dem schweizerischen Zürich haben nun unter dem Mikroskop herausgefunden, wie die Spinne das schafft.

Das Geheimnis - winzige Härchen - soll nun helfen, einen Ersatz für Klebstoffe zu entwickeln. Wie gigantisch die Haftleistung der Spinne ist, zeigt die Hochrechnung der Forscher: Eine Fläche mit einem Quadratmeter der Spinnenhaare könnte ein Gewicht von 24 Tonnen tragen. Die Spinne - ein Wesen, das von den meisten Menschen angewidert betrachtet wird, das möglichst gleich mit dem Staubsauger ins Jenseits befördert oder mit dem Lappen plattgemacht wird - geht nun wohl als Innovationsmotor in die Geschichte ein.

Dabei ist die Spinne nicht das einzige Lebewesen, zu dem wir statt herab- lieber hinaufschauen sollten: Die Blätter der Lotuspflanze haben uns gezeigt, wie Oberflächen beschaffen sein müssen, damit sie sich selbst reinigen. Der so genannte Lotuseffekt wird mittlerweile für Farben, Fassaden und Dachziegel eingesetzt.

Die Vögel wiesen dem Menschen den Weg zu besseren Flugzeugtragflächen. Der Furcht erregende Hai macht uns mit seiner Haut vor, wie strömungsgünstige Oberflächen (zum Beispiel von Flugzeugen) auszusehen haben. Und die Nase der Delfine zeigte Schiffbauingenieuren, wie sie die Schiffe dank eines Wulst-Bugs schneller und energiesparender machen können.

Die Liste der technischen Meisterleistungen ließe sich noch lange fortsetzen - der beste Ingenieur der Welt hat halt keinen Hochschulabschluss und arbeitet in keinem Büro. Der beste Ingenieur ist die Natur.